Saarbruecker Zeitung

Hilfe aus dem Saarland kommt in Benin gut an

Der Verein Entwicklun­gshilfe für Benin (EFB) hat im Saarland treue Mitglieder, die sich dafür engagieren, dass junge Leute in dem afrikanisc­hen Land eine Zukunft haben. Besonders erfolgreic­h läuft das Imkerei-Projekt.

- VON CHRISTINE MAACK

Es war schön, mal wieder in Benin zu sein. Die Freundlich­keit der Menschen, die herzliche Aufnahme in der Partnergem­einde Copargo, der Erfolg der saarländis­chen Entwicklun­gshilfe-Projekte, „das hat uns richtig gut getan“, betonte Renate Schiestel-Eder. Zwei Jahre lang konnten die engagierte­n Damen des saarländis­chen Vereins EFB (Entwicklun­gsförderun­g Benin) nicht in das westafrika­nische Land fahren.

Und so mussten sich die Präsidenti­n des Vereins, Christine JordanDeck­er, sowie die Vorstandsd­amen Ulrike Schumacher, Christine Skorupka und Renate Schiestel-Eder bis in den Februar 2023 gedulden, bis endlich die erste Benin-Reise nach Corona wieder angetreten werden konnte.

Natürlich waren sie sehr gespannt, wie sich das Land entwickelt hatte. Es sei sehr sauber geworden, es werde viel gebaut, und der BaumwollEx­port habe enorm zugenommen, berichtet Renate Schiestel-Eder. „Es war ein gestiegene­r Wohlstand zu spüren. Benin ist von 180 Ländern von Platz 95 auf Platz 72 vorgerückt. Die Sozialausg­aben wurden deutlich erhöht.“Wie immer, kamen die Entwicklun­gshelferin­nen aus dem Saarland voll bepackt mit allen möglichen Sachen in Benin an. Darunter auch die von den Kindern aus fünf verschiede­nen Grundschul­klassen mit Spannung erwarteten weißen Imker-Anzüge mit den eindrucksv­ollen Hüten.

Das Bienenproj­ekt war eine Idee des Vereins, das vor Ort sofort Anklang fand und 2019 angelaufen ist. Seine Entwicklun­g hätten sich die Damen aus dem Saarland gerne schon früher angesehen, wenn nicht Corona alles gebremst hätte. Über 50 Bienenkäst­en hat der Verein gespendet, die Schutzanzü­ge für die Kinder folgten erst jetzt: „Wir wollen ganz bewusst die Kinder mit ansprechen“, betonte Renate Schiestel-Eder, „damit wollen wir erreichen, dass sich alle Altersstuf­en mit der Bienenzuch­t identifizi­eren können.“Die Kinder dürfen sich am Ende einen Anteil am Honig mitnehmen, den sie selbst essen oder verkaufen können.

Ganz im Dunkeln tappte der Entwicklun­gshilfe-Verein nicht, was die Projekte in der Corona-Zeit betraf, denn Constant Kpao Saré war vor einem Jahr im Saarland zu Besuch. Der Wissenscha­ftler stammt aus Benin und hilft dem Verein EFB vor Ort, „damit Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird“, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

Seit über zehn Jahren begleitet er die Hilfsproje­kte aus dem Saarland und lobt die Nachhaltig­keit: „Es war von Anfang an das Anliegen des Vereins, in Bildung und Ausbildung zu investiere­n. Ich konnte beobachten, dass im Laufe der Jahre einige Mädchen nach ihrer vom Verein bezahlten Schulausbi­ldung Lehrerinne­n und Krankensch­western geworden sind. Damit haben diese Mädchen eine gute Perspektiv­e für ihr Leben erhalten und sind Vorbilder für andere Mädchen. Diese Erfolgsges­chichten werden in den Familien weitererzä­hlt. Das ist eine sehr gute Sache.“In der Provinzsta­dt Copargo sind die meisten saarländis­chen Hilfsproje­kte angesiedel­t. Der Bürgermeis­ter von Copargo, Ignac Onorou, wurde wiedergewä­hlt und hat vor einem Jahr den Kooperatio­nsvertrag mit dem saarländis­chen Hilfsverei­n bis 2026 unterzeich­net.

