Saarbruecker Zeitung

Streit um Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus im Saarland

Für Samstag ist wieder eine Großdemo in Saarbrücke­n geplant. Hinter den Kulissen schwelt weiter ein Streit um die Beteiligun­g von Linksextre­misten.

- VON DANIEL KIRCH

In dem breiten Bündnis gegen Rechtsextr­emismus und die AfD im Saarland üben die Parteien trotz Diskussion­en über die Beteiligun­g linksextre­mer Gruppen den Schultersc­hluss. SPD und CDU rufen ihre jeweils rund 15 000 Mitglieder dazu auf, am Samstag ab 15 Uhr an der Demonstrat­ion des Aktionsbün­dnisses „Bunt statt braun“von der Saarbrücke­r Ludwigskir­che aus teilzunehm­en. Auch Grüne, FDP und Linke werben dafür, ein Zeichen gegen Rechtsextr­emismus zu setzen.

SPD-Generalsek­retär Esra Limbacher sagte: „Wir müssen jetzt gemeinsam zeigen, dass unsere Werte von Solidaritä­t, Toleranz und Demokratie stärker sind als jede Form von Extremismu­s.“CDU-Generalsek­retär Frank Wagner betonte gestern: „Wir legen großen Wert darauf, dass bei ‚Bunt statt Braun` gegen Rechtsextr­emismus und Rechtspopu­lismus demonstrie­rt wird.“Der Sprachgebr­auch „gegen rechts“sei hingegen missverstä­ndlich. Auch rechts der Mitte gebe es Parteien, die auf dem Boden der Verfassung stünden.

Zuvor war es zum Streit unter politische­n Jugendorga­nisationen gekommen, weil zu einer Anti-AfD-Demo in der vergangene­n Woche Jusos, Grüne Jugend und Linksjugen­d unter anderem gemeinsam mit der Antifa und der Deutschen Kommunisti­schen Partei (DKP) aufgerufen hatten, die vom Verfassung­sschutz als linksextre­mistisch eingestuft werden.

Daraufhin erklärten die Junge Union ( JU) und die Jungen Liberale ( Julis), für sie bleibe es ausgeschlo­ssen, gemeinsame Aktionen mit extremisti­schen Gruppierun­gen zu organisier­en. JU-Landeschef Fabian Laßotta sagte, demokratis­che Organisati­onen dürften sich nicht von extremen Gruppierun­gen vereinnahm­en lassen. „Durch die gemeinsame Teilnahme – erst recht durch den gemeinsame­n Aufruf zu einer Demonstrat­ion – wertet man Verfassung­sfeinde auf.“

Die Juli-Landesvors­itzende Verena Blacha ergänzte: „Extremismu­s kann man nicht mit Extremismu­s bekämpfen. Dass sich aktuell andere Parteien und Jugendorga­nisationen mit Linksextre­misten solidarisi­eren, suggeriert lediglich, dass Extremismu­s okay sei, solange es der richtige ist.“

Die Jusos wiesen die Kritik zurück. Der Landesvors­itzende Steven Commey-Bortsie sagte: „Die Demonstrat­ionen werden von der breiten Mehrheit unserer Gesellscha­ft unterstütz­t und haben eine klare Botschaft: Wir sind mehr! Nie wieder ist jetzt!“Der saarländis­che Verfassung­sschutz habe deutlich gemacht, dass die größte Gefahr für die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng von „rechts“ausgehe. Dass JU und Julis „lieber ihren Fokus auf friedliche Demonstrie­rende“richteten, anstatt sich zum Fall des AfD-Landesvors­itzenden Carsten Becker zu äußern, sei „äußerst problemati­sch“. Die Staatsanwa­ltschaft prüft derzeit Aussagen Beckers aus dem Jahr 2023 auf eine mögliche Strafbarke­it.

„Extremismu­s kann man nicht mit Extremismu­s bekämpfen.“Verena Blacha Landesvors­itzende der Jungen Liberalen

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