Mehr Ehrlichkeit in der Bildungspolitik
Manchmal muss man Selbstverständliches in Erinnerung rufen. Vor allem, wenn dessen Tragweite – das Allgemeingültige darin – aus den Augen gerät. Dazu gehört der Satz in Lennart Seimetz` Buch „Auch wenn wir Schüler*innen nur wenige Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind wir doch 100 Prozent Ihrer und unserer Zukunft“. Weil dies so ist, bleibt Bildung unser kostbarster Rohstoff. Aktuell auch aus Gründen des Demokratieerhalts.
Weil sich dies nicht wegdiskutieren lässt, muss es mit Blick auf das System Schule eine politische Kernaufgabe sein, den tagtäglich Involvierten – den Schülern und Lehrkräften, aber auch Eltern – mehr Gehör zu schenken, soll das System tatsächlich verbessert werden. Das Bildungsministerium sollte etwa die Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Landeselternvertretung Gymnasien ernst nehmen. Und damit den von ihr und von Lehrerverbänden erhobenen Vorwurf, dass das Ministerium Dinge gerne schönrede und weiter Intransparenz pflege. Das wünschenswerte Pendant, eine Elternumfrage an Gemeinschaftsschulen, werde auf den Weg gebracht, kündigt der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GLEV), Stefan Kreis, an. Er beklagt dasselbe Defizit wie Ex-Landesschülersprecher Seimetz: An Gymnasien werde zwar viel Wert auf Studierfähigkeit gelegt, doch viel zu wenig auf „Lebensfähigkeit“. Das machen die Gemeinschaftsschulen besser.
Beschönigungen mögen der Problemverschleppung dienen. Verbergen lassen sich die Baustellen damit nicht. Weshalb etwa auch Gewalt-, Drogen- und Disziplinierungsprobleme an Schulen offen thematisiert gehören. Genauso wie die Unterpersonalisierung der Kollegien und der vielbeschworenen multiprofessionellen Teams, die dazu führt, dass AGs im Ganztag „als erstes hinten runterfallen“, so der GLEV-Vorsitzende Kreis. Mehr Ehrlichkeit wäre da ein Weg, um Schüler, Eltern und Lehrer ins Boot zu nehmen.