FCS-Tollhaus neben dem Ludwigspark
Was war das wieder für ein Fußball-Fest: Die Fans der acht Masters-Teilnehmer rockten die Saarlandhalle. Am Ende feierten die Rot-Weißen.
„Blau-Schwarz. Allez. Blau-Schwarz. Allez. Allez. Allez.“Hoppla. Was ist denn da los? Manch ein Spaziergänger, der bei diesem herrlichen Wetter über den Saarbrücker Rodenhof schlendert, der denkt, der FCS würde spielen. „BlauSchwarz. Allez. Blau-Schwarz. Allez. Allez. Allez.“Immer wieder hallt der Fangesang über den Rodenhof.
Und wie bei Heimspielen des FCS ist rund um den Rodenhof kein freier Parkplatz mehr zu finden.
Aber halt. Irgendetwas stimmt da nicht. Das Ludwigspark-Stadion liegt verwaist in der Sonne. Der 1. FC Saarbrücken hat bereits am Tag zuvor zu Hause gespielt. Der Drittligist hat vor 9418 Zuschauern mit 0:2 gegen den FC Ingolstadt verloren. Und der Gesang ist auch etwas leiser, als man ihn von der „Virage Est“aus der Stadionkurve kennt. Er kommt diesmal aus der Saarlandhalle neben dem Ludwigspark-Stadion. Darin sind keine 9418 Fans wie am Tag zuvor beim FCS. Aber der Saarländische Fußball-Verband hätte für das Finale der 30. Auflage des Volksbanken-Hallenmasters weit mehr als 10 000 Tickets verkaufen können. Wer eine der 3201 Eintrittskarten ergattert hat, der erlebt ein Fußball-Fest.
Zur hervorragenden Stimmung tragen die Fans des 1. FC Saarbrücken maßgeblich bei. Sie verwandeln einen Teil der ausverkauften Saarlandhalle in ein Fahnen-Meer. Singen und springen synchron auf der Tribüne. Gänsehaut-Atmosphäre beim Amateurfußball. Die FCSAnhänger unterstützen ihre zweite Mannschaft – genauso wie man es von ihnen aus dem LudwigsparkStadion kennt, wenn die Profis spielen. Erstmals seit 20 Jahren haben sich die Blau-Schwarzen wieder für das Masters qualifiziert – und überstehen auch dank der tollen Unterstützung ihrer Fans als Verbandsligist die Vorrunde im hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld. Und als der FCS II nach dem 3:2-Sieg im Saarbrücker Stadtduell gegen Saar 05 im Endspiel steht, flippt das blauschwarze Fanlager vor Freude aus.
Der kleine Leonas ist im FCS-Shirt mittendrin, statt nur dabei. Er ist mit Papa Tim Kreutzberger in der Saarlandhalle. Normalerweise feuert der Sechsjährige die FCS-Profis im Ludwigspark-Stadion an. Sein Lieblings-Fanlied? „Fußball-Club von 1903“, stimmen Leonas und sein Papa gemeinsam den Refrain an. Der G-Jugendspieler der SG Scheidt-Rentrisch war auch beim Pokal-Wunder dabei, als die BlauSchwarzen am 1. November den FC Bayern München aus dem Wettbewerb warfen. „Die Bayern hat man nicht gehört, wenn wir gesungen haben“, erzählt er stolz – und meint dann mit Blick auf die Stimmung in der Saarlandhalle: „Im Ludwigspark ist sie etwas schöner als hier, wo es aber auch toll ist.“
Der Fanblock des SV Auersmacher auf der gegenüberliegenden Seite macht sich das „Allez. Allez. Allez“zu eigen – und singt: „Auersmacher. Allez. Auersmacher. Allez. Allez. Allez.“Auch die Anhänger des Titelverteidigers geben ordentlich Gas. Doch trotz der lautstarken Unterstützung – unter anderem von der Fangruppe „Gegengerade“– läuft es beim Rekord-Sieger nicht rund. „Es ist gefährlich, wenn du als Titelverteidiger und Zweiter der Masters-Tabelle als Mitfavorit hoch gehandelt wirst“, sagt Marius Kruse aus Sitterswald. Er ist F-Jugendtrainer beim SV Auersmacher und trägt ein grünes T-Shirt, auf dessen Rückseite 1995, 2005, 2010, 2011, 2019 und 2023 steht – die Jahre, in denen der Oberligist den MastersTitel gewonnen hat. Diesmal ist in der Vorrunde Schluss.
Bis ins Finale kommt mit dem FV
Diefflen der zweite Oberligist im Teilnehmerfeld. Sehr zur Freude von Andrea Müllner. Die 60-Jährige aus Nunkirchen ist Vollblut-Fan der Rot-Weißen – seit 17 Jahren. Sie trägt sogar eine Perücke in den Vereinsfarben. „Wir sind mit zwei Bussen angereist“, erzählt sie stolz. Wir, das sind „Die Bawelsberger“. Der Fanclub des FV Diefflen hat bei dem Fußball-Fest in der Saarlandhalle am Ende den meisten Grund zum Feiern. Seine Mannschaft besiegt den FCS II im Finale mit 3:2. Was der Stimmung unter den Anhängern der Blau-Schwarzen keinen Abbruch tut. Sie feiern ihre Mannschaft.