Saarbruecker Zeitung

Die zwei Gesichter der Aryna Sabalenka

Mit einer beeindruck­enden Dominanz verteidigt die Tennisspie­lerin aus Belarus ihren Titel in Melbourne.

- VON LARS REINEFELD

(dpa) Den zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere feierte Aryna Sabalenka ausgelasse­n mit ihrem Team. Bei TikTok ließ die alte und neue MelbourneK­önigin ihre Fans teilhaben, wie sie mit Freunden und Begleitern freudetrun­ken tanzte. „Wir machen immer verrückte Dinge“, sagte die Nummer zwei der Tennis-Welt nach ihrem 6:3, 6:2 gegen die Chinesin Zheng Qinwen im Finale der Australian Open.

Auch beim Champions-FotoShooti­ng am Royal Exhibition Building im Carlton Gardens witzelte

„Wenn ich außerhalb des Courts so wäre wie darauf, dann wäre ich wahrschein­lich sehr alleine.“Aryna Sabalenka Australian-Open-Siegerin

und blödelte Sabalenka am Sonntag im edlen weißen Kleid mit den Fotografen. Bilder, die man sich kaum vorstellen kann, wenn man die 25-Jährige auf dem Tennisplat­z beobachtet. Denn so locker und gelöst sich die in den vergangene­n Jahren extrem gereifte Belarussin abseits des Courts gibt, so konzentrie­rt und verbissen agiert sie während der Partien. „Es ist gut, dass es zwei Arynas gibt, eine auf und eine neben dem Platz“, sagte Sabalenka: „Denn wenn ich außerhalb des Courts so wäre wie darauf, dann wäre ich wahrschein­lich sehr alleine.“

Auf dem Platz kennt Sabalenka keine Gnade. Das bekamen all ihre Gegnerinne­n zu spüren. Angefangen von der deutschen Qualifikan­tin Ella Seidel in der ersten Runde über US-Open-Champion Coco Gauff im Halbfinale bis zur Chinesin Zheng

Qinwen im einseitige­n und nur 76 Minuten dauernden Endspiel – gegen eine Sabalenka in Topform hatte im Melbourne Park niemand eine Chance. Mit ihren wuchtigen Grundschlä­gen und ihrem starken Aufschlag bestimmte sie jede Sekunde das Geschehen auf dem Platz. Der Lohn: Ohne Satzverlus­t rauschte Sabalenka durch das erste GrandSlam-Turnier der Saison und konnte am Samstag völlig verdient wieder den Daphne Akhurst Memorial Cup

aus den Händen von Australien­s Tennis-Legende Evonne Goolagong entgegenne­hmen. Als fünfte Spielerin in diesem Jahrhunder­t gab sie in Melbourne keinen Satz ab.

Mit ihrem ersten Grand-Slam-Titel im vergangene­n Jahr hatte Sabalenka ihre eigenen Zweifel besiegt. Vom Potenzial her galt sie schon länger als Sieganwärt­erin bei den großen Turnieren, zeigte aber in den entscheide­nden Phasen oftmals Nerven. Doch mit harter Arbeit be

kam sie nicht nur ihren manchmal zittrigen Aufschlag in den Griff, sondern lernte auch, mit dem Druck umzugehen. „Es war eine lange Reise“, beschrieb Sabalenka den Prozess der vergangene­n Jahre. War der Titelgewin­n 2023 ein Triumph gegen die Zweifel, ist der Triumph 2024 einer der Bestätigun­g. „Es war mir sehr wichtig, nicht eine der Spielerinn­en zu sein, die einen Titel gewinnen und dann verschwind­en“, sagte Sabalenka.

Nun sollen weitere Titel folgen. „Ich glaube, dass ich letztes Jahr gezeigt habe, dass ich auf jedem Untergrund erfolgreic­h spielen kann“, sagte Sabalenka, die im vergangene­n Jahr bei allen vier Grand-SlamTurnie­ren mindestens im Halbfinale stand. „Wenn ich so weiterarbe­ite wie bisher, bin ich überzeugt davon, dass ich auch auf Sand und Rasen erfolgreic­h sein kann“, sagte sie mit Blick auf die folgenden Grand Slams in Paris und Wimbledon.

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FOTO: BAKER/AP Australian-Open-Siegerin Aryna Sabalenka hatte beim Fototermin mit dem Daphne Akhurst Memorial Cup mächtig Spaß.

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