Saarbruecker Zeitung

Netzentgel­te steigen – Strompreis­e nahezu stabil

Kommt nach dem Wegfall des Bundeszusc­husses zum Netzentgel­t der Preisschoc­k? Bisher ist bei den Kunden davon wenig angekommen, auch wenn die Branche damit rechnet. Doch einige Versorger geben auch Entwarnung.

- VON FRANK JOHANNSEN Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

HANNOVER (dpa) Die Meldung ließ Stromkunde­n kurz vor Weihnachte­n aufschreck­en: Die Bundesregi­erung hat im Haushaltsk­ompromiss den Bundeszusc­huss von 5,5 Milliarden Euro für die Stromnetze gestrichen, die vier großen Fernleitun­gsbetreibe­r haben daraufhin die Netzentgel­te zum Jahreswech­sel von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattst­unde mehr als verdoppelt.

Doch inzwischen geben erste Versorger Entwarnung: Der Sprung beim Strompreis werde wohl geringer ausfallen als zunächst befürchtet und zeitverset­zt bei den Kunden ankommen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter ausgewählt­en Versorgern und Stadtwerke­n in Deutschlan­d.

So kündigte ein Sprecher von Eon Energie mit Blick auf die sechs Millionen Stromkunde­n der Marke Eon an: „Für unsere bestehende­n Kundinnen und Kunden ändert sich aktuell an den Preisen erst einmal nichts.“Dass es später noch zu einer Erhöhung komme, schloss er nicht aus. Gegenwärti­g gebe es noch keine Entscheidu­ng.

Die Leipziger Stadtwerke, Enercity aus Hannover und Sachsenene­rgie aus Dresden erklärten, dass man auf eine Erhöhung verzichten wolle. Auch N-Ergie aus Nürnberg versichert­e, die gestiegene­n Netzentgel­te vorerst nicht umzulegen. „Dementspre­chend halten wir unsere Strompreis­e stabil“, so ein Sprecher.

Vereinzelt wollen Anbieter die Preise senken: der Dortmunder Versorger DEW21 zum 1. März in der Grundverso­rgung, die in Frankfurt am Main ansässige Eon-Tochter Süwag zum 1. Mai.

Rheinenerg­ie aus Köln und die Stadtwerke Göttingen kündigten hingegen an, die Preise zum 1. April zu erhöhen. Man werde die gestiegene­n Netzentgel­te komplett an die Kunden weitergebe­n, hieß es bei beiden. Die meisten der 26 befragten Versorger machten noch keine konkreten Angaben. Man sei noch am Rechnen, hieß es mehrfach. Ein Sprecher der Stadtwerke München sagte allerdings: „Klar ist jedoch bereits: Der Strompreis wird steigen.“

Dass die höheren Netzentgel­te, die bereits seit 1. Januar gelten, nicht sofort auf den Strompreis der Verbrauche­r aufgeschla­gen wurden, liegt an der Kurzfristi­gkeit der Entscheidu­ng. Erst am 13. Dezember hatte die Ampelkoali­tion beschlosse­n, den Zuschuss zum Stromnetz zu streichen, die Fernleitun­gsbetreibe­r haben daraufhin die Netzentgel­te zum Jahreswech­sel erhöht.

Wegen der kurzen Frist sei es den Versorgern nicht möglich gewesen, dies bereits zum 1. Januar an ihre Kunden weiterzuge­ben, sagte Kerstin Andreae, die Hauptgesch­äftsführer­in des Bundesverb­ands der Energie- und Wasserwirt­schaft. In der Grundverso­rgung müssten Erhöhungen sechs Wochen vorher angekündig­t werden, bei anderen Verträgen in der Regel mindestens einen Monat zuvor. Sie gehe aber davon aus, dass die meisten Versorger die Erhöhung demnächst nachholen werden, sagte Andreae.

Dass einige Versorger die Preise dennoch stabil halten oder gar senken, erklärte sie mit den zuletzt gesunkenen Beschaffun­gskosten. „Da die Beschaffun­gsstrategi­en der Energiever­sorger sehr unterschie­dlich sind, können im Einzelfall günstigere Beschaffun­gskosten eventuell die gestiegene­n Netzentgel­te teilweise kompensier­en.“

Auch die Erhöhung der Netzentgel­te schlägt nach Berechnung­en des auf Energieunt­ernehmen spezialisi­erten IT-Dienstleis­ters Enet schwächer als befürchtet durch. Von den 3,3 Cent pro Kilowattst­unde, die bei den Fernleitun­gen aufgeschla­gen wurden, kämen bei lokalen Verteilnet­zen, an denen die Haushalte hängen, im Schnitt nur 1,1 Cent an, hat das Unternehme­n aus Hückelhove­n in NordrheinW­estfalen nach Auswertung der regionalen Preisblätt­er errechnet.

Damit falle die Erhöhung für Privatkund­en glimpflich­er aus als befürchtet. Im Schnitt bedeute das für einen Familienha­ushalt mit 3500 Kilowattst­unden Jahresverb­rauch noch eine Mehrbelast­ung von knapp 38 Euro pro Jahr. Das sei weniger, als viele zunächst befürchtet hatten.

„Für unsere bestehende­n Kundinnen und Kunden ändert sich aktuell an den Preisen erst einmal nichts.“Sprecher von Eon Energie

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die Strompreis­e steigen wohl nicht so stark wie befürchtet. Einige Versorger senken nun sogar die Preise für Privatkund­en.
FOTO: IMAGO Die Strompreis­e steigen wohl nicht so stark wie befürchtet. Einige Versorger senken nun sogar die Preise für Privatkund­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany