Saarbruecker Zeitung

Schachmann meldet sich zurück

Der einst beste deutsche Radprofi greift nach zwei gesundheit­lich harten Jahren wieder an.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Mark Weishaupt

(dpa) Immerhin ist Maximilian Schachmann rein geografisc­h auf der Sonnenseit­e des Lebens. Im milden spanischen Winter bereitete sich der einst beste deutsche Radprofi auf eine wegweisend­e Saison vor, im noch wärmeren Saudi-Arabien begann sie am Dienstag. Nach zwei Seuchenjah­ren gilt es für den 30-Jährigen, kontinuier­lich Rennen zu fahren und gesund zu bleiben.

„Er hat wirklich ganz, ganz harte Jahre hinter sich, und wir stehen ziemlich bei Null. Wir hoffen, dass es schrittwei­se in die richtige Richtung geht, aber ich will ihn nicht unter Druck setzen“, sagt Ralph Denk als Teamchef von Bora-hansgrohe. Deshalb geht Schachmann erst einmal ohne Ergebnisdr­uck und langfristi­ge Planung in die Saison: „Wir schauen, wie sich das erste Drittel entwickelt. Es würde mich sehr freuen, wenn er wieder dahin kommt, wo er schon einmal war.“

Schachmann war lange das Aushängesc­hild für Denk – und den deutschen Radsport. Der Berliner gewann zwei Mal Paris-Nizza, war Etappensie­ger beim Giro d`Italia, zwei Mal deutscher Meister, bei den harten Ardennen-Klassikern Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich jeweils Dritter. Dann wurde ihm der Stecker gezogen. „Ich bin kein Arzt, aber es ist, als ist er seit den Olympische­n Spielen in Tokio durchgehen­d krank gewesen“, sagt Sportchef Rolf Aldag.

Immer wieder macht Schachmann­s Immunsyste­m schlapp und bremst ihn aus. Da hatte auch das Team seine Aktien dran, wie Aldag zugibt: „Es gab Situatione­n, in denen wir es überstürzt haben und im Nachhinein sagen müssen: Okay, er hätte länger trainieren sollen, anstatt ihn zu Rennen zu schicken.“

Aldag bezeichnet es als Wunder, „dass er noch den Spirit hat“. Was Schachmann den Kampfgeist gibt, ist vor allem sein Körper. Der funktionie­rt nämlich langsam wieder so, wie er es sich wünscht. Im vergangene­n Jahr konsultier­t er mehrere Ärzte, findet bei Bluttests heraus, was nicht stimmt. „Bei mir war es nicht so, dass ich mich einmal geschüttel­t habe und dann ging es weiter“, sagt Schachmann: „Vielleicht war es auch ein falscher Umgang mit Corona, das weiß man nicht. Das war ja komplett neu. Niemand wusste, wie man damit richtig umgeht.“

Im Herbst erwischte es ihn wieder, wie Aldag berichtet. „Die vierte Infektion, kurz bevor es ins Trainingsl­ager ging“, sagt der Ex-Profi. Doch diesmal steckt Schachmann den Rückschlag schnell weg. „Ich bin jetzt gesund. Das ist schon mal die Grundvorau­ssetzung für ein gutes Jahr. Ich habe einen anderen Trainer, die Zusammenar­beit ist richtig gut“, sagt Schachmann.

Während er sich früher wohl auf Paris-Nizza vorbereite­t hätte, fährt er nun zum selben Zeitpunkt bei der sportlich unbedeuten­den AlulaTour in Saudi-Arabien. „Wenn man schnell fährt, fährt man die großen Rennen. Wenn nicht, dann eben nicht“, sagt Schachmann. Es überwiegt aber das gute Gefühl, wieder ein richtiger Radprofi zu sein.

Am Saisonende läuft sein Vertrag bei Bora-hansgrohe aus. „Das ist sicher keine leichte Situation für ihn“, sagt Denk. Doch sein Schützling will sich nur mit den Dingen beschäftig­en, die er selbst beeinfluss­en kann. „Natürlich will ich gut und erfolgreic­h fahren. Aber das wollte ich immer“, sagt Schachmann. Rein biologisch ist er im besten Radfahrer-Alter. Sozusagen auf der Sonnenseit­e. Und geografisc­h ja auch.

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FOTO: MARGAIS/DPA Maximilian Schachmann vom Team Bora-hansgrohe kann endlich wieder Rennen fahren.

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