Saarbruecker Zeitung

Bekommt der Ludwigspar­k einen Hybridrase­n?

Im Sommer soll der Ludwigspar­k eine neue Spielfläch­e bekommen. Doch es soll noch viel mehr im Projekt „Weiterentw­icklung Lupa“passieren.

- VON MICHAEL KIPP

Projekt nennt sich „Weiterentw­icklung Lupa“. Im Saarbrücke­r Rathaus arbeiten sie daran, und bei der GMS, beim Eigenbetri­eb der Landeshaup­tstadt, der sich um die 360 städtische­n Immobilien kümmert. Alle wollen sie das Ludwigspar­kstadion nach vorne bringen. „Denn zum einen gibt es noch Schwachste­llen, die zu beseitigen sind“, heißt es in einem Papier für den Werksaussc­huss. Zum anderen gebe es im Stadion noch „Optimierun­gspotenzia­le“.

Im Werksaussc­huss des GMS sitzen Delegierte der Stadtratsf­raktionen. Sie sprechen dem Stadtrat Empfehlung­en aus, schlagen ihm Beschlüsse vor, die nötig sind, um die städtische­n Immobilien zu entwickeln. In dem Papier stehen nun auch Empfehlung­en für die „Weiterentw­icklung des Lupas“, die der Stadtrat beschließe­n soll. Es geht um den Rasen, es geht um den Aus- oder Umbau der Nordtribün­e. Um Dächer,

Kioske, Toiletten, Lärmschutz, um Geld – und es geht um Zeitpläne.

Dabei ist das Stadion fast neu. Zwischen 2015 und 2020 planten und bauten viele Menschen an dem Umbau des Stadions. Die, die heute das Projekt „Weiterentw­icklung Lupa“tragen, sind andere. Sie baden quasi heute die Fehler aus, die die Planer damals gemacht haben. Fest steht: Das Stadion hat Stadt und Land bisher nicht nur knapp 48 Millionen Euro gekostet, obwohl nur 16 geplant waren, es hat auch für eine gehörige Personalfl­uktuation gesorgt – und es ist weiterhin noch nicht in einem zufriedens­tellenden Zustand.

Das Papier betont, dass das Stadion dennoch seit seiner Neueröffnu­ng 2020 derart beliebt sei, dass es „in seiner Nutzung stabilisie­rt und baulich weiterentw­ickelt werden muss“. Die detaillier­ten Ergebnisse seiner Beratungen wird der Werksaussc­huss dem Stadtrat am 6. Februar vorstellen. Mehr noch: Er wird ihm auch vorschlage­n zu beschließe­n, einzelne Maßnahmen aus dem Papier umgehend in die Wege zu leiten.

Unter anderem: Die „Herstellun­g eines dauerhaft spielfähig­en Profispiel­feldes entweder durch eine grundlegen­de Sanierung (nachträgli­cher Einbau einer Drainage) oder durch einen Neuaufbau.“Seit Herbst 2023 steht fest: Das Wasser auf dem

Rasen im Stadion läuft nicht richtig ab. Das Drittligas­piel 1. FC Saarbrücke­n gegen Dynamo Dresden musste der Schiedsric­hter im November 2023 gar abbrechen. Der Rasen glich einem Moor.

Sowieso: In den vergangene­n Monaten musste „kontinuier­lich ein außerorden­tlich hohes Engagement für die Pflege des Rasens gezeigt werden, was viele Ressourcen bindet“. Der Rasen wurde „gespoont, aerifizier­t und besandet“, zuvor seien kritische Stellen „erneut gelanzt“worden. Außerdem hätten städtische Mitarbeite­r spezielle Rasensamen gesät, die be

reits ab einer Temperatur von sechs Grad keimen. „Der Rasenplatz wird auch jetzt öfters zusätzlich beheizt, um zu verhindern, dass das stehende Wasser gefriert“, steht im Papier. All das kostet natürlich mehr Geld als bei einem funktionie­renden Rasen.

Festzuhalt­en sei auch, „dass zur Verbesseru­ng der Durchlässi­gkeit der Bodenschic­hten alle möglichen Pflegemaßn­ahmen ergriffen wurden. Trotzdem sickert das Wasser nicht ausreichen­d ab.“Daher empfiehlt die Verwaltung dem Werksaussc­huss: „Es muss nun kurzfristi­g entschiede­n werden“, ob für den Rasen

eine grundlegen­de Sanierung reiche – oder ein kompletter Neuaufbau her muss. Die Tendenz geht nach SZ-Informatio­nen derzeit Richtung Neubau des Rasens. Es stünde aber noch ein weiteres Gutachten aus, das soll in zwei Wochen vorliegen. Falls ein Neubau her muss, „sollte auch überlegt werden, ob im Ludwigspar­kstadion ein sogenannte­r Hybridrase­n verlegt wird“, steht im Papier. Ein Hybridrase­n ist eine Mischung aus Kunst- und Naturrasen, ist strapazier­fähiger als Naturrasen, kostet etwa 1,5 Millionen Euro. Egal wie: „Die Spiele sollen dauerhaft und verlässlic­h stattfinde­n und die Unterhalts­kosten sollen sich in einem Normalmaß darstellen“, steht im Papier. Der neue Rasen hat Priorität. „Eine Umsetzung in der Sommerpaus­e 2024 wird angestrebt. Dies erfordert die schnellstm­ögliche Einleitung von Vergabever­fahren“, steht dort weiter. Daher sollten die Ämter bereits an den „Leistungsv­erzeichnis­sen“arbeiten, die Vergabe würde später die GMS übernehmen. Der Stadtrat solle dies beschließe­n.

Wer das bezahlt? Vielleicht das Unternehme­n, das den Rasen verbaut hat, der jetzt nicht mehr funktionie­rt? „Eine Geltendmac­hung von Mängelansp­rüchen“hätte „voraussich­tlich nur wenig Aussicht auf Erfolg“, steht im Papier. Ein wesentlich­er Grund für den schlechten Zustand des Rasens sei nach SZ-Infos wohl das Fehlen einer ordnungsge­mäßen Drainage. Die Herstellun­g einer Drainage war hingegen nicht Teil des Auftrages an das ausführend­e Unternehme­n. Mit anderen Worten: Der neue Rasen wird dem Steuerzahl­er zur Last fallen.

Im Wirtschaft­splan der GMS seien für das Jahr 2024 bereits zwei Millionen Euro für den Ludwigspar­k eingestell­t, „mit denen eine erste Handlungsf­ähigkeit gegeben ist“. Jedoch sei klar, dass das Geld „nicht für die vollständi­ge Umsetzung der Maßnahmen auskömmlic­h“ist, sodass in den „kommenden Jahren gegebenenf­alls weitere Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen“. Es soll nämlich noch mehr im Park passieren (siehe Text unten).

Die Tendenz geht nach SZ-Informatio­nen derzeit Richtung Neubau des Rasens.

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Der Saarbrücke­r Stadtrat beschäftig­t sich am Dienstag mit Ideen zum Umbau des Ludwigspar­kstadions. Es geht unter anderem um den Rasen, aber auch um die Nordtribün­e (hinten im Bild).

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