EU-Förderbank investiert hierzulande ein Drittel mehr
Die Europäische Investitionsbank hat ihr Engagement in Deutschland um fast ein Drittel auf 8,6 Milliarden Euro ausgeweitet.
Sie ist nach eigenen Angaben das größte multilaterale Finanzierungsinstitut der Welt und wird in den großen Debatten doch meist übersehen: die Europäische Investitionsbank (EIB). Dabei hat sie weniger Scheu vor Risiken, wenn das Ergebnis die Welt ein wenig klimafreundlicher macht. Ihre Investitionen in Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit baute sie im vergangenen Jahr von 38 auf 49 Milliarden Euro aus – bei einem
Gesamtvolumen von knapp 88 Milliarden Euro. Überproportional stieg ihr Engagement in Deutschland: Von 6,6 auf 8,6 Milliarden Euro. „Wir werden in den nächsten Jahren noch mehr drauflegen“, kündigte die neue EIB-Vizepräsidentin Nicola Beer an. Eine „Zweistelligkeit“sei bei den Investitionen in Deutschland „schon angemessen“.
Die Kredite flossen unter anderem in eine Verdoppelung der S-BahnKapazitäten im Raum München, Straßenbahnen, Elektrobusse und Ladestationen in Hannover, neue Regionalzüge in Baden-Württemberg, nachhaltigere Wasserversorgung in Berlin, bessere Energieeffizienz bei der Leverkusener
Covestro oder beim Wohnungsbau in Rostock.
Vor Borkum steckte die EIB Kredite in einen neuen Windpark. Der Energiezuwachs rückt bei den Projekten immer mehr in den Mittelpunkt. Ein einziges Stahlwerk „grün“zu machen, entspreche der Stromerzeugung von zwei kompletten Windparks vor der Küste, rechnete der Chef der Projektfinanzierung in Nord-, Zentral- und Südosteuropa, Matthias Woitok vor. „Der Bedarf ist gewaltig, aber wir wissen, welche Rolle wir dabei zu spielen haben“, erläuterte er.
Auch in diesem Jahr beobachten die EIB-Verantwortlichen, dass sie sehr viel mehr Geld „hebeln“können, als in ihren Jahresberichten steht. Immer wieder schauten sich auch andere Kreditinstitute genau an, welche Vorhaben mit EIB-Mitteln zustande kämen und investierten dann auch in diesen Bereichen. Einer der Schwerpunkte liege bei der Erforschung und Entwicklung neuer Techniken. So unterstützte die EIB den Automobilzulieferer Schaeffler bei Projekten der Elektromobilität und Wasserstofftechnik. Auch bei der Kernfusion untersucht die EIB, inwieweit interessante Forschungen und Entwicklungen vom Kreditmarkt bereits abgedeckt werden.
Bei den Projekten der europäischen Entwicklungshilfe mobilisierte die EIB ein Volumen von rund 27 Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro gingen in die Ukraine – nicht nur in riskante Projekte eines potenziell unter Beschuss stehenden Wiederaufbaus, sondern auch in dringend nötige Infrastruktur für die vielen Binnenflüchtlinge im Westen des Landes. „Das ist kein einfaches Geschäft, aber eines, dem wir uns stellen“, berichtete Beer. Aktuell sei bei der Regierung in Kiew eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, weil sie vor der Herausforderung stehe, die Gelder in die militärische Verteidigung massiv zu priorisieren. Ob die EIB künftig auch Rüstungsvorhaben finanziere, liege allein in der Entscheidung der EIB-Besitzer, also den 27 EU-Mitgliedstaaten.