Saarbruecker Zeitung

Bundeswehr droht baldige Finanzlück­e von 56 Milliarden Euro

Nach Auslaufen des Sonderverm­ögens ist ein Haushaltsl­och absehbar. Auch Ampel-Politiker sehen nun den Finanzmini­ster in der Pflicht.

- VON JAN DREBES

Die Bundeswehr steuert einem Medienberi­cht zufolge auf ein enormes Finanzloch zu. So droht nach dem Auslaufen des aktuellen 100-Milliarden-Euro-Sonderverm­ögens eine riesige Lücke von 56 Milliarden Euro im Jahr 2028. Das berichtete am Mittwoch das Nachrichte­nmagazin Der Spiegel unter Berufung auf eine interne Finanzbeda­rfsanalyse des Verteidigu­ngsministe­riums.

Nach den Berechnung­en der Planer des Ministeriu­ms benötige die Bundeswehr im Jahr 2028 rund 97Milliard­en Euro, um etwa Betriebsau­sgaben, Instandhal­tung und Neuanschaf­fungen bezahlen zu können, berichtete das Magazin. Die Summe entspreche zwei Prozent der erwarteten Wirtschaft­sleistung. Mit Verteidigu­ngsausgabe­n in dieser Höhe käme Deutschlan­d seiner Verpflicht­ung gegenüber der Nato nach.

Allerdings werde die Truppe den Zahlen des Ministeriu­ms zufolge zusätzlich­e 10,8 Milliarden Euro für absehbare weitere Bedarfe benötigen, wie es weiter hieß. Diesem Gesamtbeda­rf in Höhe von 107,8 Milliarden Euro stünden jedoch lediglich 51,9 Milliarden Euro aus dem regulären Wehretat gegenüber – aus der Differenz ergibt sich die Lücke.

Der Bericht treibt die Debatte um die Einhaltung des Zwei-ProzentZie­ls der Nato durch die Bundesrepu­blik voran. In dieser Woche findet die Haushaltsw­oche im Bundestag statt, an deren Ende der Haushalt für 2024 verspätet beschlosse­n werden soll. Am Mittwoch wollte ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums den Bericht nicht bestätigen und verwies darauf, dass der Wehretat nicht allein herangezog­en werde zur Ermittlung der Verpflicht­ungen gegenüber der Nato.

In der Opposition sorgen die Zahlen für Entrüstung. Ingo Gädechens, Berichters­tatter der CDU/CSU-Fraktion für den Verteidigu­ngshaushal­t, forderte gegenüber dem Spiegel von der Ampel „eine entschiede­ne

Kurskorrek­tur“. „Wie mit der Union vereinbart, muss der Verteidigu­ngskernhau­shalt so schnell wie möglich signifikan­t aufwachsen“, sagte Gädechens dem Magazin und bezog sich dabei auf den Sommer 2022, als die Unionsfrak­tion mit der Ampel das Sonderverm­ögen durchs Parlament brachte. Und auch in der AmpelKoali­tion dringt man auf eine verlässlic­he Ausgabenpl­anung. Der für Verteidigu­ng zuständige SPD-Haushaltsp­olitiker Andreas Schwarz sagte unserer Redaktion: „Die Zahlen überrasche­n nicht und sind bestimmt für den Finanzmini­ster eine große Herausford­erung.“Sicherheit gebe es nicht zum Nulltarif. „Wollen wir die Zeitenwend­e weiter mit Leben erfüllen, dann brauchen wir jetzt zeitnah Lösungen. Es darf keine Denkverbot­e bezüglich eines weiteren Sonderverm­ögens und einer Anpassung der Schuldenbr­emse geben“, sagte Schwarz. „Die Truppe, Industrie und Bündnispar­tner brauchen klare Signale – das Zwei-Prozent-Ziel gilt!“, so der SPD-Politiker.

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