Investor für Chipfabrik im Saarland macht hohe Verluste – Aktie stürzt ab
Wolfspeed muss schlechte Zahlen vermelden. Ob dies Auswirkungen auf den Bau einer Chip-Fabrik in Ensdorf hat, die der US-Konzern plant, ist noch unklar.
DURHAM/ENSDORF Der Börsenkurs des Chip-Herstellers Wolfspeed ist nach Veröffentlichung von Unternehmenszahlen gegen Ende dieser Woche weiter eingebrochen. Der Quartalsumsatz steigt nach Angaben des US-Unternehmens zwar von 174 auf 208 Millionen Dollar. Dabei fällt aber ein Verlust von rund 145 Millionen Dollar an. Das sind rund 54 Millionen Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum.
Vor einem Jahr, als WolfspeedChef Gregg Lowe auch Kanzler Olaf
Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Pläne für die Chip-Fabrik auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerkes in Ensdorf präsentierte, lag der Aktienkurs bei über 86 Dollar, am Freitagnachmittag bei unter 27 Dollar. In den vergangenen zwölf Monaten verloren die Papiere mehr als 66 Prozent. Der Börsenwert fiel von zehn Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar.
Das Umfeld von Wolfspeed ist risikobehaftet. Zuletzt hatten geringere Subventionen, höhere Kreditkosten und die Zurückhaltung der Verbraucher die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen belastet, für die Wolfspeed und der Technologiekonzern ZF in Ensdorf Stromsparchips aus Siliziumcarbid herstellen wollen.
Wann es im Saarland mit dem Bau der Chip-Fabrik losgeht, steht noch nicht fest. „Es gibt noch viel zu tun, bevor wir mit dem Bau beginnen, und dazu gehört auch die Genehmigung unseres Antrages nach dem European Chip Act“, sagte Lowe laut Handelsblatt in einer Telefonkonferenz mit Analysten am Mittwochabend. Dieser Antrag ist aber nach SZ-Informationen noch gar nicht eingereicht. „Sobald von Unternehmensseite ein entsprechender Antrag gestellt wurde, werden wir mit unseren Kräften und Möglichkeiten unterstützen“, bestätigt Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD). Eine erste Förderzusage von Bund und Saarland hatte das Unternehmen bereits erhalten. „Bund und Land haben ihre Hausaufgaben gemacht“, so Barke. Die Vorarbeiten auf dem Gelände in
Ensdorf würden nach Plan laufen. „Die Erdarbeiten sind voraussichtlich im 2. Quartal abgeschlossen“, so Barke gegenüber der SZ. Lowe geht laut Handelsblatt davon aus, dass die eigentlichen Bauarbeiten nicht vor 2025 starten. Offenbar reichen die bisherigen Förderzusagen zur Realisierung des Projektes nicht aus, das mit drei Milliarden Dollar (2,7Milliarden Euro) kalkuliert wurde.
ZF, selbst stark von der Krise in der Automobilindustrie betroffen und mit zehn Milliarden Euro hoch verschuldet, hält weiter an dem Projekt fest. „Wir sichern uns mit den Stromsparchips eine Schlüsseltechnologie für Elektroautos“, so zuletzt der Vorstandsvorsitzende Holger Klein. „Ich bin sehr optimistisch“, sagte er auf Nachfrage des Handelsblatts zur Zukunft der Chip-Fabrik im Saarland. ZF ist bei der Chip-Fabrik aber nur Junior-Partner, der das Projekt mit 170 Millionen Euro unterstützt.
„Bund und Land haben ihre Hausaufgaben gemacht.“Jürgen Barke Saarländischer Wirtschaftsminister