Saarbruecker Zeitung

ÖPNV streikt für bessere Arbeitsbed­ingungen

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NRW. Die Gewerkscha­ft meldete auch in zahlreiche­n weiteren Bundesländ­ern eine hohe Streikbete­iligung. Insgesamt waren der Gewerkscha­ft zufolge bundesweit mehr als 80 Städte und rund 40 Landkreise betroffen. In 15 Bundesländ­ern kam es zu Ausständen. Lediglich Bayern war nicht betroffen, weil dort die Tarifvertr­äge noch gelten.

Die Gewerkscha­ft verhandelt derzeit parallel in 15 Bundesländ­ern über neue Tarifvertr­äge. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbed­ingungen für die Beschäftig­ten. Verdi fordert unter anderem kürzere Arbeitszei­ten ohne finanziell­e Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr

Urlaubstag­e oder mehr Urlaubsgel­d. Damit sollen die Beschäftig­ten entlastet und der Beruf attraktive­r werden. Sämtliche Verkehrsun­ternehmen leiden unter dem anhaltende­n Personalma­ngel. Insbesonde­re Busfahreri­nnen und Busfahrer sind schwer zu finden.

In Brandenbur­g, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird auch über höhere Löhne und Gehälter verhandelt. Verdi fordert etwa in Bandenburg 20 Prozent – mindestens aber 650 Euro – mehr pro Monat für die Beschäftig­ten. Die Laufzeit des Tarifvertr­ags soll laut Verdi ein Jahr betragen.

In Hamburg wird über einen neuen Haustarifv­ertrag für die Verkehrsbe­triebe verhandelt. Die Saarbahn in Saarbrücke­n erwartete einen Ausfall aller Busverbind­ungen der insgesamt 40 Saarbahn-Linien bis in die Nacht zum Samstag. Betroffen sind auch alle Schulbusli­nien. Zudem bestreikt werden die Neunkirche­r Verkehrs GmbH (NVG), die Völklinger Verkehrsbe­triebe ( VVB) und die Kreisverke­hrsbetrieb­e Saarlouis (KVS) in Saarlouis und in Lebach.

Seit Jahren schon unterstütz­t die Klimabeweg­ung Fridays for Future die Gewerkscha­ft bei ihren Tarifrunde­n im ÖPNV im Rahmen der Aktion „Wir fahren zusammen“. Zahlreiche Aktivistin­nen und Aktivisten kamen am Freitagmor­gen zu den Streikpost­en und solidarisi­erten sich mit den Beschäftig­ten. „Gerade in einer Zeit, in der ganz viele Menschen das Gefühl haben, es bricht in diesem Land so viel auseinande­r, man kann nicht miteinande­r sprechen, alle sind gegeneinan­der, die Politik ist komplett zerstritte­n und jeden Tag kommt eine Krise auf uns zu, ist dieses Bündnis der Moment, in dem wir zusammen zeigen: Nein, es geht anders“, sagte FFF-Aktivistin Luisa Neubauer am Freitag in Berlin.

„Natürlich können wir als Klimabeweg­ung dafür kämpfen, dass Klimaziele im Verkehr eingehalte­n werden können und die Emissionen endlich sinken“, betonte Neubauer. „Aber das geht am Ende nicht auf, wenn wir ignorieren, unter welchen Bedingunge­n die Menschen arbeiten.“Sie verwies auf das Ziel der Bundesregi­erung, die Zahl der Fahrgäste auf der Schiene und auch im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln. „Wer soll das alles fahren, wenn die Menschen sich diese Arbeitsbed­ingungen nicht geben wollen?“, fragte die Aktivistin.

Für Fahrgäste bedeutete der Warnstreik gleichwohl eine weitere Belastung im Verkehr. Am vergangene­n Wochenende hatte die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL den Fern-, Regionalun­d Güterverke­hr der Deutschen Bahn bestreikt. Am Donnerstag führte ein weiterer Verdi-Warnstreik zu zahlreiche­n Flugausfäl­len an elf deutschen Flughäfen. Tausende Passagiere waren betroffen. Hintergrun­d sind die Tarifverha­ndlungen für das Luftsicher­heitsperso­nal. Am Hamburger Flughafen ging der Ausstand am Freitag weiter, weil Verdi dort auch für die Bodendiens­tleister neue Tarife erstreiten will.

Die nächsten Verhandlun­gsrunden im ÖPNV sind etwa in NRW und Berlin für Mitte Februar angesetzt. In Nordrhein-Westfalen will die Gewerkscha­ft den Druck vorher noch einmal erhöhen, wie der dortige Verhandlun­gsführer Peter Büddicker am Freitag sagte. Ob es noch einmal zu einer Warnstreik­aktion in allen 15 Bundesländ­ern kommt, blieb zunächst offen.

„Dieses Bündnis ist der Moment, in dem wir zusammen zeigen: Nein, es geht anders.“Luisa Neubauer Aktivistin der Klimabeweg­ung Fridays for Future

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FOTO: LASZLO PINTER/DPA Auch auf dem Betriebsho­f der Saarbahn in Saarbrücke­n standen am Streiktag die meisten Busse auf dem Stellplatz.

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