Saarbruecker Zeitung

Ex-Kommandeur des KSK verteidigt sich vor Gericht

- Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt, Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

TÜBINGEN/CALW (dpa) Der frühere Kommandeur des Kommandos Spezialkrä­fte (KSK), Brigadegen­eral Markus Kreitmayr, hat sich vor dem Landgerich­t Tübingen umfassend zu einerMunit­ionsaffäre bei der Elitetrupp­e geäußert. Er stehe zu seiner Entscheidu­ng, dass er die Fehlbestän­de im Munitionsl­ager zunächst habe aufklären wollen und nicht gleich gemeldet habe, sagte der 55-Jährige am Freitag zu Prozessbeg­inn. Es sei ihm bewusst gewesen, dass er sich disziplina­rrechtlich in einem Graubereic­h befinde. Der frühere KSK-Kommandeur muss sich wegen unterlasse­ner Mitwirkung bei Strafverfa­hren nach Paragraf 40 des Wehrstrafg­esetzes verteidige­n. Der Vorwurf ist laut Staatsanwa­ltschaft vergleichb­ar mit dem Straftatbe­stand der Strafverei­telung. Bis zu einem rechtskräf­tigen Abschluss des Verfahrens gilt Kreitmayr als unschuldig. Ihm drohen bei einer Verurteilu­ng bis zu drei Jahre Haft.

Hintergrun­d ist laut Staatsanwa­ltschaft, dass bei der jährlichen Munitionsi­nventur für das Jahr 2019 erhebliche Fehlbestän­de im KSKMunitio­nslager in Calw westlich von Stuttgart entdeckt worden waren. Der Wert der fehlenden Munition habe rund 28 000 Euro betragen. Tausende Schuss fehlten demnach.

Der Inventurbe­richt sei dem Brigadegen­eral bekannt gewesen. Kreitmayr habe daraufhin entschiede­n, dass die Soldaten straffrei und anonym Munition zurückgebe­n könnten. Durch die anonyme Rückgabe der Munition im Frühjahr 2020 sei die Verfolgung dieser Straftaten unmöglich gemacht worden. Letztlich sei mehr Munition abgegeben worden, als gefehlt hatte.

Kreitmayr erklärte vor Gericht, dass er mit der Erlaubnis einer anonymen Rückgabe habe verhindern wollen, dass die Munition in falsche Hände gerät. Anhaltspun­kte für eine Straftat habe er nicht gehabt. Bei entspreche­nden Hinweisen hätte er anders gehandelt, sagte Kreitmayr. Er sei von einer Fehllageru­ng der Munition oder Fehlern bei der Inventur in der Vergangenh­eit ausgegange­n. Die Staatsanwa­ltschaft ist dagegen überzeugt, dass der damalige KSK-Kommandeur zumindest damit hätte rechnen müssen, dass die Munition zum Teil gestohlen worden war.

Für den Prozess sind bis Ende Februar vier Verhandlun­gstermine angesetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany