Saar-Polizei gedenkt der vor zwei Jahren bei Kusel getöteten Polizisten
„Kommt schnell! Die schießen!“– zwei Jahre ist dieser Funkspruch jetzt her. Und für etliche Menschen, die von den Polizistenmorden von Kusel betroffen waren, ist seitdem nichts mehr, wie es vorher war.
Dabei schien es zuerst ein Standardeinsatz zu sein: Oberkommissar Alexander K. und Polizeikommissar-Anwärterin Yasmin B. fuhren am 31. Januar 2022 Streife in der Umgebung von Ulmet im Landkreis Kusel, um eine Einbruchsserie aufzuklären. Ein an einer Landstraße stehender Kastenwagen mit totem Wild im Kofferraum fällt ihnen auf, sie halten an, um die Fahrer zu kontrollieren. Nicht einmal eine Minute später kommt der Hilferuf per Funkspruch. Kurz darauf sind Yasmin B. aus Homburg und Alexander K. aus Freisen tot.
Erschossen von dem Saarländer Andreas S. Der 40-Jährige wollte mit der Tat seine Wilderei verdecken. Das urteilte das Landgericht Kaiserslautern im November 2022. Andreas S. wird zu lebenslanger
Haft verurteilt. Zusätzlich wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Seit Juli 2023 ist das Urteil rechtskräftig.
Das Verfahren ist gerichtlich also abgeschlossen – für die Menschen ist das Verbrechen jedoch längst nicht vergessen. Unweit des Tatorts steht mittlerweile eine Gedenkstätte für die beiden Verstorbenen. Auch am Tatort selbst steht ein Holzkreuz. „Man sieht, dass das frequentiert und gepflegt wird“, bestätigt der Bürgermeister der Stadt Kusel, Jochen Hartloff (SPD). Die Tat sei immer noch präsent: „Das ist etwas, das im kollektiven Gedächtnis ist.“
Das bestätigt auch die Polizei im Saarland. Markus Sehn, der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) im Saarland, teilt auf SZ-Anfrage mit, dass sich die Gewerkschaft an diesem Donnerstag an einem internen Gedenkgottesdienst im Polizeizentrum Guy Lachmann in Kirkel beteiligen werde. Der Gottesdienst sei nicht nur für Yasmin und Alexander, sondern auch für alle anderen im Dienst verstorbenen Kollegen und Kolleginnen gedacht.
Auf die Frage, ob die Tat von Kusel für die Polizei viel verändert habe, hebt Sehn hervor, dass immer noch Handlungsbedarf bestehe. Derart schreckliche Verbrechen seien zum Glück die Ausnahme – dennoch müssten Polizei, Behörden und Landesregierung darauf vorbereitet sein. Insbesondere im Streifendienst, aber auch beim Verkehrsdienst und der Bereitschaftspolizei fehle dafür immer noch die geeignete Ausstattung und vor allem ausreichend Aus- und Fortbildung. „Zu wenig Personal für zu viel Arbeit bedeutet auch, dass zu wenig Zeit für Aus- und Fortbildung, wie zum Beispiel im Bereich Schießen besteht. Gleichzeitig werden mehr Einsatztrainer und vor allem moderne und funktionstüchtige Schießanlagen benötigt“, fordert Sehn.
Erfreulicherweise seien mittlerweile die Polizeifahrzeuge mit Dashcams ausgestattet. Für diese fehle es im Saarland aber immer noch an einer umfassenden Eingriffsermächtigung. „Warum die Landesregierung hier weiter untätig bleibt, ist nicht nachvollziehbar“, kritisiert der Landesvorsitzende.