Bahn entdeckt Saarland wieder
Die Deutsche Bahn vollzieht gerade einen bemerkenswerten strategischen Wandel. Mit der Ankündigung, im Mai 2024 ein neues Ausbildungszentrum im Saarland zu eröffnen, wird erstmals seit Jahrzehnten die Region wieder gestärkt. Zur Erinnerung: Spätestens mit der Ankündigung des damaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn zu Beginn der 2000er Jahre, die Bahn an die Börse bringen zu wollen, galt im gesamten Konzern nur noch ein gnadenloser Sparkurs. Vor allem Personal und zahlreiche Leistungen wurden abgebaut, auch an der Saar. An manchen Stellen spürt der Kunde das heute noch. Fällt zum Beispiel ein Zug aus, steht in aller Regel kein Ersatz bereit. Denn auch das Reserve-Zugmaterial wurde bundesweit stark abgebaut.
Nun die Wende. Doch wie kommt das? Wie so oft spielen auch persönliche Dinge mit. Der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) werden sehr gute Kontakte in das Kanzleramt nachgesagt. Ralf Damde als saarländischer Chef der Eisenbahnergewerkschaft gehört zudem seit einiger
Zeit zum Aufsichtsrat der Bahn. Machtkonstellationen haben sich somit verändert, was dem BahnVorstand sicher nicht entgangen ist, der bei vielen strategischen Entscheidungen auch auf das Wohlwollen des Kanzleramtes sowie der Gunst der Arbeitnehmervertreter angewiesen ist. Das Saarland hat es also nach vielen Jahren nun endlich geschafft, sich strategisch eine deutlich bessere, einflussreiche Position zu verschaffen. Jetzt darf man auch gespannt sein, was der saarländische Bahnkunde davon hat. Wichtig wäre es hier vor allem, mehr attraktive Fernverbindungen ab Saarbrücken hinzubekommen. Gelingt das, wäre möglicherweise auch der Saarbrücker Flughafen nicht mehr so notwendig, wie er heute noch ist.