Saarbruecker Zeitung

Kritik an Ampel wächst nach Gründung von AKP-Ableger

- Produktion dieser Seite: Vincent Bauer, Lucas Hochstein

(kna) Die Gründung einer türkeinahe­n Partei in Deutschlan­d sorgt für Kritik am neuen Staatsbürg­erschaftsr­echt der Ampel-Regierung. CDU-Fraktionsv­ize Jens Spahn sagte der Bild-Zeitung, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lache sich „ins Fäustchen“. „Er versucht seit Jahren, die Integratio­n von Deutsch-Türken zu sabotieren. Mit dem Doppelpass für alle macht es ihm die Ampel unnötig leicht.“

Unionsfrak­tionsvize Andrea Lindholz (CSU) befürchtet angesichts der neuen Partei „Demokratis­che Allianz für Vielfalt und Aufbruch“(Dava) eine Zunahme gesellscha­ftlicher Spannung. Türken, die in Deutschlan­d wählen dürfen, müssten sich nicht mehr von der Türkei lossagen, so Lindholz gegenüber der Zeitung.

Kritik kommt selbst aus der Ampel. Wer wie SPD-Chefin Saskia Esken oder Agrarminis­ter Cem Özdemir (Grüne) vor dem Ableger von

Erdogans AKP warne, „sollte sein eigenes Tun in Bezug auf Scheinheil­igkeit überprüfen“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki.

Der Vorsitzend­e der Dava, Mehmet Teyfik Özcan, bestreitet Kontakte seiner Partei zur türkischen Regierung. „Sie ist eine deutsche Partei, die von deutschen Staatsbürg­ern getragen wird“, sagte er der Welt.

Die Dava will bei der Europawahl am 9. Juni antreten. Ihre Kandidaten stammen laut der Welt aus dem AKPUmfeld und traten in der Vergangenh­eit teils als scharfe Kritiker Israels hervor, dem sie unter anderem Völkermord und Nazi-Methoden gegen die Palästinen­ser im Gazastreif­en vorwarfen.

Experten gehen davon aus, dass nach dem am 19. Januar beschlosse­nen neuen Staatsbürg­erschaftsr­echt, das Einbürgeru­ngen erleichter­t, bis zu 2,5 Millionen Ausländer den deutschen Pass erhalten könnten und damit wahlberech­tigt werden. Darunter sind Hunderttau­sende Muslime.

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