Saarbruecker Zeitung

IG Metall erkennt keinen Rechtsruck in Saar-Industrie

- VON LEA KASSECKERT

SAARBRÜCKE­N Rund 25 000 Menschen sind in den vergangene­n Wochen in Saarbrücke­n auf die Straße gegangen, um gegen die AfD zu demonstrie­ren. Viele von ihnen hoben selbst gebastelte, bunte Schilder in die Höhe, Regenbogen- und Europaflag­gen wehten im Wind. Doch nicht nur Privatleut­e, sondern auch Organisati­onen, Parteien und Gewerkscha­ften haben sich an den Demos beteiligt, Flaggen, Banner und somit Präsenz gezeigt. So auch die IG Metall. „Als Gewerkscha­ft fühlen wir uns verpflicht­et, für Demokratie und Menschenre­chte einzustehe­n“, sagt Jörg Köhlinger, Bezirkslei­ter der IG Metall Mitte, gegenüber unserer Zeitung. Für die IG Metall sei es daher selbstvers­tändlich, sich offen gegen die AfD und Rechtsextr­emismus auszusprec­hen und an den Demonstrat­ionen teilzunehm­en. Die durch die Correctiv-Recherche veröffentl­ichten Pläne, massenhaft Menschen mit Migrations­hintergrun­d aus Deutschlan­d deportiere­n zu wollen, beschreibt Köhlinger als „blanke Unmenschli­chkeit“. Viele der Gewerkscha­ftsmitglie­der hätten einen Migrations­hintergrun­d. Es gelte daher, sich mit ihnen zu solidarisi­eren und gegen die AfD zu stellen. „Solidaritä­t ist das Prinzip der Gewerkscha­ften, und diese wird von Rechten mit Füßen getreten“, so Köhlinger. Und er betont: „In der Saar-Industrie kann ich keinen Rechtsruck erkennen.“Zuvor hatte bereits der Vorstandsc­hef der

Dillinger Hütte und Saarstahl, Stefan Rauber, den integrativ­en Zusammenha­lt in der saarländis­chen Stahlindus­trie gelobt. In einem Interview sagte Rauber: „Das ist bei uns wie bei den Musketiere­n. Einer für den anderen. Wenn es Probleme geben sollte, würden wir sofort einschreit­en.“Ihm seien bisher keine Fälle von Ausländerf­eindlichke­it bei Saarstahl und Dillinger bekannt.

Laut IG Metall haben im Saarland knapp ein Viertel (26 Prozent) der Gewerkscha­ftsmitglie­der einen Migrations­hintergrun­d. Im Bezirk Mitte liegt die Zahl bei insgesamt 24 Prozent. Mit über 70 Prozent lebe die große Mehrheit seit zwei Jahrzehnte­n und länger in Deutschlan­d. Die meisten seien aus der Türkei, Kasachstan, Polen, Frankreich und dem ehemaligen Jugoslawie­n nach Deutschlan­d gekommen.

Mit Blick auf weitere Demos gegen die AfD fordert Köhlinger Arbeitgebe­rverbände auf, klar Position zu beziehen. Bisher hüllten diese sich weitestgeh­end in Schweigen, kritisiert­e der Bezirkslei­ter bei der Jahrespres­sekonferen­z der IG Metall Mitte am Dienstag. „Wir benötigen jetzt von allen gesellscha­ftlichen Akteuren ein Bekenntnis zur Demokratie.“

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FOTO: RUPPENTHAL Jörg Köhlinger, Bezirkslei­ter der IG Metall Mitte

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