Die besten Fastnachter auf einer Bühne
Die Top-Akteure der saarländischen Karnevalisten-Szene trafen sich zur Narrenschau in St. Ingbert. Sie brachten den Saal zum Brodeln.
ST. INGBERT Sechs Stunden Schunkler, Spaß und Stimmung nonstop mit 350 Aktiven aus den acht Regionalbezirken und 180 Mitgliedsvereinen des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine ( VSK) – die Saarländische Narrenschau vereinte am Sonntagabend in der Alten Schmelz in St. Ingbert „die besten Büttenredner, Tänzer und Musiker“, so Sitzungs-Präsident Stefan Regert.
Unter den fast ausnahmslos kostümierten Besuchern waren auch zahlreiche Politik-Vertreter aus der Ministerregie der Landesregierung, zum Beispiel Reinhold Jost, Magnus Jung, Petra Berg und Christine Streichert-Clivot, die als Außerirdische kostümiert war: „Ich komme aus einer fernen Galaxie“, scherzte sie. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger kam später direkt aus Berlin nach St. Ingbert. Der Einladung des VSK, wie ihre Amtsvorgänger selbst in die Bütt zu gehen, folgte sie nicht und erklärte grinsend: „Ich bin ja oft in der Bütt.“Sie beschränke sich lieber auf die politischen Reden: „Man muss immer den Profis das jeweilige Geschäft überlassen.“Aber dafür hatte sie ein anderes Präsent dabei: die Urkunde zur Aufnahme der saarländischen Fastnacht als immaterielles Kulturgut. „Wir können im Moment nichts mehr gebrauchen als Frohsinn“, sagte Rehlinger.
Zu den Urgesteinen der Narrenschau-Büttenredner gehört „De Läädisch“, Joachim Moser. In seiner Rede ging es dieses Mal nicht nur um seine ständigen Probleme mit seinem Lawinsche ein, mit dem er trotz aller Höhen und Tiefen jetzt schon 26 Jahre zusammen ist, sondern er teilte auch in Richtung Berlin aus. Die aktuelle Bundesregierung sei das beste Beispiel für den Fachkräftemangel wetterte er. Fernseh-Koch „Chez Albert“alias Albert Sieger verwöhnte seine Lieben mit Gag-Häppchen, während Christian Festus Lauer feststellen musste: „Mei Frau und ich sin net kompatibel“und entschied, im nächsten Leben lieber Junggeselle zu bleiben. Klaus Reichert hatte in seiner Rolle als „De Wuschd“ebenfalls seine Probleme mit Frauen: „Die erste ist abgehauen, die zweite leider nicht“, sagte er. Schon seit Anfang der 2000er Jahre ist der inzwischen 68-Jährige mit dieser Figur unterwegs.
Die zwölfjährige Carla Lang war die jüngste Rednerin des Abends und vor ihrem Auftritt ziemlich aufgeregt. Die Schülerin gewann in ihrer Kategorie den NewcomerWettbewerb „Vorstellabend der Narren“. In ihrem Beitrag „Mein Bruder als Hausmann!“erzählte sie davon, was alles schief gelaufen ist, als ihr älterer Bruder daheim den Haushalt schmeißen und für die Geschwister kochen musste, während ihre Eltern im gewonnenen Urlaub waren. Ihr Narrenschau-Debüt meistere Lang dagegen mit Bravour.
Ebenfalls als Sieger ihrer Kategorie beim „Vorstellabend der Narren“waren Petra Gorek und Tanja Fuhrmeister als „Tussi und Trampel“mit von der Partie. „Der Mann am Klavier“, Jonas Degen, hatte mit seinem kabarettistischen-musikalischen Jahresrückblick die Menge schnell im Griff. Dieses Mal stand seine Rolle als Papa allerdings eindeutig im Vordergrund. Zurzeit fangen seine Kleinen damit an, ihn mit Fragen zu löchern und wollen zum Beispiel wissen, warum es Papa- und nicht Mamagei heißt. Im Gegensatz zum Vorjahr, in denen die Pandemie noch zahlreiche Beiträge prägte, gab es dieses Mal kein durchgängiges Thema im Programm der Akteure.
Dafür, dass der Saal brodelte, sorgten unter anderen die VSKStammband „Die Konsorten“und die Betschbacher Buben, die die Lyonerwurst und den Dibbelabbes besangen. Die „Badsaichers“setzten dagegen auf Stimmungs-Klassiker wie „Do Sima dabei“und sorgten dafür, dass die „Polonaise Blankenese“durch die Alte Schmelz zog.
Besonders stark im Programm vertreten waren Tanzeinlagen, die für Sitzungs-Präsident Stefan Reger zu den persönlichen Höhepunkten der Fernseh-Aufzeichnung gehörten. Zahlreiche Saarlandmeister präsentierten ihr Können. Etwas ganz besonderes war aber für alle Beteiligten der Auftritt der Saarlandgarde, die sich aus rund 30 Tänzerinnen aus allen acht Regionalbezirken des VSK zusammensetzt.
Gemeinschaft herrschte bei der Narrenschau nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum: Politiker, Mitglieder der Vereine und Gäste feierten zusammen ausgelassen. Oder, wie es das VSKPrinzenpaar des Jahres, seine Tollität Feldmarschall Nico I. und ihre Lieblichkeit Prinzessin Nadine I., ausdrückte: „Die Liebe zur Fastnacht vereint uns alle.“
Zum Abschluss des langen Abends traf Travestie-Künstler Nico Heib mit seiner schillernden Show auf das Männerballett der KarnevalsGesellschaft Rot-Weiß Losheim, das nachts im Museum unterwegs war.
Die Saarländische Narrenschau wird am 5. Februar, 20.15 Uhr, und am 12. Februar, 15.30 Uhr, im SR-Fernsehen ausgestrahlt.