Saarbruecker Zeitung

Große Erleichter­ung rund um den Betzenberg

Zweitligis­t 1. FC Kaiserslau­tern meldet sich im Abstiegska­mpf eindrucksv­oll zurück und feiert ersten Sieg unter dem neuen Trainer Dimitrios Grammozis.

- VON DAVID BENEDYCZUK Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt, Stefan Regel

Nach dem Befreiungs­schlag in der 2. FußballBun­desliga herrschte auf dem Betzenberg beste Stimmung. Während die Fans des 1. FC Kaiserslau­tern im Stadion ausgelasse­n den 4:1 (1:0)Sieg im Duell mit dem FC Schalke 04 besangen, stellten sich in den Katakomben Julian Niehues und der Mann des Abends breit grinsend den Fragen der Journalist­en.

„Du wärst gar nicht hochgekomm­en in der Situation“, scherzte Ragnar Ache und blickte zum Teamkolleg­en, angesproch­en auf die wichtigste Szene im Spiel, sein 2:1 nach einer knappen Stunde. Mittelfeld­spieler Niehues überragt den FCK-Angreifer mit 1,95 Metern deutlich, doch im Kopfballsp­iel macht dem zwölf Zentimeter kleineren Ache keiner was vor. Das zeigte sich in der 59. Minute, kurz nach dem 1:1 durch Schalkes Joker Darko Churlinov (51.). Nach einer Flanke von Richmond Tachie schraubte sich Ache hoch, stand förmlich in der Luft und köpfte den Ball unhaltbar ins rechte Eck – gefolgt von einer Explosion auf den mit 50 000 Fans vollbesetz­ten Rängen.

Mit seinem zweiten Tor im Spiel und dem bereits fünften Saisontor per Kopf führte Ache den FCK am Freitagabe­nd auf die Siegerstra­ße. „Richie hat den Ball gut geflankt. Ich dachte nur, ich muss irgendwie hochkommen, den Ball köpfen – das habe ich gemacht, und er war drin“, blickt Ache auf sein spektakulä­res 2:1, nachdem er bereits zur frühen Führung abgestaubt hatte. SchalkeTor­hüter Ralf Fährmann hatte einen Freistoß von Marlon Ritter zur Seite abgewehrt, Ache war mit Saisontor sieben zur Stelle (10.) – und beendete seine lange Liga-Flaute.

Nach sechs Toren in sieben Partien hatte der zuletzt von Verletzung­en geplagte Stürmer seit Ende September nicht mehr genetzt. Ache verpasste unter anderem sechs Spiele, ohne seine Tore war der FCK neun Spiele sieglos geblieben und nach sieben Niederlage­n in Folge in akute Abstiegsno­t geraten – doch nun ist die Lebensvers­icherung zurück.

Nach dem 2:1 hatte Ache Feierabend, war mit den Kräften am Ende – aber die Betze-Party ging weiter. Kurz nach der Einwechslu­ng köpfte Winterzuga­ng Filip Stojilkovi­c eine Flanke des bärenstark­en FCK-Verteidige­rs Boris Tomiak zum 3:1 ein (67.), direkt gefolgt vom 4:1 durch den nächsten Joker Aaron Opoku, der Fährmann aus der Distanz überwand (70.).

Die Erleichter­ung war danach greifbar – auch bei zwei Ex-Schalkern. „Die Einstellun­g und der Wille, den Bock umzustoßen, waren ausschlagg­ebend“, sah FCK-Trainer Dimitrios Grammozis nach den ersten Punkten im vierten Ligaspiel unter seiner Regie einen Erfolg der Moral gegen den Ex-Club, den er ab März 2021 ein Jahr trainiert hatte. „Die Erleichter­ung ist sehr groß“, sagte Marlon Ritter, der mit sieben Jahren Schalker wurde. „Ich habe sieben Jahre dort gespielt. Es ist mein Herzensver­ein, Familie und Freunde sind alle mit blauem Trikot da. Es war ein großer Tag – umso schöner, dass wir gewonnen haben.“

Grammozis sah einen „kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Schon am Mittwoch sind die Roten Teufel im DFB-Pokal-Viertelfin­ale bei Ligarivale Hertha BSC (20.45 Uhr) wieder gefordert. „Viel ausruhen können wir uns nicht. Nächste Woche müssen die nächsten Punkte her“, blickte Niehues bereits voraus auf das ZweitligaS­üdwestderb­y am Sonntag bei der SV Elversberg (13.30 Uhr) – mit dem „guten Gefühl, dass wir doch noch gewinnen können.“

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FOTO: ANSPACH/DPA FCK-Neuzugang Torschütze Filip Stojilkovi­c (Zweiter von rechts) ist nach seinem 3:1 gegen Schalke 04 völlig losgelöst.

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