Saarbruecker Zeitung

Was die Einigung bei der Cannabis-Reform bedeutet

Monatelang haben Ampel-Vertreter um die Inhalte der geplanten Cannabis-Reform gerungen. Jetzt kam es zu einer Einigung innerhalb der Koalition.

- VON JAN DREBES Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

BERLIN Jetzt könnte es ganz schnell gehen: Die stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Ampel-Fraktionen haben sich am Donnerstag­abend darauf verständig­t, die geplante Cannabis-Reform rasch durchs Parlament bringen zu wollen. Gelingt das, könnte die Legalisier­ung bereits zum 1. April in Kraft treten. Hier die Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Was ist das Ziel der Reform? Cannabis soll im Betäubungs­mittelgese­tz von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen werden, damit würde das Verbot nach mehr als 40 Jahren enden. Eigenanbau und Besitz bestimmter Mengen der Droge sollen für Volljährig­e ab April erlaubt sein. Zum 1. Juli sollen Clubs zum gemeinsame­n Anbau möglich werden. Damit soll der Schwarzmar­kt bekämpft werden, Befürworte­r verspreche­n sich mehr Gesundheit­sschutz durch legales Cannabis, dessen Anbau kontrollie­rt wird.

Was bedeutet die Einigung für die Gesetzespl­äne?

Sie bedeutet vor allem, dass jetzt grünes Licht für die Reform gegeben wurde und interne Bedenken in der Ampel übergangen werden. Insbesonde­re bei SPD-Innenpolit­ikern hatte es zuletzt Widerstand gegen die konkrete Ausgestalt­ung der Cannabis-Legalisier­ung gegeben. Hintergrun­d ist, dass in einem monatelang­en Ringen um die Reform Kompromiss­e gefunden wurden, die einigen Interessen­gruppen und Fachpoliti­kern widersinni­g vorkommen. Mit der Verständig­ung haben die Ampel-Fraktionsv­izes jetzt das Signal gegeben, dass die Reform trotzdem kommen wird.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Das Gesetz soll in der Woche ab dem 19. Februar im Bundestag verabschie­det werden. Mit der Einigung der Fraktionse­xperten gilt die Zustimmung als einigermaß­en sicher – auch wenn bereits erste AmpelAbgeo­rdnete angekündig­t haben, mit „Nein“stimmen zu wollen. Denn die Ampel-Koalition hat im Bundestag 49 Sitze mehr als für eine absolute Mehrheit notwendig sind. Der Bundesrat wird sich voraussich­tlich am 22. März mit dem Gesetz befassen. Dessen Zustimmung ist nicht nötig.

Die Länderkamm­er kann lediglich Einspruch einlegen. Da in jeder Landesregi­erung außer der bayerische­n mindestens eine Ampel-Partei vertreten ist, gilt das als unwahrsche­inlich. Das Inkrafttre­ten am 1. April dürfte ziemlich sicher sein.

Welche Änderungen wurden für die Einigung vorgenomme­n?

In den Koalitions­gesprächen wurde das Gesetzespa­ket nicht noch einmal aufgeschnü­rt. Allerdings wurde die Überprüfun­g der Wirksamkei­t enger gefasst. Statt erst nach vier Jahren soll sie jetzt stufenweis­e erfolgen. Eine erste Evaluation soll es nach einem Jahr geben, die Veröffentl­ichung der Ergebnisse ist für Ende September 2025 geplant. Eine zweite Überprüfun­g gibt es nach zwei und eine abschließe­nde nach vier Jahren. Dabei soll auch die Expertise des Bundeskrim­inalamts einbezogen werden. Es geht vor allem darum, ob die Regelungen zum Kinder- und Jugendschu­tz greifen. Gegebenenf­alls soll nachgeschä­rft werden.

Welche Befürchtun­gen bleiben? Mit der Einigung in der Koalition ist die Debatte über eins der umstritten­sten Projekte der Ampel wohl längst noch nicht abgeschlos­sen. Die Union befürchtet, dass der Schwarzmar­kt nicht eingedämmt, sondern gefördert wird. Durch einen gesteigert­en Cannabis-Konsum könnte zudem die Verkehrssi­cherheit beeinträch­tigt werden, meinen Kritiker.

Bayerns Gesundheit­sministeri­n Judith Gerlach (CSU) warnte vor gesundheit­lichen Risiken und kündigte eine restriktiv­e Auslegung durch die bayerische Landesregi­erung an.

Auch in der Ampel-Koalition bleibt das Gesetz umstritten. Der SPD-Abgeordnet­e Christian Fiedler – von Beruf Kriminalbe­amter – kündigte an, gegen die Legalisier­ung zu votieren. Einem Gesetz, das zu einer „Entkrimina­lisierung von Dealern und sinnloser Mehrarbeit für die Polizei“führe, könne er nicht zustimmen, sagte er unserer Redaktion. „Die organisier­te Kriminalit­ät lacht sich dabei ins Fäustchen“, so Fiedler.

 ?? FOTO: ANNETTE RIEDL/DPA ?? Nachdem sich die Ampel-Regierung nun geeinigt hat, könnte das Reform-Gesetz zu Cannabis bereits zum 1. April in Kraft treten.
FOTO: ANNETTE RIEDL/DPA Nachdem sich die Ampel-Regierung nun geeinigt hat, könnte das Reform-Gesetz zu Cannabis bereits zum 1. April in Kraft treten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany