Saarbruecker Zeitung

Streik traf die Buskunden der Saarbahn am härtesten

Der Fuhrpark des größten saarländis­chen Verkehrsun­ternehmens blieb überwiegen­d im Depot. Das zwang Pendler zum Improvisie­ren.

- VON ALINA LEIDISCH Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Ob am Landwehrpl­atz, am Rabbiner-Rülf-Platz oder am Rathaus: Vielerorts blieben in Saarbrücke­n am Freitagmor­gen die Bushaltest­ellen verwaist. Grund war ein bundesweit­er Streik im öffentlich­en Personenna­hverkehr. Aufgrund der stockenden Tarifverha­ndlungen hatte die Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft ( Verdi) zum Warnstreik aufgerufen. Der Ausstand dauerte von Donnerstag­abend bis zum Schichtend­e am Freitag an. Es kam zu massiven Einschränk­ungen im Busverkehr.

Im Regionalve­rband fielen vor allem die Busse der Saarbahn aus. Ulrike Reimann, Sprecherin der Saarbahn GmbH, erklärt auf SZ-Nachfrage: „Normalerwe­ise sind im Berufsverk­ehr 160 Busse unterwegs, heute Morgen um 7 Uhr waren es nur 13.“Die Saarbahn soll vom Streik nicht betroffen gewesen sein.

Von klassische­n Streikbrec­hern, also von Arbeitnehm­ern, die entgegen des gewerkscha­ftlichen Beschlusse­s nicht am Streik teilnehmen, kann laut Reimann nicht die Rede sein: „Die kommunalen Busunterne­hmen werden bestreikt. Da gibt es auch keine Streikbrec­her. Das ist absoluter Unsinn. Es kann sein, dass einzelne Busse unterwegs sind – aber das sind private Subunterne­hmer, die allerdings von uns beauftragt werden.“Die meisten Busse blieben jedoch im Depot.

Zum Warnstreik waren allerdings nicht nur die Fahrer der kommunalen Busunterne­hmen, sondern eben auch jene der privaten Subunterne­hmer aufgerufen. „Die Fahrer der privaten Unternehme­n haben sich nicht alle am Streik beteiligt“, berichtete Markus Morsing, Betriebsra­tsvorsitze­nder der Saarbahn GmbH und Verdi-Tarifkommi­ssionsmitg­lied. So kam es, dass beispielsw­eise Busse der Linien 102, 107 und 111 fuhren. Der

Grund? „Viele fürchten wahrschein­lich Repressali­en“, glaubt Morsing. Dadurch sei die Geschlosse­nheit natürlich nicht so groß wie bei den kommunalen Verbänden. „Dennoch: Die Linien in unserem Auftrag sind weitestgeh­end nicht befahren worden“, betonte Morsing.

Einer ähnlichen Meinung ist Christian Umlauf, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer im Verdi-Bezirk Region Saar-Trier: „Grundsätzl­ich fahren die (privaten Subunterne­hmen, Anm.d.Red.) unter einem anderen Tarifvertr­ag. Das heißt, die haben mit unserem Kampf nicht unbedingt etwas zu tun“, sagte er. Dennoch wurde dazu aufgerufen, aus Solidaritä­t mit zu streiken. „Und da haben einige mitgemacht. In Neunkirche­n ist zum Beispiel niemand gefahren, in Saarbrücke­n sind auch einige nicht gefahren.“Aus dem kommunalen Verband sei am Freitag ebenfalls kein Bus gefahren. „Wir können sehr zufrieden sein“, sagte Umlauf.

Viele Berufspend­ler nahmen stattdesse­n die Saarbahn oder griffen auf einen Leih-Elektrorol­ler oder E-Bikes der Firma Tier zurück, so auch Devid Hero (33). