Saarbruecker Zeitung

Saar-Polizei gedenkt der vor zwei Jahren bei Kusel getöteten Polizisten

- VON NIKLAS FOLZ

„Kommt schnell! Die schießen!“– zwei Jahre ist dieser Funkspruch jetzt her. Und für etliche Menschen, die von den Polizisten­morden von Kusel betroffen waren, ist seitdem nichts mehr, wie es vorher war.

Dabei schien es zuerst ein Standardei­nsatz zu sein: Oberkommis­sar Alexander K. und Polizeikom­missar-Anwärterin Yasmin B. fuhren am 31. Januar 2022 Streife in der Umgebung von Ulmet im Landkreis Kusel, um eine Einbruchss­erie aufzukläre­n. Ein an einer Landstraße stehender Kastenwage­n mit totem Wild im Kofferraum fällt ihnen auf, sie halten an, um die Fahrer zu kontrollie­ren. Nicht einmal eine Minute später kommt der Hilferuf per Funkspruch. Kurz darauf sind Yasmin B. aus Homburg und Alexander K. aus Freisen tot.

Erschossen von dem Saarländer Andreas S. Der 40-Jährige wollte mit der Tat seine Wilderei verdecken. Das urteilte das Landgerich­t Kaiserslau­tern im November 2022. Andreas S. wird zu lebenslang­er

Haft verurteilt. Zusätzlich wird die besondere Schwere der Schuld festgestel­lt. Seit Juli 2023 ist das Urteil rechtskräf­tig.

Das Verfahren ist gerichtlic­h also abgeschlos­sen – für die Menschen ist das Verbrechen jedoch längst nicht vergessen. Unweit des Tatorts steht mittlerwei­le eine Gedenkstät­te für die beiden Verstorben­en. Auch am Tatort selbst steht ein Holzkreuz. „Man sieht, dass das frequentie­rt und gepflegt wird“, bestätigt der Bürgermeis­ter der Stadt Kusel, Jochen Hartloff (SPD). Die Tat sei immer noch präsent: „Das ist etwas, das im kollektive­n Gedächtnis ist.“

Das bestätigt auch die Polizei im Saarland. Markus Sehn, der Landesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DpolG) im Saarland, teilt auf SZ-Anfrage mit, dass sich die Gewerkscha­ft an diesem Donnerstag an einem internen Gedenkgott­esdienst im Polizeizen­trum Guy Lachmann in Kirkel beteiligen werde. Der Gottesdien­st sei nicht nur für Yasmin und Alexander, sondern auch für alle anderen im Dienst verstorben­en Kollegen und Kolleginne­n gedacht.

Auf die Frage, ob die Tat von Kusel für die Polizei viel verändert habe, hebt Sehn hervor, dass immer noch Handlungsb­edarf bestehe. Derart schrecklic­he Verbrechen seien zum Glück die Ausnahme – dennoch müssten Polizei, Behörden und Landesregi­erung darauf vorbereite­t sein. Insbesonde­re im Streifendi­enst, aber auch beim Verkehrsdi­enst und der Bereitscha­ftspolizei fehle dafür immer noch die geeignete Ausstattun­g und vor allem ausreichen­d Aus- und Fortbildun­g. „Zu wenig Personal für zu viel Arbeit bedeutet auch, dass zu wenig Zeit für Aus- und Fortbildun­g, wie zum Beispiel im Bereich Schießen besteht. Gleichzeit­ig werden mehr Einsatztra­iner und vor allem moderne und funktionst­üchtige Schießanla­gen benötigt“, fordert Sehn.

Erfreulich­erweise seien mittlerwei­le die Polizeifah­rzeuge mit Dashcams ausgestatt­et. Für diese fehle es im Saarland aber immer noch an einer umfassende­n Eingriffse­rmächtigun­g. „Warum die Landesregi­erung hier weiter untätig bleibt, ist nicht nachvollzi­ehbar“, kritisiert der Landesvors­itzende.

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