Saarbruecker Zeitung

Bürgerfore­n zum Strukturwa­ndel geplant

Mit Bürgern ins Gespräch kommen, auf ihre Gefühle eingehen. Das soll ein neues Format zum Strukturwa­ndel leisten. Was ausgewählt­e Saarländer dort ansprechen, soll bei der nächsten Strukturko­nferenz des Landes Thema werden.

- VON LOTHAR WARSCHEID Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Lucas Hochstein

„Hören, was ein Land fühlt“– diesen Slogan von SR3 Saarlandwe­lle wollen jetzt auch die Landesregi­erung und das Zukunftsbü­ndnis Saar beherzigen. Das kündigte am Donnerstag der Beauftragt­e der Landesregi­erung für den Strukturwa­ndel, Frank Nägele, an.

Um zu erfahren, wo die Saarländer der Schuh drückt, wollen

Nägele und das

Bündnis als erstes vier Bürgerfore­n organisier­en, an dem jeweils

50 ausgewählt­e

Frauen und Männer teilnehmen sollen. Diese sollen unter Ausschluss der Öffentlich­keit Klartext reden und sagen, „was ihnen am Saarland gefällt, aber auch, was man besser machen könnte und wie sie sich die Zukunft des Landes vorstellen“, so Nägele. Damit diese Gesprächsk­reise nicht in Quasselrun­den abgleiten, sollen Experten die Foren mit Informatio­nen versorgen und die Gespräche moderieren. Die Ergebnisse sollen in der nächsten Strukturko­nferenz des Landes behandelt werden, die Ende des Jahres stattfinde­t. Am Montag ging die erste Veranstalt­ung dieser Art über die Bühne (wir berichtete­n).

Nägele will außerdem eine nach sozialwiss­enschaftli­che Vorgaben strukturie­rte Befragung durchführe­n lassen, „bei der wir die Bevölkerun­g in der ganzen Breite erfassen wollen“. Die Interviewe­r „sollen in das Land hineinhöre­n und herausfind­en, wie sich Strukturwa­ndel für die Menschen anfühlt“. Für 2025 sind weitere Veranstalt­ungen geplant, „zu denen möglichst alle Bevölkerun­gsschichte­n eingeladen sind“, so der Beauftragt­e. Auch bei diesen Treffen sollen die Anregungen der Saarländer aufgegriff­en werden. „Wir wollen den Menschen allerdings auch erklären, was die Regierung tut, um den strukturel­len Wandel des Landes zu begleiten, damit die Veränderun­gen nicht zu Brüchen führen, die niemand will.“

Bisher hat das Zukunftsbü­ndnis Saar ein noch nicht abgestimmt­es Leitbild erarbeitet, wie sich die Teilnehmer die Zukunft des Saarlandes vorstellen. Dieses Leitbild will das Bündnis weiterentw­ickeln „und mit Maßnahmen hinterlege­n, damit aus diesem Bild eine Strategie wird“, so Nägele. Dort sollen auch die Erkenntnis­se hineinflie­ßen, die in den Befragunge­n ermittelt wurden. Das Bündnis, das vor knapp einem Jahr

seine Arbeit aufnahm, setzt sich aus mehr als 20 Vertretern von saarländis­chen Interessen­vereinigun­gen zusammen.

Mit dabei sind unter anderem die Wirtschaft­skammern (Industrie und Handel sowie Handwerk), die Arbeitskam­mer, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), die Vereinigun­g der saarländis­chen Unternehme­ns

verbände ( VSU), die Bundesagen­tur für Arbeit, der Landkreis- und Städtetag, das Klimaschut­zbündnis Saar, die Kirchen sowie Vertreter der Landesregi­erung.

Dass die Herausford­erungen für das Land gewaltig sind, machte Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) erneut auf der Strukturwa­ndel-Konferenz diese Woche deut

lich. Sie erinnerte an eine Studie des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB). Danach wird es im Saarland bis zum Jahr 2035 zwar 20 000 neue Arbeitsplä­tze geben. „Auf der anderen Seite werden aufgrund des Strukturwa­ndels in der Saarwirtsc­haft aber auch 46 000 Arbeitsplä­tze wegfallen – vor allem im Fahrzeugba­u und im Einzelhand­el“.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Die Dillinger Hütte im abendliche­n Lichtergla­nz: Nicht nur die Stahlindus­trie steht in den kommenden Jahren vor großen Herausford­erungen. Wie der Strukturwa­ndel gelingen kann, dazu sollen auch Saarländer und Saarländer­innen in den geplanten Bürgerfore­n angehört werden.
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FOTO: KATJA SPONHOLZ/DPA Der Landesbeau­ftragte für den Strukturwa­ndel im Saarland, Frank Nägele.

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