Tradition, Innovation und Eleganz verbinden
Die Vorstandsvorsitzende bei Villeroy & Boch spricht über die Rolle des Keramikkonzerns für die Saar-Wirtschaft und verrät, was ihr am Saarland gefällt.
METTLACHDer Mettlacher Keramikhersteller Villeroy & Boch hat eine neue Chefin. Gabi Schupp hat seit Jahresbeginn den Vorstandsvorsitz inne und folgt damit auf Frank Göring, dessen Vertrag zum Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen war. Seit fünf Jahren ist Schupp bereits für das Familienunternehmen tätig, leitet seither den Bereich Dining & Lifestyle und war Vorständin. Im SZInterview spricht sie über ihre Ziele für Villeroy & Boch und darüber, was sie am Leben im Saarland besonders schätzt.
Frau Schupp, seit Januar sind Sie die neue Vorstandsvorsitzende von Villeroy & Boch. Sie folgen damit auf Frank Göring. Welche Werte verbinden Sie mit dem Mettlacher Keramikhersteller?
SCHUPP Ich kenne das Unternehmen schon lange. Fünf Jahre habe ich den Bereich Dining & Lifestyle geleitet. Von Anfang an begeistert hat mich die besondere Kultur als Familienunternehmen mit starken Wurzeln im Saarland. Villeroy & Boch schafft es, Tradition, Innovation und Eleganz so einzigartig zu verbinden. Wir wollen Alltägliches hinterfragen, unsere Kunden mit innovativen und stilvollen Lösungen begeistern. Diese Werte werden mich jetzt auch in meiner neuen Rolle als Vorstandsvorsitzende leiten. In meiner Zeit im Unternehmen habe ich auch eng mit Frank Göring zusammengearbeitet. Wir sind beide davon überzeugt, dass es wichtig ist, authentisch zu sein und sich selbst treu zu bleiben. Für mich persönlich bedeutet das, nah an den Menschen zu sein, von unseren Mitarbeitenden, Kunden und Partnern, zu hören, was sie bewegt, voneinander zu lernen und gemeinsam neue Wege zu gehen.
Welche Pläne verfolgen Sie für das Unternehmen? Möchten Sie etwas anders als Ihr Vorgänger machen? SCHUPP Als Vorständin habe ich bereits die Strategie des Unternehmens aktiv mitgestaltet. Es geht nicht darum, Dinge grundsätzlich anders zu machen, sondern das zu tun, was richtig ist, um unser Unternehmen für die Zukunft aufzustellen. Auch 2024 stehen wir aufgrund der allgemein wirtschaftlich schwierigen Lage vor Herausforderungen, wie fast jedes produzierende Unternehmen in Deutschland. Dabei ist es unser klares Ziel, nachhaltiges und profitables Wachstum zu schaffen. Dafür haben wir in den letzten Jahren wichtige Weichen gestellt. Wir werden internationaler in Bezug auf unsere Belegschaft, aber auch im Hinblick auf unsere Kunden und Partner. Die Integration von Ideal Standard ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wir wollen unser Kerngeschäft stärken und ausbauen. Das heißt, dass wir die Bereiche Bad & Wellness und Dining & Lifestyle gleichermaßen voranbringen werden. Beide Bereiche sind und bleiben wichtige Säulen für unseren langfristigen Erfolg.
Mit der Übernahme von Ideal Standard vergrößert sich die Produktvielfalt. Es erschließt sich ein neuer Markt. Wie wird sich die Marke Villeroy & Boch in den nächsten zehn Jahren weiterentwickeln?
SCHUPP Durch die Integration werden wir zu den größten Badprodukteherstellern Europas aufschließen. Das stärkt unsere Position im internationalen Wettbewerb und bietet die Grundlage für zusätzliches Wachstum. Der Zusammenschluss schafft eine schlagkräftige Verbindung. Durch die zusätzlichen Kompetenzen von Ideal Standard ergeben sich Wachstumschancen, zum
Beispiel durch die starken Marktpositionen in Großbritannien, der Region Nahost und Nordafrika sowie Italien. Das ermöglicht uns ein besseres Durchdringen des Marktes sowie die Abdeckung neuer Regionen und Produktsegmente. Zudem werden wir daran arbeiten, die Stärken beider Partner wertschöpfend zu nutzen und Synergiepotenziale zu heben.
Welche Bedeutung hat Villeroy & Boch dann für das Saarland und die regionale Wirtschaft?
SCHUPP Die Region und das Unternehmen verbinden seit jeher eine enge Beziehung. Villeroy & Boch ist ein großer und wichtiger Arbeitgeber im Saarland und wird auch in Zukunft eine große Bedeutung für die regionale Wirtschaft haben. Dafür investieren wir in den Standort und in unsere Marke als attraktiver Arbeitgeber. Ein wichtiges Beispiel dafür ist das Projekt Mettlach 2.0, mit dem wir eine moderne Arbeitswelt für unsere Mitarbeitenden und Fachkräfte aus aller Welt schaffen. Gleichzeitig tragen wir dazu bei, Mettlach noch attraktiver zu machen. Unser einzigartiger Standort im Dreiländereck steht für Internationalität und Weltoffenheit. Darauf sind wir stolz. Wir investieren in unsere Mitarbeiterschaft und bieten Entwicklungsmöglichkeiten für junge Talente, für Auszubildende und Studierende an unseren Ausbildungsstandorten in Mettlach und Merzig. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Als Sie im Jahr 2019 begonnen haben bei Villeroy & Boch zu arbeiten, sind Sie nach Merzig gezogen. Ist das Saarland seither eine Heimat für Sie geworden?
„Unser einzigartiger Standort im Dreiländereck steht für Internationalität und Weltoffenheit.“
SCHUPP Das Saarland ist eine zweite Heimat für mich geworden. Als ich nach Merzig zog, war mir schnell klar, dass ich bleiben werde. Ich schätze die zentrale Lage im Dreiländereck. Auch landschaftlich und kulturell hat die Region viel zu bieten. Ich mag auch das besondere Lebensgefühl – die Geselligkeit, das Genussvolle, die Heimatverbundenheit – all das trägt tagtäglich dazu bei, dass ich mich hier sehr wohlfühle. Ich würde auch behaupten, dass unser Hauptsitz in Mettlach einer der schönsten Unternehmenssitze in Deutschland ist. Ich freue mich, wenn die Bauarbeiten hier auf dem Gelände Ende 2024 weitestgehend abgeschlossen sein werden und der Campus in vollem Glanz erstrahlt.