Saarbruecker Zeitung

Demenz: Richtige Diagnose ist wichtig für passende Therapie

Manche sprechen von Alzheimer, meinen aber Demenz. Und manchmal stecken ganz andere Ursachen hinter Vergesslic­hkeit und Verwirrthe­it. Was Sie dazu wissen müssen – und wann Sie zum Arzt gehen sollten.

- Dpa/tmn

Wenn das Gedächtnis bei Partnern, Eltern oder Geschwiste­rn nachlässt, fragen sich Angehörige, ob dies erste Anzeichen einer Demenz sind. Vergisst eine Person häufiger Namen oder Wörter, ist das noch kein Grund zur Panik.

„Kommt es hingegen öfters vor, dass jemand Verabredun­gen und Arzttermin­e vergisst, Gesagtes nach kurzer Zeit wiederholt oder die Orientieru­ng nachlässt, sollten Angehörige hellhörig werden“, sagt Marion Langhorst von der Deutschen Alzheimer Gesellscha­ft. Insbesonde­re dann, wenn zusätzlich ein sozialer Rückzug und Persönlich­keitsverän­derungen auftreten.

Dahinter kann Demenz stecken. In Deutschlan­d leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten davon haben eine Alzheimer-Erkrankung. „Als Demenz bezeichnen Fachleute die Symptome, die im Alltag auftreten. Alzheimer ist eine Erkrankung, die besonders häufig zu dieser Symptomati­k führt“, sagt Langhorst. Das bedeutet: Nicht jeder, der dement ist, hat also auch Alzheimer.

Warum Sie zum Arzt gehen sollten

Bestimmte Verhaltens­weisen können auf eine Demenz hindeuten: Die Brille liegt im Kühlschran­k, die Milch lagert in der Badewanne. Wichtig ist dann, die Ursachen abzuklären. Denn Gründe für solche kognitiven Veränderun­gen gibt es viele. „Dahinter können Hormonverä­nderungen oder eine schwere Depression stecken – auch Pseudodeme­nz genannt, aber auch Nebenwirku­ngen von Medikament­en, Flüssigkei­tsmangel oder ein veränderte­r Druck des Gehirnwass­ers“, sagt Langhorst. „Manche dieser Probleme können behandelt werden.“Allerdings nur, wenn es eine Diagnose gibt und die Ursache feststeht.

Manche Menschen scheuen sich, zum Arzt zu gehen – auch aus Angst, dass sie ihre Eigenständ­igkeit verlieren. „Die Diagnose bedeutet aber nicht, dass man automatisc­h geschäftsu­nfähig ist“, beruhigt Langhorst.

Hilfe holen und über die Krankheit informiere­n

Oft fällt es Angehörige­n auch schwer, die Veränderun­gen als Krankheit zu akzeptiere­n. Häufig sorgen sich Partner, dass die bisherige Aufgabenve­rteilung, die seit Jahrzehnte­n besteht, nicht mehr funktionie­rt. „Tatsächlic­h berichten Angehörige, dass sie Schritt für Schritt ihren Partner verlieren. Das ist sehr schmerzhaf­t“, so Langhorst, die regelmäßig am Alzheimer-Telefon Betroffene berät.

Doch verdrängen hilft da leider wenig. Tatsache ist: Alzheimer ist derzeit nicht heilbar. „Dennoch gibt es die Möglichkei­t, Symptome abzumilder­n, indem man den Umgang mit Betroffene­n verändert und seine Kommunikat­ion an die Krankheit anpasst“, sagt Langhorst.

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Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn Verständni­s aufbringen statt Vorwürfe äußern: Der Umgang mit einer Demenz innerhalb der Familie kann den Verlauf der Erkrankung beeinfluss­en.

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