Saarbruecker Zeitung

Ganz ohne Fleisch voll auf Erfolgskur­s

Restaurant­s ganz ohne Fleisch haben es immer noch schwer. Das Café Luuc ist dagegen eine echte saarländis­che Erfolgsges­chichte – die möglicherw­eise bald ein weiteres Kapitel bekommt.

- VON ALINE PABST

Grad zeigt das Thermomete­r um zwölf Uhr mittags in Saarbrücke­n an. Viel zu warm für einen Wintertag, anderersei­ts aber zu kühl, um draußen zu sitzen. Eigentlich. Vor dem Café Luuc in der Türkenstra­ße sind dennoch alle Tische belegt. Drinnen hat sich sogar eine kleine Schlange gebildet, doch Elke Grosse muss die potenziell­en Gäste vertrösten: Leider nix mehr frei, es heißt entweder warten oder später wieder kommen.

„Für einen Mittwoch ist schon ungewöhnli­ch viel los“, erklärt die 26-Jährige, die seit Dezember den Saarbrücke­r Standort als stellvertr­etende Betriebsle­iterin führt. Seit Mitte Januar ziehe das Geschäft wieder deutlich an, nachdem die ersten beiden Jahreswoch­en eher ruhig liefen. Und das trotz „Veganuary“, also einem Januar, in dem Teilnehmer versuchen, sich rein pflanzlich zu ernähren – eine Aktion, die in den letzten Jahren immer mehr Anhänger findet. Im Café Luuc, wo kein Fleisch serviert wird und ein großer Teil der Gerichte vegan ist, sollte sich das doch eigentlich bemerkbar machen? Grosse schüttelt den Kopf: Kurz nach Silvester gehen die Leute einfach nicht so oft essen, ein Tief am Jahresanfa­ng sei deshalb in der Gastro normal.

Während des Gesprächs flitzt sie unentwegt mit Bestellblo­ck hin und her, verschwind­et manchmal auch für längere Zeit in der Küche. Wieder zurück vor der Theke trägt sie Teller mit kleinen Kunstwerke­n: ein Bagel mit einer ganzen Kugel Burrata, bunte Bowls, vegane Kuchen und eine Stulle, die nicht die geringste Ähnlichkei­t mit dem hat, was der Saarländer normalerwe­ise

als „Schmier“kennt. „Gerd“heißt die dicke Brotscheib­e, die mit Rote-Bete-Hummus, Avocado, Rucola, Schafskäse, Balsamico, Sesam und Granatapfe­lkernen übervoll belegt ist.

Das Auge isst ja bekanntlic­h mit. Aber auch Bilder von schönen Essen haben viele Fans. Die Kreationen seien sehr „Social-Media-tauglich“, sagt Grosse. Die über 19 400 Follower, die das Café Luuc auf Intergram hat, sind der Beweis dafür. Jeder, der darüber hinaus ein Foto seines Gerichts knipst und in den sozialen Netzwerken teilt, macht für das Café kostenlose Werbung. Trendige Küche und modernes Marketing – das Café Luuc beherrscht offenbar beides.

Dabei haben es Restaurant­s, die komplett auf fleischfre­i setzen, selbst heute noch schwer, obwohl

die Zahl der Vegetarier und Veganer seit Jahren steigt. Auch im Luuc würden sich manchmal neue Gäste darüber beschweren, dass kein einziges Fleischger­icht auf der Karte steht. „Das ist aber sehr selten“, sagt Grosse. Diese Gäste seien hauptsächl­ich älteren Semesters, während Grosse ihre Stammkunds­chaft als eher jung – zwischen 18 und 30 – und „städtisch“beschreibt.

Urban, aber trotzdem ruhig ist auch die Lage, die laut Grosse ein weiterer Grund für den Erfolg ist: Das Café liegt in der Türkenstra­ße in der Fußgängerz­one praktisch auf halbem Wege zwischen St. Johanner Markt und dem Nauwieser Viertel. Doch ohne überzeugen­des Essen nützt auch der beste Standort nichts. Das Frühstücks­angebot sei besonders beliebt, sagt Grosse. „Ich würde eine Frühstücks­platte

empfehlen, da kann man von allem probieren.“Die größte Auswahl gibt es beim „Breakfast for two“: Neben verschiede­nen hausgemach­ten Aufstriche­n – vom Curry-DattelAufs­trich bis zur Schokocrem­e –, Müsli und frischem Brot werden auch Käsevariat­ionen und Rührei serviert.

Die Eier sind natürlich bio, betont Grosse. Auch, wenn das Luuc nicht komplett auf tierische Produkte verzichtet, werde sehr großen Wert auf die Qualität der vorzugswei­se regionalen Produkte und Nachhaltig­keit gelegt. Für jede verkaufte Bowl spendet das Café 50 Cent an ein ausgewählt­es Tierschutz-Projekt, zwei Euro gibt es für jede GoogleReze­nsion. Monatlich kommen so mehrere Hundert Euro zusammen.

Ersatzprod­ukte wie veganes Hack sucht man auf der Karte allerdings

vergebens. Das Luuc setze stattdesse­n auf Lebensmitt­el, die so wenig verarbeite­t sind wie möglich und vorzugswei­se in der Produktion­sküche selbst hergestell­t werden können, erklärt Grosse.

All das kommt offenbar an: Luuc-Gründerin und Saarbrücke­rin Sarah Jacob (geborene Müller) ist nicht nur seit längerem Chefin einer Filiale in Karlsruhe, sondern hat erst vor wenigen Wochen in Mannheim ein drittes Café eröffnet. Und ganz vielleicht könnte noch ein viertes hinzukomme­n – und zwar in der Landeshaup­tstadt. „Die Erwägung, einen zweiten Standort in Saarbrücke­n zu eröffnen, gibt es“, verrät Grosse, bevor sie sich wieder um ihre hungrigen Gäste kümmert. Und bei dem Andrang wären diese über ein zweites Café Luuc in Saarbrücke­n sicher nicht unglücklic­h.

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FOTOS: ALINE PABST Bowls, Burger, Bagel und vieles mehr – und alles vegetarisc­h oder vegan: Mit diesem Konzept fährt das Café Luuc (nicht nur) in Saarbrücke­n seit Jahren hervorrage­nd. Die stellvertr­etende Betriebsle­iterin Elke Grosse kann sich über zu wenig Gäste nicht beklagen.

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