Große Erleichterung rund um den Betzenberg
Zweitligist 1. FC Kaiserslautern meldet sich im Abstiegskampf eindrucksvoll zurück und feiert ersten Sieg unter dem neuen Trainer Dimitrios Grammozis.
Nach dem Befreiungsschlag in der 2. FußballBundesliga herrschte auf dem Betzenberg beste Stimmung. Während die Fans des 1. FC Kaiserslautern im Stadion ausgelassen den 4:1 (1:0)Sieg im Duell mit dem FC Schalke 04 besangen, stellten sich in den Katakomben Julian Niehues und der Mann des Abends breit grinsend den Fragen der Journalisten.
„Du wärst gar nicht hochgekommen in der Situation“, scherzte Ragnar Ache und blickte zum Teamkollegen, angesprochen auf die wichtigste Szene im Spiel, sein 2:1 nach einer knappen Stunde. Mittelfeldspieler Niehues überragt den FCK-Angreifer mit 1,95 Metern deutlich, doch im Kopfballspiel macht dem zwölf Zentimeter kleineren Ache keiner was vor. Das zeigte sich in der 59. Minute, kurz nach dem 1:1 durch Schalkes Joker Darko Churlinov (51.). Nach einer Flanke von Richmond Tachie schraubte sich Ache hoch, stand förmlich in der Luft und köpfte den Ball unhaltbar ins rechte Eck – gefolgt von einer Explosion auf den mit 50 000 Fans vollbesetzten Rängen.
Mit seinem zweiten Tor im Spiel und dem bereits fünften Saisontor per Kopf führte Ache den FCK am Freitagabend auf die Siegerstraße. „Richie hat den Ball gut geflankt. Ich dachte nur, ich muss irgendwie hochkommen, den Ball köpfen – das habe ich gemacht, und er war drin“, blickt Ache auf sein spektakuläres 2:1, nachdem er bereits zur frühen Führung abgestaubt hatte. SchalkeTorhüter Ralf Fährmann hatte einen Freistoß von Marlon Ritter zur Seite abgewehrt, Ache war mit Saisontor sieben zur Stelle (10.) – und beendete seine lange Liga-Flaute.
Nach sechs Toren in sieben Partien hatte der zuletzt von Verletzungen geplagte Stürmer seit Ende September nicht mehr genetzt. Ache verpasste unter anderem sechs Spiele, ohne seine Tore war der FCK neun Spiele sieglos geblieben und nach sieben Niederlagen in Folge in akute Abstiegsnot geraten – doch nun ist die Lebensversicherung zurück.
Nach dem 2:1 hatte Ache Feierabend, war mit den Kräften am Ende – aber die Betze-Party ging weiter. Kurz nach der Einwechslung köpfte Winterzugang Filip Stojilkovic eine Flanke des bärenstarken FCK-Verteidigers Boris Tomiak zum 3:1 ein (67.), direkt gefolgt vom 4:1 durch den nächsten Joker Aaron Opoku, der Fährmann aus der Distanz überwand (70.).
Die Erleichterung war danach greifbar – auch bei zwei Ex-Schalkern. „Die Einstellung und der Wille, den Bock umzustoßen, waren ausschlaggebend“, sah FCK-Trainer Dimitrios Grammozis nach den ersten Punkten im vierten Ligaspiel unter seiner Regie einen Erfolg der Moral gegen den Ex-Club, den er ab März 2021 ein Jahr trainiert hatte. „Die Erleichterung ist sehr groß“, sagte Marlon Ritter, der mit sieben Jahren Schalker wurde. „Ich habe sieben Jahre dort gespielt. Es ist mein Herzensverein, Familie und Freunde sind alle mit blauem Trikot da. Es war ein großer Tag – umso schöner, dass wir gewonnen haben.“
Grammozis sah einen „kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Schon am Mittwoch sind die Roten Teufel im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Ligarivale Hertha BSC (20.45 Uhr) wieder gefordert. „Viel ausruhen können wir uns nicht. Nächste Woche müssen die nächsten Punkte her“, blickte Niehues bereits voraus auf das ZweitligaSüdwestderby am Sonntag bei der SV Elversberg (13.30 Uhr) – mit dem „guten Gefühl, dass wir doch noch gewinnen können.“