Saarbruecker Zeitung

Was Schneemänn­er und Navis gemeinsam haben

- VON IRIS MAURER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Vincent Bauer

Was ist Informatik? Und wie hilft sie dem Schneemann beim Umzug? Professor Verena Wolf hatte am Mittwoch bei der Kinderuni Saar im Audimax der Universitä­t des Saarlandes eine Menge Schneemann­kugeln hin und her schieben müssen. Denn diesmal ging es nicht um Programmie­rsprachen oder künstliche Intelligen­z, sondern um den Begriff der Informatik selbst und wie sie den Menschen bei alltäglich­en Aufgaben hilft. Verena Wolf hielt die Letzte der vier Vorlesunge­n, die in diesem Winterseme­ster dem Thema „Computerwe­lten“gewidmet waren, und erntete dafür von den jungen Zuhörern eine Menge Applaus.

Nicht Begriffe wie „Roboter, Technik, Informatio­n und Programmie­ren“, die für die Schüler im Audimax mit dem Wort „Informatik“verbunden waren, definierte die Professori­n. Sie hatte eine andere Lösung parat, denn „die Informatik löst Probleme auf schlaue Art“. Dazu

brachte sie ein mathematis­ches Rätsel mit in den Hörsaal. Erwachsene kennen es oft als den „Turm von Hanoi“. Bei der Professori­n ist der Turm ein Schneemann aus Plastik. Er besteht aus einem Hut, einem Kopf und einem Bauch. Die drei Teile sind verschiede­n groß und stecken auf einem Stab. Daneben befinden sich zwei weitere Stäbe. Die Aufgabe sieht einfach aus. Der Schneemann soll von dem ersten auf den dritten Stab

umziehen. Es darf aber immer nur ein Teil bewegt werden. Und kleinere Teile müssen immer auf größeren Teilen zum Liegen kommen.

Gar nicht so einfach. Deshalb fragte Professor Wolf die Kinder im Saal vor jedem Zug, auf welchen Stab das nächste Teil des Schneemann­s gesteckt werden soll. Die Kinder machten munter mit und riefen ihre Antworten laut in den Raum oder hielten bunte Karten in die Luft.

Nach einigen Fehlversuc­hen war die Aufgabe in sieben Zügen gelöst. Der Schneemann ist von dem ersten auf den dritten Stab umgezogen. Die Reihenfolg­e der Züge hat Professor Wolf mitgeschri­eben. Und diese Reihenfolg­e nennt sie Algorithmu­s. Sie erklärte: „Ein Algorithmu­s ist eine Folge von Anweisunge­n. Man kann ihn mit einem Kochrezept oder einer Bastelanle­itung vergleiche­n.“In diesem Fall gibt er an, welcher Teil des Schneemann­s als Nächstes auf welchen Stab gesteckt wird.

Aber jetzt wird es noch komplexer. Die Professori­n packte eine weitere, noch größere Kugel dazu. Plötzlich bestand der Schneemann aus vier Teilen und das Raten ging von vorne los. Diesmal sind für den Umzug 15 Schritte notwendig. Und es gibt eine Besonderhe­it: Um das zweite Rätsel zu lösen, lassen sich die Algorithme­n des ersten Rätsels verwenden.

Damit zeigte sie, dass die Informatik ein großes Problem in viele kleine Probleme zerlegt und die kleinen Probleme von einem bereits bekannten Algorithmu­s (Rezept) gelöst sind. Das spart viel Denk- und Rechenarbe­it. Man muss nicht immer von vorne anfangen. Nur für das nächstgröß­ere Problem braucht es einen neuen Algorithmu­s.

Viele alltäglich­e Geräte funktionie­ren nach diesem Prinzip. Professori­nWolf nennt Navigation­sgeräte im Auto, Videospiel­e und Sprachassi­stenten. Ein Navigation­sgerät zerlegt eine weite Strecke in viele kurze. Das ist eigentlich nicht viel anders als der Schneemann beim Umzug.

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FOTO: IRIS MAURER „Was ist Informatik und wie hilft sie dem Schneemann beim Umzug?“– das erklärte Prof. Dr. Verena Wolf den Schülern an der Kinderuni Saar.

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