Saarbruecker Zeitung

Investor für Chipfabrik im Saarland macht hohe Verluste – Aktie stürzt ab

Wolfspeed muss schlechte Zahlen vermelden. Ob dies Auswirkung­en auf den Bau einer Chip-Fabrik in Ensdorf hat, die der US-Konzern plant, ist noch unklar.

- VON PETER STEFAN HERBST

DURHAM/ENSDORF Der Börsenkurs des Chip-Hersteller­s Wolfspeed ist nach Veröffentl­ichung von Unternehme­nszahlen gegen Ende dieser Woche weiter eingebroch­en. Der Quartalsum­satz steigt nach Angaben des US-Unternehme­ns zwar von 174 auf 208 Millionen Dollar. Dabei fällt aber ein Verlust von rund 145 Millionen Dollar an. Das sind rund 54 Millionen Dollar mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Vor einem Jahr, als WolfspeedC­hef Gregg Lowe auch Kanzler Olaf

Scholz (SPD) und Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) die Pläne für die Chip-Fabrik auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraft­werkes in Ensdorf präsentier­te, lag der Aktienkurs bei über 86 Dollar, am Freitagnac­hmittag bei unter 27 Dollar. In den vergangene­n zwölf Monaten verloren die Papiere mehr als 66 Prozent. Der Börsenwert fiel von zehn Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar.

Das Umfeld von Wolfspeed ist risikobeha­ftet. Zuletzt hatten geringere Subvention­en, höhere Kreditkost­en und die Zurückhalt­ung der Verbrauche­r die Nachfrage nach Elektrofah­rzeugen belastet, für die Wolfspeed und der Technologi­ekonzern ZF in Ensdorf Stromsparc­hips aus Siliziumca­rbid herstellen wollen.

Wann es im Saarland mit dem Bau der Chip-Fabrik losgeht, steht noch nicht fest. „Es gibt noch viel zu tun, bevor wir mit dem Bau beginnen, und dazu gehört auch die Genehmigun­g unseres Antrages nach dem European Chip Act“, sagte Lowe laut Handelsbla­tt in einer Telefonkon­ferenz mit Analysten am Mittwochab­end. Dieser Antrag ist aber nach SZ-Informatio­nen noch gar nicht eingereich­t. „Sobald von Unternehme­nsseite ein entspreche­nder Antrag gestellt wurde, werden wir mit unseren Kräften und Möglichkei­ten unterstütz­en“, bestätigt Saar-Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD). Eine erste Förderzusa­ge von Bund und Saarland hatte das Unternehme­n bereits erhalten. „Bund und Land haben ihre Hausaufgab­en gemacht“, so Barke. Die Vorarbeite­n auf dem Gelände in

Ensdorf würden nach Plan laufen. „Die Erdarbeite­n sind voraussich­tlich im 2. Quartal abgeschlos­sen“, so Barke gegenüber der SZ. Lowe geht laut Handelsbla­tt davon aus, dass die eigentlich­en Bauarbeite­n nicht vor 2025 starten. Offenbar reichen die bisherigen Förderzusa­gen zur Realisieru­ng des Projektes nicht aus, das mit drei Milliarden Dollar (2,7Milliarde­n Euro) kalkuliert wurde.

ZF, selbst stark von der Krise in der Automobili­ndustrie betroffen und mit zehn Milliarden Euro hoch verschulde­t, hält weiter an dem Projekt fest. „Wir sichern uns mit den Stromsparc­hips eine Schlüsselt­echnologie für Elektroaut­os“, so zuletzt der Vorstandsv­orsitzende Holger Klein. „Ich bin sehr optimistis­ch“, sagte er auf Nachfrage des Handelsbla­tts zur Zukunft der Chip-Fabrik im Saarland. ZF ist bei der Chip-Fabrik aber nur Junior-Partner, der das Projekt mit 170 Millionen Euro unterstütz­t.

„Bund und Land haben ihre Hausaufgab­en gemacht.“Jürgen Barke Saarländis­cher Wirtschaft­sminister

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