Zverev fehlt beim heißen Davis-Cup-Duell in Ungarn
Deutsche Tennisspieler reisen ohne ihre Nummer eins nach Tatabanya. Der Wettbewerbs-Modus steht dabei weiter in der Kritik.
(sid) Vor feuriger Kulisse in Ungarn kämpfen die deutschen Tennisspieler um den Einzug in die Davis-Cup-Gruppenphase. Eine Pflichtaufgabe für Alexander Zverev und Co.? Fragen und Antworten zum Spiel der Deutschen an diesem Wochenende:
Was steht an?
Das Davis-Cup-Duell des deutschen Teams mit Ungarn in Tatabanya. Oder genauer: die Qualifikation für die Gruppenphase der Finalrunde im September. Da wiederum spielt der Sieger dieses Vergleichs als eines von 16 Teams um einen Platz in der K.o.-Phase, in der in Malaga im November der Davis-Cup-Champion gesucht wird. Für das deutsche Team geht es nur darum, am Freitag (ab 15 Uhr) und Samstag (ab 13 Uhr) die Ungarn zu schlagen.
Starspieler Alexander Zverev wird fehlen, der Weltranglistensechste laboriert immer noch an dem Infekt, der ihn bei seiner Australian-OpenHalbfinalniederlage gegen Daniil Medwedew am vergangenen Freitag geschwächt hatte. Teamchef Michael Kohlmann nominierte daher erneut Maximilian Marterer nach. Der 28-Jährige aus Nürnberg, derzeit Nummer 92 der Welt, hatte Zverev bereits im vergangenen September im Duell mit Bosnien-Herzegowina vertreten, als der Olympiasieger aufgrund einer Muskelverletzung passen musste. Jan-Lennard Struff, Dominik Koepfer, der in Melbourne an der Seite von Yannick Hanfmann mit einer Halbfinalteilnahme im Doppel überraschte, sowie die Doppelspezialisten Tim Pütz und Kevin Krawietz komplettieren das Team.
Und beim Gegner?
Bei allem Respekt: Da spielt niemand, der die deutsche Mannschaft zum Zittern bringen sollte. Die ungarische Nummer eins ist der Weltranglisten-57. Fabian Marozsan. Der allerdings hat im vergangenen Jahr in Rom den späteren Wimbledonsieger Carlos Alcaraz geschlagen. Entsprechend gewarnt ist das DTBTeam. „Von den ungesetzten Mannschaften ist Ungarn schon eine der deutlich besseren“, sagt Kohlmann.
Wie stehen die deutschen Chancen?
Deutschland, das im historischen
Vergleich mit 4:2 führt, reist trotz Zverevs Absage mit guten Chancen an. Struff immerhin ist die Nummer 24 der Welt, im Doppel sollte Deutschland ordentliche Karten haben. So richtig dankbar ist die Aufgabe trotzdem nicht. Die bis zu 6500 Zuschauer in der Kleinstadt Tatabanya im Nordwesten Ungarns werden der DTB-Auswahl einen feurigen Empfang bereiten und, wie Kohlmann betonte, „nicht gerade schwarz-rot-goldene Fahnen in der Hand haben“. Außerdem: Auch im vergangenen Jahr gegen die Schweiz war Deutschland favorisiert, musste nach dem 2:3 in Trier aber in Bosnien-Herzegowina – letztlich erfolgreich – gegen den Abstieg spielen.
Wie ist der Modus?
Recht simpel: Das Team, das zuerst drei Siege holt, gewinnt. Am Freitag stehen zwei Einzel auf dem Programm, am Samstag dann das Doppel und, wenn nötig, zwei weitere Einzel, um das Siegerteam zu ermitteln.
Und die Kritik am Davis Cup?
Die reißt seit Jahren nicht ab. Nicht wenige fordern eine Rückkehr zum klassischen Modus der Heim- und Auswärtsspiele auch in den späteren Runden des prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerbs. TennisIkone Boris Becker, selbst zweimaliger Cup-Gewinner, polterte im vergangenen Jahr, der derzeitige Modus habe dem 1900 erstmals ausgetragenen Traditionsevent „die Seele genommen“. Leere Hallen waren zuletzt keine Seltenheit. DTB-Präsident Dietloff von Arnim wollte unter anderem deshalb Weltverbands-Präsident werden, um den Davis Cup zu reformieren, er verlor allerdings die Wahl im September 2023 gegen Amtsinhaber David Haggerty (USA) klar. Die Zukunft ist offen.