Privat-Grundschule ab Sommer in Walpershofen
Gemeinderat gibt mit knapper Mehrheit grünes Licht für die erste saarländische „Naturgrundschule“der „Freien Schule Saar“.
Im Riegelsberger Ortsteil Walpershofen soll eine neue Schule entstehen: Der Verein Freie Schule Saar e.V. will in der ehemaligen katholischen Volksschule („Alte Schule“) in der Salbacher Straße eine freie, alternative Grundschule einrichten. In Völklingen-Fürstenhausen, wo es zuerst entsprechende Pläne gegeben hatte, ist das Thema dagegen vom Tisch. Der Riegelsberger Rat stimmte dem Vorhaben für Walpershofen am Montagabend in einer Sondersitzung mit knapper Mehrheit zu.
Die Grundschule soll schon im Spätsommer den Betrieb aufnehmen. Das Team der Freien Schule stellte sein Konzept im Gemeinderat vor. So sagte Susanne Matheis: „Wir wollen die erste Naturgrundschule im Saarland errichten. Unser Konzept bietet als Besonderheit, dass die Kinder nicht im Klassenverband, sondern in altersgemischten Gruppen und nach ihren Interessen unterrichtet werden.“Hinter der Schule soll am Steinbach ein Schullehrgarten angelegt werden, in dem die Kinder „mit und in der Natur“unterrichtet werden, so Matheis. Nina DiMarco ergänzte: „In unserer Schule gibt es keinen Fachunterricht, wir arbeiten in Form von Kursen und Projekten.“
Die Freie Schule Saar ist in privater Trägerschaft und wird somit eine Privatschule sein. Dennoch ist sie, wie alle Privatschulen, der staatlichen Schulaufsicht des Bildungsministeriums unterstellt. Das heißt, Lerninhalte werden durch Bildungspläne des Landes vorgegeben. Bevor die Kinder auf eine weiterführende Schule gehen, sollen sie auch in der alternativen Schule darauf vorbereitet werden, so dass sie dann etwa im Rechnen und Schreiben auf dem Stand herkömmlicher Schulen sind.
Den Standort Walpershofen hatte der Walpershofer CDU-Vorsitzende Ralph Schmidt vorgeschlagen. Das Klassenzimmer für die 25 Schüler soll in der ehemaligen Hausmeisterwohnung eingerichtet werden. Eine Toilette müsste noch gebaut werden. Die Gemeinde muss etwa 60 000 Euro für die Umbauarbeiten und das Anlegen des Schullehrgartens investieren, und die Eltern der Schüler müssen als Anschubfinanzierung ein Darlehen in Höhe von je 3000 Euro zur Verfügung stellen. Fördergelder vom Staat gibt es erst ab dem dritten Jahr. Außerdem muss ein Schulgeld von 280 Euro monatlich gezahlt werden. Deshalb sagen SPD und Grüne, es sei eine „Eliteschule“für Kinder von Eltern, die „gut betucht sind“. Susanne Matheis widersprach und verwies darauf, dass unter den 20 Kindern, die von ihren Eltern bereits für die Schule angemeldet wurden, auch Kinder mit Migrationshintergrund sind. Und für Kinder aus sozial schwachen Familien stünden Lernpaten bereit, die die Kosten tragen wollen.
Frank Schmidt (SPD) kritisierte den Finanzplan der freien Schule, der seiner Meinung nach Lücken aufweise. „Das Konzept ist okay, aber es ist noch viel zu tun, und es gibt noch viele offene, unbeantwortete Punkte. Wir sollten die 60 000 Euro lieber in andere Dinge stecken, die Riegelsberger Kindern zu Gute kommen“, so Frank Schmidt. Benjamin Schmidt (CDU) nannte die Argumente von SPD und Grünen „eine politische Kleinrede einer guten Idee“. Auch René Selzer (AfD) widersprach der SPD und den Grünen: „Das sind an den Haaren herbeigezogene Gründe für etwas, das für Riegelsberg ein Leuchtturmprojekt werden kann.“Jutta Christmann (BfB – Bürger für Bürger) unterstützte das Vorhaben ebenfalls: „Wir müssen dankbar sein für jede Schule, die wir kriegen. Es ist für Eltern und Kinder eine WinWin-Situation.“Dieter Hack (Grüne) scherte aus den Reihen seiner Fraktion aus: „Es tut nicht nur Riegelsberg, sondern der Gesellschaft gut, wenn man solche Wege geht.“Mit den Stimmen von CDU, Linke, AfD, Jutta Christmann und Dieter Hack beschloss der Rat, dass die ehemalige Hausmeisterwohnung in der Alten Schule umgebaut und ein Lehrschulgarten angelegt werden soll. Der Bürgermeister soll mit der Freien Schule einen Mietvertrag aushandeln.
Die baulich notwendigen Maßnahmen sollen nach Prüfung und Genehmigung durch das Ministerium in einer Höhe von maximal 60 000 Euro umgesetzt werden.
Ursprünglich wollte die Freie Schule ihr Projekt im Völklinger Fürstenhof umsetzen. Dieses Vorhaben zerschlug sich. Dazu sagte Susanne Matheis auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung, bei einer eingehenden Standortanalyse habe sich gezeigt, dass der Fürstenhof aus verschiedenen Gründen nicht für eine Schule in Frage komme. Welche Gründe genau, wurde nicht gesagt.