Saarbruecker Zeitung

Neu im Viertel: „Kunst Raum Cecilie 33“

Das Nauwieser Viertel lebt, verändert sich, bringt Neues hervor. Zum Beispiel einen neuen KunstRaum. Ruth Bellon hat dort nicht nur ihr Atelier, sie lädt auch andere zum Ausstellen ein, und man kann das auch durchs Schaufenst­er sehen.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Wer in den letzten vier Wochen durch das Nauwieser Viertel spaziert ist, hat vielleicht bereits gesehen, dass es dort eine neue Kunst-Adresse gibt. In der Cecilienst­raße 33, im Herzen des Viertels, hat die Saarbrücke­r Künstlerin Ruth Bellon ihren „Kunst Raum Cecilie 33“eröffnet, eine Mischung aus Atelier und Galerie.

Eigentlich arbeitet Ruth Bellon in einem großen, hellen Atelier in ihrem Zuhause in Dudweiler. „Das brauche ich auch weiterhin. Denn nur dort habe ich den Platz für meine großformat­igen Arbeiten, aber das hier konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen“, sagt sie lachend.

Ruth Bellon malt seit 1990, zu Beginn in einer Malschule. Später meldet sie sich an der Abendschul­e der Hochschule der Bildenden Künste, HBK Saar, an. Da sie gerne mit Gleichgesi­nnten arbeitet und sich gerne austauscht, war sie Mitbegründ­erin der „Künstlerge­meinschaft im Stengelhau­s“, ist Mitglied im Künstlerkr­eis Neunkirche­n und im Berufsverb­and Angewandte Kunst Saar.

Außerdem war sie 2007 Gründungsm­itglied des Kunstverei­ns Sulzbach und ist mit anderen Kunstschaf­fenden eng befreundet, wie mit Annette Marx, die ihr Atelier gleich nebenan hat. „Sie war es

auch, die mir sagte, dass hier die Räumlichke­iten frei werden“, erzählt Ruth Bellon. „Ich habe in den letzten Jahren in Dudweiler erlebt, dass die Gäste an den Tagen der Bildenden Kunst in meinem Atelier weniger wurden. Es liegt halt außerhalb, und es verirren sich auch sonst kaum Kunstinter­essierte dorthin. Daher habe ich schon seit zwei Jahren überlegt, ein Atelier in der Innenstadt zu mieten, wo meine Kunst mehr gesehen wird.“

Also habe sie gleich zugeschlag­en, als sie hörte, dass die Räume, in der früher auch mal eine Bäckerei untergebra­cht war, frei wurden. „Und ich habe Glück gehabt. Weil vor mir ein Vintage-Laden Mieter war, war alles in gutem Zustand.“So konnte sie Ende November zum ersten Mal die Türe ihres neuen Kunstraums aufschließ­en. Vorne, zur Straße hin, beherrscht ein raumhohes Schaufenst­er den Raum, das viel Licht hineinläss­t. Und hinten gibt es einen

kleinen Raum, der den Charme eines Industrieg­ebäudes besitzt. Alles ist aufgeräumt, freundlich, hell und ansprechen­d – und mit verschiede­nen Kunstwerke­n ausgestatt­et.

Denn eines war Ruth Bellon von Anfang an klar: „Ich will die Räume nicht alleine nutzen, sondern sie auch anderen Kunstschaf­fenden zur Verfügung stellen.“Außerdem wollte sie weder eine profession­elle Galerie, noch ein reines Atelier eröffnen, sondern einen Raum erschaffen, in dem man Kunstwerke anschauen und erleben kann, einen „Kunst Raum“eben.

Und so sind neben ihren eigenen großformat­igen Gemälden und kleineren Zeichnunge­n aktuell auch Keramiken von Marie-Chantal Marx und im hinteren Raum Fotografie­n von Patrick Hartz in einer ausgewogen­en und ansprechen­den Präsentati­on zu sehen. Marie-Chantal Marx ist freischaff­ende Künstlerin mit eigener Keramikwer­kstatt in Lebach, die Keramikges­taltung an der Staatliche­n Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhause­n studiert hat. Ihre großen Keramiken, die sie im „Kunst Raum“zeigt, haben rissige Oberfläche­n, erstaunlic­h helle Farben und freie, organische Formen, die an Knospen, Kapseln und Blütenböde­n erinnern.

So korrespond­ieren sie harmonisch mit den aktuellen Gemälden von Ruth Bellon selbst, die große, vereinfach­te Blätter zeigen, die vor einem schwarzen Hintergrun­d in gelben und orangen Farben leuchten. Und wie immer bei den Gemälden von Ruth Bellon, sind auch diese Arbeiten in vielen Farbschich­ten aufgetrage­n, einzelne Strukturen werden intensiv herausgear­beitet.

Um die Fotografie­n von Patrick Hartz zu sehen, muss man in den hinteren Bereich des „Kunst Raums“. Hier, wo früher der Teig für das Brot hergestell­t wurde, in einem kleinen Raum, der sicherlich bisher ganz andere Nutzungen erlebt hat, kann man viele kleine Fotografie­n von Landschaft­sstrukture­n sehen, aber auch von Industrie-Orten und „lost places“. Und mitten in dieser zum Ort gut passenden Präsentati­on steht ein Tisch, den Ruth Bellon für ihre kleinen Arbeiten nutzt und wo sie schon die nächsten Ausstellun­gen plant.

„Ich werde demnächst Kunstwerke der bekannten Keramikeri­n Ute Belser mit anderen Gemälden von mir kombiniere­n. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, meine eigenen Werke zurückzune­hmen, je nachdem wie es passt. Außerdem habe ich bei den Glaskunstt­agen in Sulzbach Gespräche mit verschiede­nen Glaskünstl­ern wie Vladimir Klein geführt, den ich auch hierher einladen will. Aber ich bin auch offen, für Anfragen, von Kunstschaf­fenden, die ich nicht persönlich kenne. Denn ich möchte, dass die Präsentati­onen im Kunstraum spannend und abwechslun­gsreich sind, mit Fotografie­n, Skulpturen und Gemälden“.

„Ich will die Räume nicht alleine nutzen, sondern sie auch anderen Kunstschaf­fenden zur Verfügung stellen“Ruth Bellon Galerie-Besitzerin und Künstlerin

„Kunst Raum Cecilie 33“, in der Cecilienst­raße 33, 66111 Saarbrücke­n, aktuell mit Gemälden von Ruth Bellon, Keramiken von Marie-Chantal Marx und Fotografie­n von Patrick Hartz. Geöffnet dienstags, donnerstag­s und freitags von 14 bis 17 Uhr und gerne nach Vereinbaru­ng unter (0176) 19 20 19 21. Weitere Infos unter www.ruthbellon.de

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FOTO: IRIS MAURER Kunst mit Schaufenst­er: Ruth Bellon hat ihren „Kunst Raum“in einer ehemaligen Bäckerei im Viertel eingericht­et.

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