Willkommen im Abstiegskampf
Fußball-Zweitligist SV Elversberg gibt 1:0-Führung bei Hansa Rostock noch aus der Hand. Rot für Abwehrchef Jäkel.
Und plötzlich sind es nur noch fünf Punkte Abstand bis zum Relegationsplatz und einem möglichen Abstieg in die 3. Fußball-Liga. Nach zuvor vier Spielen ohne Sieg verlor die SV Elversberg am Samstag auch beim Tabellen-17. FC Hansa Rostock mit 1:2 (1:0). Fünf Spiele ohne Sieg gab es in mehr als fünf Jahren mit Trainer Horst Steffen noch nie.
„Ja, es kann sein, dass wir da hinten reinrutschen, es kann aber auch nicht sein. In der vergangenen Saison haben wir 17 Punkte Vorsprung in der 3. Liga fast verspielt. Das kann im Fußball passieren. Wir sind aber überzeugt davon, dass wir unsere Punkte sammeln werden und dass wir auch in den nächsten Wochen sehr aufmerksam spielen werden“, sagte Steffen.
Der Trainer war auch einen Tag nach dem zweiten Rostock-Drama in dieser Saison immer noch voller Emotionen. Denn so gut wie jedem war klar, dass es vor 24 000 Zuschauern im Ostsee-Stadion kein irres Verlängerungs-Drama geben würde wie noch im Hinspiel. Im Sommer verlor die SVE trotz 1:0-Führung in einer wahnsinnigen, 14-minütigen Nachspielzeit noch mit 1:2.
Doch es nahm am Samstag einen ähnlichen Verlauf. Die SVE spielte mit Vierer-Abwehrkette und Paul Wanner im offensiven Mittelfeldzentrum. Paul Stock musste auf die Bank, Manuel Feil rückte auf die rechte Seite. Die SVE verteidigte die vielen langen Bälle der Rostocker stark und ging in der 40. Minute mit 1:0 in Führung. Rechtsverteidiger Hugo Vandermersch bereitete sein erstes Saisontor vor und flankte an den Fünf-Meter-Raum zu Luca Schnellbacher. Der köpfte mit sei
nem sechsten Saisontreffer das 1:0.
„Wir waren richtig gut im Spiel, haben aber vor und nach der Führung unsere Torchancen nicht genutzt“, sagte Schnellbacher. Davor schoss Jannik Rochelt aus zwölf Metern drüber (29.) und traf in der 35. Minute aus fünf Metern den Ball nicht richtig. Auch nach dem Seitenwechsel ging es nur in Richtung des Rostocker Tores. Einzig die zündende Idee und der richtige Abschluss der Saarländer fehlte.
Und dann kam der erste Genickschlag: Nach einem weiten Einwurf von Jannis Lang verlängerte Oliver Hüsing den Ball mit dem Kopf, und Dennis Dressel traf mit einem Volleyschuss aus 16 Metern zum 1:1 (69.). Bis dahin waren die Rostocker kaum in der Hälfte der Elversberger.
Steffen reagierte offensiv und brachte Stürmer Wahid Faghir für Mittelfeldspieler Feil (78.). Feil ließ bis dahin auch zwei Großchancen liegen (53., 73)., spielte aber insge
samt stark. Auch Faghir fügte sich gut ein. Er lief in der 88. Minute alleine auf das Tor zu, doch Schiedsrichter Florian Heft pfiff ein vorangegangenes Foulspiel von Faghir an Jannis Lang, das selbst die TV-Bilder nicht bestätigen konnten. Faghir schoss den Ball trotzdem ins Tor und sah die Gelbe Karte.
Die SVE probierte alles, um das Spiel noch zu gewinnen – und dann kam die Nachspielzeit. Nach einem Getümmel im SVE-Strafraum zog
Hüsing ab, und der am Boden liegende SVE-Innenverteidiger Frederik Jäkel bekam den Ball an den Ellenbogen. Heft pfiff Elfmeter, zeigte Jäkel die Rote Karte, und Kai Pröger verwandelte in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Strafstoß zum 2:1-Sieg für den FC Hansa. Jäkel fehlt der SVE damit am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.
„Es war kein Foul von Wahid Faghir. Und vor der Flanke, die zum Elfmeter führte, war der Ball klar im Aus. Zudem sehe ich bei diesem Handspiel keine Absicht und deshalb keine Rote Karte. Es ist noch nicht mal so, dass wir mehr Spielglück brauchen. Es müssen einfach nur die Fehlentscheidungen gegen uns aufhören“, sagte Steffen.
Mersad Selimbegovic schwebte derweil auf Wolke sieben. Der neue Rostock-Trainer gewann gleich das erste Spiel im eigenen Stadion. Er sah die 90 Minuten aber nicht viel anders als Steffen. „Ich habe größten Respekt vor der Leistung der SVE und bin mir sicher, dass die nicht viele Spiele so unglücklich verlieren werden. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nicht so viele Spiele so glücklich gewinnen werden.“