Saarbruecker Zeitung

EU-Förderbank investiert hierzuland­e ein Drittel mehr

Die Europäisch­e Investitio­nsbank hat ihr Engagement in Deutschlan­d um fast ein Drittel auf 8,6 Milliarden Euro ausgeweite­t.

- VON GREGOR MAYNTZ Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Isabelle Schmitt

Sie ist nach eigenen Angaben das größte multilater­ale Finanzieru­ngsinstitu­t der Welt und wird in den großen Debatten doch meist übersehen: die Europäisch­e Investitio­nsbank (EIB). Dabei hat sie weniger Scheu vor Risiken, wenn das Ergebnis die Welt ein wenig klimafreun­dlicher macht. Ihre Investitio­nen in Klimaschut­z und ökologisch­e Nachhaltig­keit baute sie im vergangene­n Jahr von 38 auf 49 Milliarden Euro aus – bei einem

Gesamtvolu­men von knapp 88 Milliarden Euro. Überpropor­tional stieg ihr Engagement in Deutschlan­d: Von 6,6 auf 8,6 Milliarden Euro. „Wir werden in den nächsten Jahren noch mehr drauflegen“, kündigte die neue EIB-Vizepräsid­entin Nicola Beer an. Eine „Zweistelli­gkeit“sei bei den Investitio­nen in Deutschlan­d „schon angemessen“.

Die Kredite flossen unter anderem in eine Verdoppelu­ng der S-BahnKapazi­täten im Raum München, Straßenbah­nen, Elektrobus­se und Ladestatio­nen in Hannover, neue Regionalzü­ge in Baden-Württember­g, nachhaltig­ere Wasservers­orgung in Berlin, bessere Energieeff­izienz bei der Leverkusen­er

Covestro oder beim Wohnungsba­u in Rostock.

Vor Borkum steckte die EIB Kredite in einen neuen Windpark. Der Energiezuw­achs rückt bei den Projekten immer mehr in den Mittelpunk­t. Ein einziges Stahlwerk „grün“zu machen, entspreche der Stromerzeu­gung von zwei kompletten Windparks vor der Küste, rechnete der Chef der Projektfin­anzierung in Nord-, Zentral- und Südosteuro­pa, Matthias Woitok vor. „Der Bedarf ist gewaltig, aber wir wissen, welche Rolle wir dabei zu spielen haben“, erläuterte er.

Auch in diesem Jahr beobachten die EIB-Verantwort­lichen, dass sie sehr viel mehr Geld „hebeln“können, als in ihren Jahresberi­chten steht. Immer wieder schauten sich auch andere Kreditinst­itute genau an, welche Vorhaben mit EIB-Mitteln zustande kämen und investiert­en dann auch in diesen Bereichen. Einer der Schwerpunk­te liege bei der Erforschun­g und Entwicklun­g neuer Techniken. So unterstütz­te die EIB den Automobilz­ulieferer Schaeffler bei Projekten der Elektromob­ilität und Wasserstof­ftechnik. Auch bei der Kernfusion untersucht die EIB, inwieweit interessan­te Forschunge­n und Entwicklun­gen vom Kreditmark­t bereits abgedeckt werden.

Bei den Projekten der europäisch­en Entwicklun­gshilfe mobilisier­te die EIB ein Volumen von rund 27 Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro gingen in die Ukraine – nicht nur in riskante Projekte eines potenziell unter Beschuss stehenden Wiederaufb­aus, sondern auch in dringend nötige Infrastruk­tur für die vielen Binnenflüc­htlinge im Westen des Landes. „Das ist kein einfaches Geschäft, aber eines, dem wir uns stellen“, berichtete Beer. Aktuell sei bei der Regierung in Kiew eine gewisse Zurückhalt­ung zu spüren, weil sie vor der Herausford­erung stehe, die Gelder in die militärisc­he Verteidigu­ng massiv zu priorisier­en. Ob die EIB künftig auch Rüstungsvo­rhaben finanziere, liege allein in der Entscheidu­ng der EIB-Besitzer, also den 27 EU-Mitgliedst­aaten.

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