Quierschied ächzt unter den Bus-Kosten
Die ständig steigenden Kosten für die Linienbusse belasten alle Kommunen im Sulzbach- und Fischbachtal. Die Gemeinde Quierschied ist besonders betroffen.
Alle Jahre wieder plagen sich die Kommunen im Sulzbach- und Fischbachtal mit ständig steigenden Kosten für den öffentlichen Nahverkehr. Wenn der Zweckverband öffentlicher Personennahverkehr auf dem Gebiet des Regionalverbandes Saarbrücken (ZPRS) im Advent seinen Plan fürs nächste Jahr vorlegt, werden die Sorgenfalten bei den Politikern immer tiefer. Denn die Kosten gehen seit einigen Jahren buchstäblich durch die Decke. Auch in Quierschied.
Während die Gemeinde im Jahr 2022 für das Nahverkehrsangebot noch rund 476 000 Euro aufbringen musste, stieg der Betrag 2023 bereits auf knapp 570 000 Euro an. Ein Plus von knapp 20 Prozent. Für 2024 mussten sich Verwaltung und Gemeinderat zunächst mit 697 660 Euro auseinandersetzen, was einen erneuten Anstieg um rund 22,5 Prozent bedeutet hätte. Der Wirt
schaftsplan 2024 des ZPRS wurde erstmals in der Gemeinderatssitzung vom 14. Dezember 2023 beraten. Damals hatte der Gemeinderat den Plan kollektiv abgelehnt, weil der Entwurf offenbar fehlerhaft war.
Der ZPRS räumte tatsächlich einen Rechenfehler zum Nachteil der Gemeinde ein. Als zur nächsten Ratssitzung am 18. Januar der korrigierte Plan für die Gemeinde Quierschied noch Aufwendungen von 653 237 Euro für 2024 vorsah, ermächtigte der Gemeinderat den Bürgermeister, dem Wirtschaftsplan in der Verbandsversammlung zuzustimmen. Der Rat tat es trotz
grundsätzlicher Bedenken wegen der um 83 000 Euro (plus 15 Prozent) erneut gestiegenen Kosten. Er tat es aus dem gleichen Grund wie in all den Jahren zuvor: Er hatte gar keine andere Wahl.
Die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs werden den Quierschieder Gemeinderat weiter beschäftigen. Denn er hat nur wenige Möglichkeiten, durch eigenes Zutun die Kosten zu verringern. Ein Ausstieg aus dem Zweckverband ist völlig unrealistisch. Weit und breit ist kein anderer Akteur auszumachen, der das derzeitige Verkehrsangebot überhaupt aufrechterhalten könnte.
Bürgermeister Lutz Maurer (parteilos) betont diesen Aspekt häufig und spricht gar von „einem monopolistischen Markt im Saarland“. Dennoch sei es wichtig, das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr hochzuhalten und attraktiver zu gestalten. Die Gemeinde hat in den Umbau der Haltestellen investiert. „Was die Umweltaspekte, die Nachhaltigkeit, insbesondere aber auch soziale Aspekte angeht, müssen wir uns weiterhin für ein ausgewogenes Angebot einsetzen und uns mit dem Land über die Kosten unterhalten“, so Maurer weiter.
Die Ratsmitglieder zeigten sich in den beiden vergangenen Sitzungen eher ratlos. „Wir haben in den letzten Jahren alles probiert, was möglich war. Von einer Linienbündelung über eine Splittung der Linien bis zur Schaffung einer Konkurrenzsituation bei den Verkehrsunternehmen“, fasste Stefan Chadzelek (CDU) die Bemühungen zusammen. „Das hat alles nichts daran geändert, dass es ständig teurer wird.“
Sein Fraktionskollege Hans-Peter Wilhelm bezeichnete die Kosten als „Wahnsinn“und machte folgende Rechnung auf: „Heruntergerechnet zahlen wir zweitausend Euro am Tag. Dafür könnten sich alle ein Taxi nehmen.“
Der Zweckverband begründete die höheren Beträge mit den zu erwartenden Steigerungen bei den Personalkosten und Kraftstoffen. Weil der Verband die Kosten für die Kommunen unter anderem aufgrund der jeweiligen Streckenlängen in den Kommunen berechnet, ist die ausgedehnte Gemeinde Quierschied bei Preissteigerungen besonders betroffen.
Im Vergleich mit den Nachbarkommunen im Sulzbach- und Fischbachtal liegt Quierschied mit über 20 Quadratkilometern weit vor Friedrichsthal mit neun Quadratkilometern und noch vor Sulzbach mit 16 Quadratkilometern. Dabei sind diese beiden Kommunen deutlich besser an den Busverkehr Richtung Saarbrücken angebunden.
Fragen von Ratsmitgliedern zu den Auswirkungen des 49-EuroTickets durch eventuelle Mehreinnahmen auf die Finanzlage des Nahverkehrs konnte die Verwaltung noch nicht beantworten. Entsprechende Untersuchungen seien wohl angelaufen, auf aussagekräftige Zahlen müsse man aber noch länger warten.
„Heruntergerechnet zahlen wir zweitausend Euro am Tag. Dafür könnten sich alle ein Taxi nehmen.“Hans-Peter Wilhelm (CDU) über den Nahverkehrszuschuss aus der Gemeindekasse