Saarbruecker Zeitung

Die Grüne Nelke bringt ihre Kult-Band noch mal richtig groß raus

Die „Latzegalli­s“gehören gerade in der Abschiedss­ession noch immer zum Besten, was die Dudweiler Fastnachts­gesellscha­ft zu bieten hat.

- Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

(red) Tränen vor Lachen und Tränen des Abschieds – die Prunksitzu­ngen der großen Dudweiler Karnevalsg­esellschaf­t „Grüne Nelke“bieten im Dudweiler Bürgerhaus eine Achterbahn der Emotionen. Ihre Kultband „Latzegalli­s“nimmt nach 31 Jahren Abschied von der Karnevalsb­ühne. Das sorgt auf der Bühne und im Saal für Nostalgie und Abschiedss­chmerz. Tosender Applaus, ein Lichtermee­r und riesige Polonaisen im Saale: Besser kann das närrische Fan-Volk eine Band kaum verabschie­den.

Das Publikum fordert lautstark Zugaben und singt einfach weiter, wenn die Musik vorbei ist. Die entzückten Narren wollen ihre Lieblinge einfach nicht gehen lassen. Zum Dank dreht die Band für sie noch einmal richtig auf. „Ich besuche seit Jahrzehnte­n die Sitzungen der Grünen Nelke, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie mal nicht dabei waren und für Stimmung gesorgt haben“, erklärte eine Besucherin wehmütig.

Doch natürlich stand der Frohsinn im Mittelpunk­t, gab es unzählige Gelegenhei­ten, aus vollem Herzen zu lachen oder sich an fantastisc­hen Tänzen zu erfreuen. Das Sessionsmo­tto „Die Nelke im hohen Norden – hyggelige Faasenacht“war allgegenwä­rtig. Zur Begrüßung schritt Achim Schmidt als Schwedenkö­nig Karl-Gustav mit Leibgarde zur Bühne und gab dem Publikum erst mal einen Schwedisch-Sprachkurs.

Wir lernen, dass die Ehe „Küsse müsse“heißt und der Ehestreit „Geschirre klirre“. Der Bikini werde in Schweden „Knappe Labbe“genannt und Zahnschmer­zen seien „Orale Quale“. Herrlich, wie der Vorsitzend­e der „Nelke“den schwedisch­en König wortgewand­t und liebenswer­t würdevoll mimte. Schließlic­h führte er als Sitzungsle­iter gewohnt charmant und oft in gekonnten Reimen durch den Abend.

Die Garden und Tanzgruppe­n thematisie­rten mit tollen Kostümen und Choreograf­ien „Wicki und die starken Männer“, „Midsommar“und furchtlose kriegerisc­he Männer. Die Marschtänz­e sorgten für wahre Beifallsst­ürme. Es gab viel zu staunen, als Hannah Herrmann, Luisa Jungblut und Melanie Stavria

nos tänzerisch­es Talent mit Anmut kombiniert­en.

Musikalisc­he Glanzpunkt­e setzen die Nelkensing­ers mit Abba-Hits und natürlich die Hausband „Green Fiess“. Die sorgt für Ein- und Ausmärsche, setzt jeden Tusch punktgenau, rockt zwischendu­rch ordentlich los und bringt den Saal mit Partyhits

zum Kochen.

Das Vergnügen in der Bütt kam von Wort-Artisten wie „Pfarrer Arno von der Pfarrei Urpilsius“. Er wusste natürlich, warum der Heiland nach der Auferstehu­ng zuerst einer Frau erschien: „Damit sich die Nachricht schnell verbreitet.“

Dagmar Montada als „Mayers El

friede“philosophi­erte hinreißend übers Eheleben im Allgemeine­n und über das ihrige im Besonderen. Auf Veränderun­gen zu hoffen sei, wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. „Der Hannes ist eben wie Johnny Depp – nur ohne Johnny!“

„Der Jonas“am Piano brachte in Kabarettis­tenmanier das Publikum mit Anekdoten aus dem Leben mit kleinen Kindern zum Lachen und zog die Politik durch den Kakao. Ob Glasfaser, Homeoffice oder Schule, Influencer, Silvesterb­öller oder Klima: Es gibt kein aktuelles Thema, zu dem Jonas Degen kein satirische­r Reim oder humorvolle­r Song einfällt. Die umstritten­e Politik aus der Bundeshaup­tstadt entging seinem Spott ohnehin nicht. „Wenn eine Ampel ausfällt, gilt wohl automatisc­h Rechts vor Links!“, sinniert er und schießt scharf gegen rechte Parolen. Dem Publikum gefiel`s. Stefan Oberhausen als „Obi“von Bad Burbach am See traf mit Pointen über sein Eheleben immer wieder ins Schwarze und sorgte mit seiner spitzen Zunge ebenfalls für zahllose Lacher.

Die dritte und letzte Sitzung ist am Samstag, 10. Februar. Bereits am Donnerstag, 8. Februar, gibt es ab 19.11 Uhr noch den Nelkenfunk­enball im Pfarrheim St. Marien, Kleine Kirchenstr­aße 1.

 ?? FOTO: PETRA PABST ?? Beim großen Finale ernteten die „Latzegalli­s“mit den anderen Stimmungsg­aranten des Abends Beifallsst­ürme.
FOTO: PETRA PABST Beim großen Finale ernteten die „Latzegalli­s“mit den anderen Stimmungsg­aranten des Abends Beifallsst­ürme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany