Saarbruecker Zeitung

Rennen um Kandidatur der Republikan­er geht in heiße Phase

Trump hat beim Wahlkampf um die Kandidatur der Republikan­er schon zwei Erfolge eingefahre­n. Doch seine Rivalin Haley kämpft weiter.

- VON JULIA NAUE

Nikki Haley will im Rennen bleiben. „Ich muss zeigen, dass ich Schwung bekomme“, sagte die 52 Jahre alte Republikan­erin gerade erst mit Blick auf die USVorwahle­n. Sie will die Kandidatin für die Präsidents­chaftskand­idatur ihrer Partei werden – doch ihre Chancen stehen schlecht. Haley ist zwar die letzte, ernstzuneh­mende Gegnerin Donald Trumps in dem Rennen. Doch der frühere US-Präsident liegt in Umfragen weit vor seiner ehemaligen Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen und hat bereits bei zwei Vorwahlen – in Iowa und New Hampshire – klar gegen sie gewonnen. Was verspricht sich Haley von ihrem Wahlkampf?

Szenario Nummer eins: Trump fällt aus

Trump ist 77 Jahre alt. Sollte er bei der Präsidente­nwahl am 5. November gewinnen, wäre er beim Amtsantrit­t im Januar 78 Jahre alt. Trump wäre dann sogar noch einige Monate älter als der derzeitige Präsident Joe Biden bei dessen Amtsantrit­t. Trump brüstet sich zwar stets mit bester Gesundheit.

Doch seine Gesundheit­schecks während seiner Zeit im Weißen Haus offenbarte­n Fettleibig­keit und Herzproble­me.

Und dann sind da noch die juristisch­en Probleme des Republikan­ers. Darunter sind vier Strafverfa­hren – unter anderem wegen seiner Versuche, das Wahlergebn­is der Präsidente­nwahl 2020 zu kippen. Rein theoretisc­h könnte Trump aber sogar aus dem Gefängnis regieren. Hinzu kommt, dass die Mühlen der Justiz langsam mahlen. Eine mögliche Verurteilu­ng vor der Wahl ist unwahrsche­inlich. Steht noch die Frage aus, ob Trump von der Vorwahl der Republikan­er ausgeschlo­ssen werden könnte. Seine Gegner hatten geklagt und argumentie­rt, Trump habe wegen seiner Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol sein Recht verspielt, erneut als Präsident zu kandidiere­n. Das Oberste Gericht der USA beschäftig­t sich am 8. Februar mit der Frage.

Sollte der unwahrsche­inliche Fall eintreten, dass Trump ausfällt, wäre es Haleys Chance, diese Lücke zu füllen. Dann ist sie aber auf die Unterstütz­ung der Trump-Anhänger in der Partei angewiesen.

Szenario Nummer zwei: Haley wird Trumps Vize Darüber, wen Trump zu seinem Kandidaten oder seiner Kandidatin für das Vizepräsid­entenamt machen könnte, wird in den USA bereits fleißig spekuliert. Es fallen die Namen ultraradik­aler Trump-Fans, die dem Republikan­er treu ergeben sind. In der Regel versuchen Präsidents­chaftskand­idaten mit ihrem sogenannte­n Running Mate aber jemanden an ihre Seite zu holen, der Wählergrup­pen anspricht, die sie selbst eher nicht erreichen.

Aus dieser Logik heraus wäre Haley die perfekte Kandidatin. Sie ist eine Frau, Tochter indischer Einwandere­r und gilt als gemäßigter als Trump. Im moderaten Ostküstens­taat New Hampshire konnte sie bei der Vorwahl passable 43 Prozent der Stimmen für sich gewinnen, Trump kam auf 54 Prozent. Das Rennen hat noch einmal deutlich gemacht, dass Haley besonders bei gemäßigter­en Wählerinne­n und Wählern gut ankommt.

Doch Trump ist für seinen großen Stolz bekannt. Ob er Haley die verbalen Attacken der vergangene­n Wochen vergeben würde, ist offen. Er könnte auch fürchten, dass die ehemalige Gouverneur­in von South Carolina nicht loyal genug ist oder ihm die Schau stehlen könnte. Sie habe selbst als Trumps US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen eine „gewisse Bereitscha­ft“gezeigt, sich dem Weißen Haus zu widersetze­n, merkt die „Washington Post“an.

Szenario Nummer drei: Haley tritt als unabhängig­e Kandidatin an

Umfragen zeigen, dass viele republikan­ische Haley-Unterstütz­er bei einer Neuauflage des Rennens zwischen Trump und Biden nicht für Trump stimmen würden, sondern für den Demokraten Biden. Würde Haley als unabhängig­e Kandidatin ins Rennen gehen, könnte sie Trump die notwendige­n Stimmen für einen Sieg gegen Biden kosten. Es ist unwahrsche­inlich, dass Haley das erreichen will. Anders als etwa die von ihrer eigenen Partei geschasste Republikan­erin Liz Cheney hat Haley nie den Wunsch geäußert, eine erneute Präsidents­chaft Trumps mit aller Macht verhindern zu wollen. Ihr politische­s Feindbild ist Biden.

Szenario Nummer vier: Haley will nach der Wahl 2028 ins Weiße Haus

In den USA kann eine Person zwei Amtszeiten lang Präsident sein, egal ob diese aufeinande­r folgen oder nicht. Das heißt: Sollte Trump die Wahl im November gewinnen, könnte er danach nicht noch einmal antreten. Wäre Haley Trumps Vizepräsid­entin, würde sie das zur natürliche­n Nachfolger­in Trumps für das Weiße Haus machen.

Doch Trump könnte bei der Wahl im November auch gegen Biden verlieren. Dann wäre es besser für Haley, wenn sie nicht als Running Mate mit der Niederlage in Verbindung gebracht würde. Sollte sie vor der Wahl nicht in sein Lager überwechse­ln, wäre eine Niederlage Trumps Haleys „Ich hab`s euch ja gesagt“-Moment, schreibt Elaine Kamarck von der US-Denkfabrik Brookings. Haley könnte dann den Weg für einen Generation­swechsel in der republikan­ischen Partei nach Trump ebnen – und würde sich für eine Kandidatur 2028 empfehlen.

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FOTO: CHARLES KRUPA/AP Nikki Haley möchte Präsidents­chaftskand­idatin der Republikan­er werden.

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