Saarbruecker Zeitung

Die eigene Zukunft rückt in den Fokus

Eishockey-Superstar Leon Draisaitl ist mit den Edmonton Oilers in der NHL auf historisch­er Rekordjagd. Die Fans sorgen sich aber.

- VON JANNE KOCH

(sid) In diesen Tagen reißen Leon Draisaitl unangenehm­e Gedanken aus dem Flow. Ausgerechn­et vor dem anvisierte­n Rekord von 17 Siegen nacheinand­er mit den Edmonton Oilers in der NHL weckt das anstehende All-Star-Wochenende böse Erinnerung­en in Deutschlan­ds Eishockey-Star. Noch immer schwirrt der unglücklic­he Auftritt in der letztjähri­gen Skill Challenge im Kopf des Kölners herum.

„Mal klappt es gut, mal nicht so gut“, sagte Draisaitl gewohnt nüchtern mit Blick auf das Präzisions­schießen im vergangene­n Jahr, als er abgeschlag­en auf dem letzten Platz landete. Am Freitag darf sich der 28-Jährige in Toronto erneut beweisen. Doch die Pause kommt zu einem schlechten Zeitpunkt.

Denn Draisaitl liegt mit den Oilers auf Rekordkurs. 16 Siege am Stück fuhren die Kanadier zuletzt ein, nur noch einer fehlt zur bis heute unerreicht­en Bestmarke der Pittsburgh Penguins mit den damaligen Superstars Mario Lemieux und Jaromir Jagr aus der Saison 1992/1993.

„Wir würden schon gerne weiterspie­len“, gab Draisaitl zu. Nach einem katastroph­alen Saisonstar­t

mit nur drei Siegen aus den ersten 13 Partien spielte sich Edmonton zuletzt in einen Rausch. Das Team um Draisaitl und seinen kongeniale­n Sturmpartn­er Connor McDavid gilt mittlerwei­le als großer Favorit

auf den Titel. „Unsere Zeit ist jetzt gekommen. Wir setzen alles daran, hier mit den Oilers einen Stanley Cup zu holen“, sagte Draisaitl: „Wir haben uns am Anfang der Saison in eine schwierige Situation gebracht.

Wenn man einige Spiele in Serie verliert, weiß man nicht mehr, wie man überhaupt gewinnen kann. Jetzt gerade fühlt es sich an, als ob wir gar nicht mehr verlieren können.“

Erst am Wochenende knackte

Draisaitl in seinem 683. NHL-Spiel die Marke von 800 Scorerpunk­ten, schneller waren in der Oilers-Historie nur Wayne Gretzky (352), Teamkolleg­e McDavid (545) und Jari Kurri (558). Ohnehin ist Draisaitl einer der größten Stars in der NHL – und zwar schon seit Jahren. Am Ende der Saison 2019/2020 hatte der Kölner die Liga als Topscorer angeführt und gewann somit als erster Deutscher die Art Ross Trophy, ebenso wie anschließe­nd die Hart Memorial Trophy sowie den Ted Lindsay Award als wertvollst­er Spieler der Liga. Zudem wurde der EishockeyS­tar als Deutschlan­ds Sportler des Jahres ausgezeich­net.

Die Fans des Teams aus Alberta beschäftig­t deswegen vor allem ein weiteres Thema: Draisaitls Vertrag. Dieser läuft nach der kommenden Spielzeit aus. Nach aktuellem Stand darf Draisaitl bereits nach der laufenden Saison mit anderen Teams über einen Kontrakt verhandeln. An Interessen­ten mangelt es nicht. „Da kann ich nichts dazu sagen und halte es bedeckt“, sagte er: „Ich fokussiere mich komplett auf die Oilers, dann wird man sehen, was im Sommer oder im Jahr darauf passieren wird.“

In einem Interview mit dem Portal Oilersnati­on ließ Draisaitl aber auch anklingen: „Ich werde das tun, was das Beste für mich ist.“Schließlic­h könnte es der letzte große Vertrag für Draisaitl sein. In den nordamerik­anischen Medien kursieren Gerüchte von etwa 13 Millionen Dollar im Jahr. Für die nah an der Gehaltsobe­rgrenze arbeitende­n Oilers wäre eine solche Summe nur schwer zu stemmen, denn auch McDavid benötigt ab 2025 ein neues Arbeitspap­ier. Es könnte für Draisaitl somit schon die vorletzte Chance auf den Stanley Cup mit Edmonton sein.

„Jetzt gerade fühlt es sich an, als ob wir gar nicht mehr verlieren können.“Leon Draisaitl Superstar der Edmonton Oilers

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FOTO: NELSON/IMAGO IMAGES Leon Draisaitl hat mit den Edmonton Oilers 16 Siege in Serie in der NHL gefeiert.

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