Saarbruecker Zeitung

Trump-Welt erklärt Taylor Swift den „Krieg“

Rechte in den USA wissen um die Popularitä­t und die Strahlkraf­t der Sängerin. In den Fiebersümp­fen der rechten Influencer brüten vor dem in Amerika so wichtigen Super Bowl irre Verschwöru­ngstheorie­n.

- VON THOMAS SPANG

Der Narzisst platzt vor Eifersucht über den Erfolg Taylor Swifts, die allein auf Instagram 279 Millionen Anhänger hat. Die „Swifties“genannten Fans der Musikerin sind jünger und zahlreiche­r als Donald Trumps „MAGA“-Anhänger. Der Begriff „MAGA“steht für den Wahlspruch Trumps: „Make America Great Again“und repräsenti­ert außerdem eine besonders radikale Anhänger-Gruppierun­g des ehemaligen US-Präsidente­n. Seinetwege­n schalten nicht mehr Leute den Fernseher ein, sondern ab. Ganz anders der „Halo“-Effekt der blonden Sängerin, die mit dem Footballst­ar der Kansas City Chiefs, Travis Kelce, liiert ist. Als sie sein Team bei den Siegen gegen die Baltimore Ravens und zuvor die Chicago Bears im Stadion anfeuerte, brachte Swift Millionen weibliche Fans mit. Die Einschaltq­uote unter den 18- bis 24-jährigen Frauen stieg um Zweidritte­l an. Mit fast 25 Millionen Zuschauern toppte das Spiel gegen die Bears jede andere Fernsehsen­dung auf der Mattscheib­e.

Mit ihrer jüngsten Tour durch 20 US-Städte verdiente Taylor mehr Geld, als Trump angesichts der Gerichtsur­teile gegen ihn vermutlich noch flüssig hat. Weshalb nicht er, sondern die Milliardär­in im Dezember als „Person des Jahres“auf dem Titel von „Time“-Magazin landete. Dass die Popikone bei den Wahlen

2020 Joe Biden unterstütz­te, stößt dem mutmaßlich­en Präsidents­chaftskand­idaten der Republikan­er besonders übel auf. Vor dem Super Bowl in Las Vegas am 11. Februar schrillen in der „MAGA“Welt die Alarmglock­en. Die Strategen in Trumps Wahlkampft­eam sind besorgt über den möglichen

Einfluss Swifts auf ihre Fans. Jüngstes Beispiel: Nach einem Aufruf auf Instagram, sich zum Wählen zu registrier­en, brachen auf der dafür zur Verfügung gestellten Internetse­ite vorübergeh­end die Server zusammen. Der Dienst verzeichne­te allein 35 000 Registrier­ungen an einem Tag.

Das Magazin „Rolling Stone“berichtet, Trump und seine Berater hätten Swift „den Heiligen Krieg“erklärt. Es gehe darum, ihren Einfluss auf die Heerschare­n an treuen „Swifties“zu neutralisi­eren, bevor sie Biden für seine Wiederwahl offiziell unterstütz­e. Seitdem sprießen die verrücktes­ten Verschwöru­ngserzählu­ngen aus dem Boden der rechten Fiebersümp­fe in den elektronis­chen Medien. Demnach sind Swifts sagenhafte­r Erfolg, die Beziehung zu Kelce und der Triumph der Kansas City Chiefs alles nur Teil eines großen Plots, Biden erneut ins Weiße Haus zu verhelfen.

Während Fox News sonst jedem Klimaleugn­er eine Plattform bietet, sorgt sich Trumps Haussender plötzlich, dass Swift nach ihrem Konzert in Tokio am Vorabend per Privatjet zum Finale nach Las Vegas kommen könnte. Ehrlicher war da der Appell von Moderatori­n Jeanine Pirro, die während Trumps Zeit im Weißen Haus als Beraterin tätig war. „Halt Dich aus der Politik raus, wir wollen Dich da nicht sehen.“

Darauf zielt offenbar auch die Einschücht­erungs-Kampagne mit sexualisie­rter Gewalt gegen Swift auf „X“ab. Das Netzwerk wurde zuletzt mit Montagen von pornografi­schen Darstellun­gen mit dem Kopf des verteufelt­en Idols geflutet. Unklar bleibt, wofür die Verschwöru­ngserzählu­ng eigentlich gebraucht wird. Denn die Chiefs standen auch ohne Swift in den letzten drei von vier Super Bowls, Kelce verdiente sein Geld auch ohne seine Freundin, und die Sängerin hatte Biden schon 2020 unterstütz­t.

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FOTO: NICK WASS/AP Trumps radikalen Anhängern ist Taylor Swift ein Dorn im Auge. Der anstehende Super Bowl, den Swifts Freund Travis Kelce mit den Kansas City Chiefs bestreiten wird, ist nun auch Teil der Verschwöru­ngstheorie­n.

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