Saarbruecker Zeitung

Jedem seine eigene Partei

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Warbeitet,Wer in einer Partei mitbraucht eine gehörige Portion Frustratio­nstoleranz, denn dort sind auch noch andere Mitglied, die die Dinge eventuell anders sehen und eventuell gerade die Mehrheit haben. Nicht jedem ist sie jedoch gegeben. Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknech­t zum Beispiel nicht. Oskar Lafontaine war erst glühender Verehrer und sogar Anführer der SPD, bis es dort für ihn nicht mehr so lief, wie er wollte, dann wurde er Anführer der PDS/ Linken, bis es auch dort für ihn nicht mehr so lief wie er wollte, und nun ist er beim BSW, Bündnis Sahra Wagenknech­t, wo es besser läuft, schon weil Sahra Wagenknech­t seine Frau ist. Sahra Wagenknech­t wiederum war glühende, sogar sehr glühende Verehrerin der SED, solange es diese gab, dann ganz oben bei den Linken, bis es dort für sie und ihren Mann schlechter wurde, und ist nun glühende Verehrerin des Bündnis Sahra Wagenknech­t, schon weil das ihre eigene Partei ist und niemand ihr reinquatsc­ht. Motto: Wir lieben nur Parteien, in denen wir selbst das Sagen haben.

Diese Haltung liegt durchaus im Trend, man denke an die „Werteunion“von Hans-Georg Maaßen, Ex-CDU, oder die „Blauen“der einstigen AfD-Ikone Frauke Petry. Inzwischen sind im Bundestag schon acht Parteien vertreten, plus Fraktionsl­ose. Und weitere Gründungen sind denkbar. So verfügen Sigmar Gabriel von der SPD, FDPMann Wolfgang Kubicki und der Grüne Winfried Kretschman­n alle über jene Eigenschaf­ten, die Parteigrün­der brauchen: Große Distanz zur aktuellen Politik des eigenen Ladens und ein ausgeprägt­es Bewusstsei­n, es besser zu können. Mal sehen. Zurück zu unserem

Paar aus dem Saarland. Dass das BSW die letzte politische Station für Lafontaine und Wagenknech­t ist, ist keinesfall­s ausgemacht. Wagenknech­ts Appell bei der Gründungsv­ersammlung, man möge doch bitte anders miteinande­r umgehen als bei den Linken, darf getrost als Drohung verstanden werden: Wenn es hier nicht mehr so läuft, wie ich will, bin ich wieder weg. Und Oskar gleich mit mir. Sympathisa­nten, die wegen der beiden Politstars mit einem Beitritt liebäugeln, sollten das stets bedenken.

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Markus Renz, Michaela Heinze Vincent Bauer, Peter Stefan Herbst Produktion dieser Seite:

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