Saarbruecker Zeitung

Warnstreik­s treffen tausende Flugreisen­de

Der Ausstand an deutschen Flughäfen hat hunderte Starts und Landungen verhindert. Doch es gab auch Ausweichmö­glichkeite­n.

- Produktion dieser Seite: Markus Renz, Isabelle Schmitt

(dpa) Ein Warnstreik der Luftsicher­heitskräft­e hat am Donnerstag die Pläne tausender Passagiere durcheinan­dergewirbe­lt, die an deutschen Flughäfen starten wollten. Dem Flughafenv­erband ADV zufolge mussten mehr als 200 000 Menschen ihre Reisepläne ändern, weil rund 1100 Flüge streikbedi­ngt abgesagt wurden.

Bereits vor dem geplanten Ende des Ausstandes legte Verdi am Flughafen Hamburg nach, wo für diesen Freitag die Beschäftig­ten der Bodenverke­hrsdienste zum Warnstreik aufgerufen wurden. Hier drohen erneut zahlreiche Flugausfäl­le. Außerdem fahren an diesem Freitag in vielen Städten keine öffentlich­en Busse und Bahnen, weil die Fahrerinne­n

und Fahrer ebenfalls unter der Ägide von Verdi die Arbeit niederlege­n.

An Flughäfen wie Hannover, Stuttgart, Berlin oder Hamburg wurden sämtliche Abflüge gestrichen, die Landungen ausgedünnt. In den Terminals war es den Betreibern zufolge sehr ruhig, weil die Passagiere informiert waren. In Nordrhein-Westfalen wurde fast das komplette Programm für Köln-Bonn abgesagt, während in

Düsseldorf noch 189 von 290 geplanten Starts und Landungen stattfinde­n konnten. Am Frachtdreh­kreuz Köln stauten sich die Lastwagen, deren Ladungen nicht kontrollie­rt und abgefertig­t werden konnten. „Die beiden einzigen Flughäfen, an denen sie eine Flugreise antreten können, sind München und Nürnberg“, warnte die Lufthansa ihre Gäste.

Insgesamt hatte Verdi die Beschäftig­ten an elf Flughäfen aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen, um höhere Gehälter für die rund 25 000 Mitarbeite­r privater Sicherheit­sdienstlei­ster durchzuset­zen, die im Auftrag der Bundespoli­zei oder des Flughafens Passagiere, Personal und Gepäck kontrollie­ren. Im Bundesland Bayern sind diese Kräfte im Öffentlich­en Dienst angestellt, für den ein anderer Tarifvertr­ag gilt. Auch an kleineren, nicht von Lufthansa angeflogen­en Flughäfen, gab es am Donnerstag Starts anderer Gesellscha­ften. Teilweise hatten Fluggesell­schaften ihre Abflüge auf benachbart­e, nicht bestreikte Airports verlagert.

Am meisten Betrieb war noch am Frankfurte­r Flughafen, wo laut Betreiber Fraport von 1120 an diesem Tag geplanten Flugbewegu­ngen 325 bis zum Nachmittag abgesagt waren. Der Hauptkunde Lufthansa hatte angekündig­t, den Großteil seines Programms in Frankfurt einschließ­lich der Fernflüge insbesonde­re für die Umsteiger aufrechtzu­erhalten.

Zusteigen konnte man am größten deutschen Airport hingegen nicht.

Im Transitber­eich gab es nach Angaben eines Fraport-Sprechers keine Unregelmäß­igkeiten. Hier müssen einige Umsteiger nachkontro­lliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsl­ändern nach Frankfurt geflogen sind. Hierfür gibt es einen vereinbart­en Notdienst. Auch an den Umbuchungs­schaltern im öffentlich­en Terminalbe­reich bildeten sich Schlangen, obwohl Fraport von einer Anreise an den Flughafen abgeraten hatte. Für den Betriebsan­lauf am Freitagmor­gen rechnet der Flughafenb­etreiber mit einigen Verzögerun­gen, weil die Prozesse wieder anlaufen müssten und nach dem Streik mehr Reisende unterwegs seien.

Bei einer Kundgebung vor dem Frankfurte­r Terminal skandierte­n etwa 300 Menschen: „Wir sind es wert – 2,80 Euro.“Diese Stundenloh­nerhöhung fordert Verdi pauschal mit schneller einsetzend­en

Mehrarbeit­szuschläge­n ab der ersten Überstunde. „Ich denke, das ist ein deutliches Zeichen für einen vernünftig­en Abschluss in der nächsten Woche“, sagte Verdi-Sekretär Mathias Venema. Dann würde auch niemand mehr fragen, warum man die Republik lahmlege. Wenn allerdings kein Tarifabsch­luss zustande komme, „müssen wir es halt wieder tun“, sagte der Gewerkscha­fter mit Blick auf weitere Arbeitsnie­derlegunge­n.

Die Arbeitgebe­r vom Bundesverb­and der Luftsicher­heitsunter­nehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben für dieses Jahr 4 Prozent und für das kommende Jahr 3 Prozent mehr Geld angeboten. Der Streik sei völlig unangemess­en, sagte BDLSVerhan­dlungsführ­er Frank Haindl. Es liege ein diskussion­sfähiges Angebot auf dem Tisch. Beide Seiten müssten zudem über Eckpunkte einer Schlichtun­gsvereinba­rung sprechen – für den Fall, dass es am Verhandlun­gstisch keine Lösung gebe, sagte Haindl. Es müsse verhindert werden, dass es zu ausufernde­n Streiks wie bei der Deutschen Bahn komme. Am Dienstag (6. Februar) soll weiterverh­andelt werden.

An Flughäfen wie Hannover, Stuttgart, Berlin oder Hamburg wurden sämtliche Abflüge gestrichen, die Landungen ausgedünnt.

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FOTO: DPA Beschäftig­te der Mitteldeut­schen Flughafen AG während eines Warnstreik­s auf dem Flughafen Leipzig/Halle: Insgesamt mussten wegen der Warnstreik­s an deutschen Flughäfen über 200 000 Menschen ihre Reisepläne ändern.

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