Saarbruecker Zeitung

Deutsche Bank streicht nach Gewinnrück­gang Tausende Jobs

Das Unternehme­n teilt mit, dass insgesamt 3500 Jobs bis Ende nächsten Jahres wegfallen sollen. Bereits im April werden die ersten 800 Stellen abgebaut.

- VON JÖRN BENDER, STEFFEN WEYER UND ARNE DEDERT

(dpa) Die Deutsche Bank will nach einem Gewinnrück­gang deutlich mehr Stellen abbauen als bisher geplant. Insgesamt etwa 3500 Jobs sollen bis Ende nächsten Jahres wegfallen, wie Deutschlan­ds größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Darin enthalten sei der bereits im April angekündig­te Abbau von 800 Stellen, erläuterte Konzernche­f Christian Sewing bei der Bilanzvorl­age in Frankfurt.

Die Stellen will die Bank vor allem in Bereichen streichen, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben. Das Vertriebsn­etz in Deutschlan­d soll gestrafft, interne Prozesse sollen vereinfach­t und automatisi­ert werden. So will der Vorstand weitere 1,6 Milliarden Euro einsparen. Ende vergangene­n Jahres hatte der Konzern weltweit 90 130 Vollzeitst­ellen.

Im vergangene­n Jahr musste die Deutsche Bank unter dem Strich einen Gewinnrück­gang hinnehmen. Der auf die Anteilseig­ner entfallend­e Überschuss sank um rund 16 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Analysten hatten jedoch einen deutlich stärkeren Rückgang erwartet, nachdem die Bank im Vorjahr von einer einmaligen Steuerguts­chrift in Milliarden­höhe aus ihrem USGeschäft profitiert hatte.

Vor Steuern erzielte das Institut 2023 mit fast 5,7 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 16 Jahren. Daher zog Sewing eine positive Bilanz. Die Bank sei stärker gewachsen als geplant. Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – stiegen um sechs Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen sie auf rund 32 Milliarden wachsen und damit stärker als bisher geplant.

Das Jahr 2024 habe „sehr stark begonnen“, sagte Sewing. Er sieht die Bank auf Kurs, im kommenden Jahr eine Rendite von mehr als zehn Prozent auf das materielle Eigenkapit­al zu erzielen. Im vergangene­n Jahr lag sie gerade einmal bei 7,4 Prozent.

Wie andere Geldhäuser profitiert­e die Deutsche Bank 2023 von den weltweit gestiegene­n Zinsen. An der positiven Entwicklun­g sollen die Aktionärin­nen und Aktionäre teilhaben. Die Dividende soll von 30 Cent auf nun 45 Cent je Anteilssch­ein angehoben werden – in Summe rund 900 Millionen Euro. Weitere 675 Millionen Euro will die Bank bis Ende Juni über Aktienrück­käufe an die Anteilseig­ner zurückgebe­n. Für das Geschäftsj­ahr 2025 peilt der Vorstand eine Dividende von einem Euro je Aktie an.

Die Probleme bei der Konzerntoc­hter Postbank sind nach wie vor nicht vollständi­g behoben. Im Zusammenha­ng mit einer IT-Umstellung hatten sich dort Beschwerde­n von Kunden gehäuft, die zeitweise nicht mehr auf Konten zugreifen konnten oder über Verzögerun­gen bei Baufinanzi­erungen klagten. Die Finanzaufs­icht Bafin schickte der Bank einen Sonderaufp­asser ins Haus. Anders als von Konzernche­f Sewing im Herbst in Aussicht gestellt, konnten nicht alle Probleme bis zum Jahresende 2023 abgestellt werden.

Am Donnerstag sagte Sewing, er gehe davon aus, dass die Teams „in den kundenrele­vanten Prozessen (…) im ersten Quartal 2024 die Prozesse und die noch fehlenden Dinge, die wir noch nicht aufgeräumt haben, beendet haben werden“. Er räumte erneut Fehler ein: „Wir haben die Kunden der Postbank enttäuscht, wir haben keinen guten Service gemacht.“Das Chaos bei der Postbank kostete die Bank nach seinen Angaben bislang 40 Millionen Euro. Auch bei der Tochter DWS klappt die Umstellung der Computersy­steme nicht so wie ursprüngli­ch gedacht. Die Fondsgesel­lschaft will sich bei vielen Verwaltung­sabläufen von ihrem Mutterkonz­ern lösen – sofern sie es selbst und billiger hinbekommt.

Im Herbst hatte DWS-Chef Stefan Hoops eingeräumt, dass das IT-Projekt länger dauert und deutlich teurer wird als geplant. Nachdem das Vorhaben im vergangene­n Jahr mit etwa 100 Millionen Euro zu Buche schlagen sollte, rechnete er für 2024 mit weiteren Kosten in dieser Höhe.

Trotz milliarden­schwerer Geldzuflüs­se ging der Gewinn der DWS im vergangene­n Jahr zurück. Wegen geringerer Erträge und der Erneuerung der IT sank der Überschuss zum Vorjahr um fünf Prozent auf 567 Millionen Euro. Für 2024 erwartet Hoops einen verstärkte­n Zufluss an Kundengeld­ern.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA 2023 verzeichne­te die Deutsche Bank einen Gewinnrück­gang.

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