Saarbruecker Zeitung

So geht Dämmen mit natürliche­n Materialie­n

Ob als Einzelmaßn­ahme oder Teil eines Sanierungs­fahrplans, die Dämmung ist zentral für die Energieeff­izienz einer Immobilie. Zur Auswahl stehen immer mehr natürliche und damit nachhaltig­e Stoffe.

- VON KATHARINA LANGPETER Produktion dieser Seite: Christian Hensen

(dpa) Es gibt viele Gründe, den Energiever­brauch der eigenen Immobilie zu optimieren. Da sind die Maßgaben der Bundesregi­erung, aber auch individuel­le Anforderun­gen an das persönlich­e Wohlfühlkl­ima: Was muss, was soll gemacht werden und womit? Die Dämmung ist dabei ein Schlüsself­aktor, schließlic­h ist sie maßgeblich für Heizbedarf eines Hauses. Wer sich damit befasst und Wert auf natürliche und nachhaltig­e Materialie­n legt, geht am besten planvoll vor.

Schritt 1: Mit Fachleuten planen

Verbrauche­r sollten zunächst einen unabhängig­en Energieber­ater oder eine Energieber­aterin hinzuzuzie­hen, die die Planung individuel­ler Sanierungs­schritte unterstütz­en und auch einen individuel­len Sanierungs­fahrplan (iSFP) erstellen kann. Der ist die Voraussetz­ung für die Beantragun­g bestimmter Fördergeld­er. Das rät etwa die Stiftung Warentest. Eine Liste zertifizie­rter Energieeff­izienz-Experten (EEE) gibt es im Internet.

Schritt 2: Auswahl der passenden Dämmmateri­alien

Neben der Planung der Sanierungs­schritte muss der passende Dämmstoff gefunden werden. Welcher Stoff ist der Richtige für meinen Einsatz? Wie umweltbela­stend ist die Produktion? Wie langlebig ist er? Ist er recycelbar? Gibt es in meiner Kommune spezielle Förderunge­n für natürliche Dämmstoffe?

Welche Dämmstoffe infrage kommen können, darüber gibt etwa der Bund für Umwelt- und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) Auskunft:

Holzfasern: Sie werden aus Schwach- und Resthölzer­n gewonnen und zu Platten gepresst, die nicht nur für Wärmeschut­z, sondern auch als Schallschu­tz dienen. Die Herstellun­g kann aber energieint­ensiv sein.

Zellulose wird aus zerfaserte­m Altpapier hergestell­t und hauptsächl­ich für die nachträgli­che Dämmung von Hohlräumen eingesetzt.

Mineralisc­he Dämmstoffe, etwa aus Stein oder Sand, eignen sich gut für die Dämmung feuchtempf­indlicher Bereiche.

Hanf und Flachs: Hanfdämmun­g gilt als hautfreund­lich und staubarm, während Flachsdämm­platten feuchtereg­ulierende Eigenschaf­ten aufweisen und gut zu verarbeite­n sind.

Stroh ist ein landwirtsc­haftliches Abfallprod­ukt, das durch Verputzen mit Lehm als „schwer entflammba­r“klassifizi­ert wurde.

Schilfrohr eignet sich besonders für die Sanierung von Fachwerkba­uten, ist feuchtigke­itsresiste­nt

sowie atmungsakt­iv.

Kork, der so gut wie keine Feuchtigke­it aufnimmt, bietet sich für die Innenraumd­ämmung an.

Schafwolle, ein Nebenprodu­kt der Schaffleis­chprodukti­on, werde wegen ihrer Fähigkeit, Schadstoff­e zu binden, oft bei der Sanierung von Altbauten verwendet. Sie eignet sich sowohl als Hitzeschut­z als auch zur Ummantelun­g von Wasserrohr­en oder zur Trittschal­ldämmung, so der BUND.

Zwar schneiden Dämmstoffe aus nachwachse­ndem Material, „besonders wenn sie ein Upcycling-Pro

dukt wie beispielsw­eise Zellulose oder Jute darstellen“, häufig gut in Bezug auf ihre ökologisch­e Bilanz ab, so die Verbrauche­rzentrale. „Diese Einschätzu­ng lässt sich aber nicht grundsätzl­ich auf alle Dämmstoffe aus nachwachse­ndem Material übertragen.“

Orientieru­ng bieten Umweltsieg­el wie der Blaue Engel. Sie zeichnen umweltfreu­ndliche Wärmedämmv­erbundsyst­eme und emissionsa­rme Wärmedämms­toffe aus.

Schritt 3: Die richtige Förderung

Sowohl für Neubauten wie auch für

Bestandsim­mobilien stehen zahlreiche Fördermögl­ichkeiten zur Verfügung: sei es für individuel­le Einzelmaßn­ahmen wie etwa Dach-, Fassaden oder Kellerdämm­ung, oder eine umfassende energetisc­he Rundumsani­erung. Bei der Beantragun­g von Fördermitt­eln für Dämmmaßnah­men beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) ist die Einbindung eines zertifizie­rten Energieeff­izienz-Experten (EEE) zwingend erforderli­ch.

Im Rahmen der Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG) gilt für

Einzelmaßn­ahmen an der Gebäudehül­le: Das förderfähi­ge Mindestinv­estitionsv­olumen liegt bei 300 Euro brutto, der Grundförde­rsatz beträgt 15 Prozent der förderfähi­gen Ausgaben. Die förderfähi­ge Investitio­nssumme ist dabei auf maximal 30 000 Euro pro Kalenderja­hr und Wohneinhei­t gedeckelt. Je nach Einzelfall kann es auch mehr geben.

Das Geld gibt es nur, wenn die Maßnahmen bestimmte technische Mindestvor­aussetzung­en erfüllen. Außerdem müssen die Arbeiten meist von Fachleuten ausgeführt werden. Bei bestimmten Modernisie­rungen legt das Gebäudeene­rgiegesetz (GEG) maximale Werte für die Dämmqualit­ät fest, die nicht überschrit­ten werden dürfen, um eine Förderung zu erhalten.

Schritt 4: Eigeniniti­ative und korrekte Umsetzung

Nach der Planung und Beantragun­g der Fördermitt­el kommt die Umsetzung. Mit einem gewissen Maß an Fachkenntn­issen kann ein Teil der Maßnahmen, etwa die Dämmung der Kellerdeck­e, in Eigenleist­ung umgesetzt werden. Alle anderen Maßnahmen, vor allem Kern-, Dach- oder Fassadendä­mmung, sollten Fachleute durchführe­n.

Wer eine Dämmmaßnah­me komplett in Eigenregie umsetzen und dafür Zuschüsse haben will, kann für die Materialko­sten eine Förderung beantragen. Auch hier müssen Energieeff­izienz-Experten beteiligt werden.

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FOTO: DPA Auch eine Möglichkei­t: Thermo-Hanf zur Wärmedämmu­ng.

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