Bürgerforen zum Strukturwandel geplant
Mit Bürgern ins Gespräch kommen, auf ihre Gefühle eingehen. Das soll ein neues Format zum Strukturwandel leisten. Was ausgewählte Saarländer dort ansprechen, soll bei der nächsten Strukturkonferenz des Landes Thema werden.
„Hören, was ein Land fühlt“– diesen Slogan von SR3 Saarlandwelle wollen jetzt auch die Landesregierung und das Zukunftsbündnis Saar beherzigen. Das kündigte am Donnerstag der Beauftragte der Landesregierung für den Strukturwandel, Frank Nägele, an.
Um zu erfahren, wo die Saarländer der Schuh drückt, wollen
Nägele und das
Bündnis als erstes vier Bürgerforen organisieren, an dem jeweils
50 ausgewählte
Frauen und Männer teilnehmen sollen. Diese sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Klartext reden und sagen, „was ihnen am Saarland gefällt, aber auch, was man besser machen könnte und wie sie sich die Zukunft des Landes vorstellen“, so Nägele. Damit diese Gesprächskreise nicht in Quasselrunden abgleiten, sollen Experten die Foren mit Informationen versorgen und die Gespräche moderieren. Die Ergebnisse sollen in der nächsten Strukturkonferenz des Landes behandelt werden, die Ende des Jahres stattfindet. Am Montag ging die erste Veranstaltung dieser Art über die Bühne (wir berichteten).
Nägele will außerdem eine nach sozialwissenschaftliche Vorgaben strukturierte Befragung durchführen lassen, „bei der wir die Bevölkerung in der ganzen Breite erfassen wollen“. Die Interviewer „sollen in das Land hineinhören und herausfinden, wie sich Strukturwandel für die Menschen anfühlt“. Für 2025 sind weitere Veranstaltungen geplant, „zu denen möglichst alle Bevölkerungsschichten eingeladen sind“, so der Beauftragte. Auch bei diesen Treffen sollen die Anregungen der Saarländer aufgegriffen werden. „Wir wollen den Menschen allerdings auch erklären, was die Regierung tut, um den strukturellen Wandel des Landes zu begleiten, damit die Veränderungen nicht zu Brüchen führen, die niemand will.“
Bisher hat das Zukunftsbündnis Saar ein noch nicht abgestimmtes Leitbild erarbeitet, wie sich die Teilnehmer die Zukunft des Saarlandes vorstellen. Dieses Leitbild will das Bündnis weiterentwickeln „und mit Maßnahmen hinterlegen, damit aus diesem Bild eine Strategie wird“, so Nägele. Dort sollen auch die Erkenntnisse hineinfließen, die in den Befragungen ermittelt wurden. Das Bündnis, das vor knapp einem Jahr
seine Arbeit aufnahm, setzt sich aus mehr als 20 Vertretern von saarländischen Interessenvereinigungen zusammen.
Mit dabei sind unter anderem die Wirtschaftskammern (Industrie und Handel sowie Handwerk), die Arbeitskammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Vereinigung der saarländischen Unternehmens
verbände ( VSU), die Bundesagentur für Arbeit, der Landkreis- und Städtetag, das Klimaschutzbündnis Saar, die Kirchen sowie Vertreter der Landesregierung.
Dass die Herausforderungen für das Land gewaltig sind, machte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) erneut auf der Strukturwandel-Konferenz diese Woche deut
lich. Sie erinnerte an eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach wird es im Saarland bis zum Jahr 2035 zwar 20 000 neue Arbeitsplätze geben. „Auf der anderen Seite werden aufgrund des Strukturwandels in der Saarwirtschaft aber auch 46 000 Arbeitsplätze wegfallen – vor allem im Fahrzeugbau und im Einzelhandel“.