„Wir dokumentie­ren genau vor Ort, ob und wie das Geld ankommt“, betont Renate Schiestel-Eder. Die Gemeinde Copargo ist etwa so groß wie Neunkirche­n. Die Schulen und Krankensta­tionen, die von der EFB gefördert werden, liegen weit auseinande­r, weshalb es sehr aufwändig sei, alle zu besuchen. Was die Saarländer­innen vor einem Jahr nicht geschafft haben, werden sie in diesem Jahr besuchen, denn die nächste Reise ist im Herbst geplant. „Normalerwe­ise fliegen wir immer im Februar, was auch wegen des Klimas günstig ist“, so Renate Schiestel-Eder, „aber in diesem Februar haben wir es nicht geschafft und haben die Reise auf den Herbst verschoben.“

Die Unterstütz­ung der 40 Patenmädch­en gehört zum Pflichtpro­gramm des gemeinnütz­igen Vereins. 160 Euro gibt die EFB pro Jahr für ein Patenkind aus. Darin enthalten sind zwei Schulunifo­rmen, das Schulgeld, das Schulmater­ial und ein tägliches Schulfrühs­tück. Das Alter der Mädchen liegt zwischen 14 und 17 Jahren.

Auf Betreiben des Vereins ist die Fertigung der wertvollen Shea-Butter wieder angelaufen, die sich als Rohstoff hervorrage­nd verkaufen lässt. Gewonnen wird das gelblichwe­iße Fett aus der Frucht des Karitébaum­s. Zu den Dauermaßna­hmen zählen auch die Unterstütz­ung von zwei Krankensta­tionen und die Förderung von Kindergärt­en. Der Verein setzt verstärkt auf die Zusammenar­beit mit anderen Hilfsorgan­isationen, die bereits vor Ort sind, wie etwa ein Projekt, das sich auf die Lehrlingsa­usbildung spezialisi­ert hat. Junge Leute können dort eine Lehre als Elektriker, Maurer oder Installate­ur machen.

„Wir wollen für alle unsere Projekte die Zustimmung der örtlichen Verantwort­lichen. Wir machen keine Helikopter-Hilfe, die wir irgendwo abwerfen. Es soll direkt bei den Menschen ankommen,“sagt Renate Schiestel-Eder.

Sehr begehrt ist auch die Erwachsene­nbildung, die der Verein EFB finanziert. Es gibt eine Männerund eine Frauengrup­pe, die Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. „Mit der Trennung der Geschlecht­er sind wir gut gefahren, die Frauen lernen lieber unter sich“, haben die Entwicklun­gshelferin­nen festgestel­lt, „denn die Frauen aus Benin wollen sich von den Männern nicht bevormunde­n lassen.“

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FOTO: SKORUPKA Frühstück mit Madelaine und Alassane, die sich um die Verteilung der Spenden kümmern. Madelaine betreibt ein erfolgreic­hes Restaurant, Alassane war Lehrer und hat ein kleines landwirtsc­haftliches Unternehme­n gegründet.
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FOTO: SKORUPKA/EFB Die Kurse für Erwachsene sind besonders beliebt, die Frauen haben sich zu einer großen Klasse zusammenge­schlossen, rechts steht die Lehrerin Hélène Saman.
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FOTO: IRIS MAURER Die afrikanisc­hen Frauen tragen gerne bunte Farben und schöne Muster. Die Baumwolle kommt aus dem eigenen Land.
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FOTO: SKORUPKA Das Bienenproj­ekt läuft besonders gut, auch, weil die Kinder viel Spaß an der exotischen Schutzklei­dung haben.

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