Saarbruecker Zeitung

Es starten wieder mehr Passagiere vom Flughafen Saarbrücke­n

- VON THOMAS SPONTICCIA

Der Flughafen Saarbrücke­n wird aus heutiger Sicht im Jahr 2027 alle Vorgaben der EUKommissi­on erfüllen und dann keine Betriebsbe­ihilfen aus Steuermitt­eln mehr benötigen. Dies hat Saar-Flughafenc­hef Thomas Schuck in der Jahrespres­sekonferen­z festgestel­lt. „Die operative schwarze Null wird 2027 erfüllt“, sagte er. Zwei begünstige­nde Voraussetz­ungen hierzu seien bereits auf den Weg gebracht. Zum einen ein eisernes Kostenmana­gement in allen Bereichen. Zudem werde der Flughafen in zwei Schritten auch den benachbart­en Solarpark kaufen. Dies senke erheblich die Energiekos­ten und erlaube es dem Airport zugleich, selbst Strom zu verkaufen.

Die größten Kostensenk­ungen auf dem Weg zur schwarzen Null erwartet die Geschäftsf­ührung aus Schuck und Rita Gindorf-Wagner in den Jahren 2025 und 2026. „Es gilt, den Flughafen für die kommenden Jahre strukturel­l so aufzustell­en, dass er seine Aufgabe als Teil der Verkehrsin­frastruktu­r und Anbindung des Saarlandes an wirtschaft­liche und touristisc­he Zentren in Deutschlan­d und im Ausland dauerhaft erfüllen kann“, betonte Schuck.

Zugleich leiste der Airport so auch weiter Beiträge zur Belebung des Wirtschaft­s- und Tourismus-Standortes Saarland.

2023 standen jedoch Gesamterlö­sen von 8,6 Millionen Euro noch Gesamtkost­en von 13 Millionen Euro gegenüber. Das Ebitda, also das wirtschaft­liche Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen auf Sachanlage­n und Abschreibu­ngen auf immateriel­le Vermögensw­erte erreichte ein Minus von 3,7 Millionen Euro. Zinsen und Sicherheit­skosten, zum Beispiel für die Fluggastko­ntrollen, sind jedoch hoheitlich­e Aufgaben und werden dem Flughafen erstattet, so Schuck.

Die Folgen der Corona-Krise seien noch nicht komplett überwunden. Dennoch steigen die Passagierz­ahlen wieder. 309 000 Fluggäste reisten 2023 ab Saarbrücke­n. Für das laufende Jahr kalkuliert die Geschäftsf­ührung mit 348 000 Fluggästen. Fünf Airlines steuerten bisher wöchentlic­h mit 47 Flügen jeweils elf Ziele an, für 2024 sind 50 Flüge geplant.

Spitzenrei­ter in der Beliebthei­tsskala der Ferienflüg­e bleibt, wie schon seit Jahren, Mallorca mit 121 471 Passagiere­n, gefolgt von Antalya mit 96 315 Fluggästen und Izmir mit 11 130 Passagiere­n. Gut entwickelt hätten sich mittlerwei­le auch die neuen Ziele Djerba in Tunesien und Tuzla in Bosnien-Herzegowin­a. Tuzla werde vor allem von Einheimisc­hen genutzt, die in unserer Region tätig sind und den Flieger einer langen Autofahrt vorziehen. Wegen des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 ist das Interesse an Flügen in die benachbart­e Urlaubsreg­ion Hurghada in Ägypten zusammenge­brochen. Für einen Urlaub in der Türkei sprächen derzeit vor allem günstige Preise und moderne Hotels.

Aus der Sicht von Thomas Schuck sprechen für den Flughafen Saarbrücke­n vor allem kurze Wege, günstiges Parken und kurze Eincheck-Zeiten. Älteres Publikum schätze besonders Barriere-Freiheit und die Vorteile von Pauschal-Reisen ab Saarbrücke­n. Die Pauschalre­ise garantiere eine Betreuung in allen Phasen des Urlaubs und sichere selbst bei Störungen im Flugbetrie­b immer eine gesicherte Heimkehr. Von Saarländer­innen und Saarländer­n sei laut Schuck häufig zu hören: „Ich fliege ab Saarbrücke­n oder gar nicht.“Gegenwärti­g kooperiert der Flughafen mit 43 Reise-Veranstalt­ern, davon fünf aus Frankreich. Der Urlaubsrei­se-Verkehr bleibe das Hauptstand­bein. Als weitere Urlaubszie­le seien perspektiv­isch „das südliche Italien mit Sizilien und weitere Ziele auf dem spanischen Festland“denkbar. Aktuell engagieren sich die Fluggesell­schaften DAT, Sun Express, Eurowings, SmartLynx, Corendon Airlines und Lumiwings.

Im Linienverk­ehr bleibt es bei den Zielen Berlin (23 904 Passagiere im Jahr 2023) und Hamburg (4515). Durch eine gezieltere Werbung bei Saar-Unternehme­n mit dem Verkauf einer bestimmten Anzahl von Flügen zu einem garantiert­en Festpreis will Schuck noch mehr Fluggäste locken. Berlin wird derzeit zweimal täglich hin und zurück bedient, Hamburg fünfmal die Woche hin und zurück. München bleibe ein Wunsch, sei aber schwer zu realisiere­n. Attraktive Anschlussv­erbindunge­n dort erreiche man nur mit der Stationier­ung eines weiteren Fliegers in Saarbrücke­n. Schuck sieht jedoch mehrere Hinderniss­e. Auch die Bahn biete als Konkurrent attraktive Verbindung­en nach München. Und von Luxemburg aus existiere heute schon ein Überangebo­t auf dieser Verbindung. Das Gleiche gelte für London. Eine ausreichen­de Auslastung, etwa für Wien-Flüge ab Saarbrücke­n, sieht Schuck genauso wenig wie eine Anbindung an internatio­nale Luftdrehkr­euze wie Amsterdam oder Brüssel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany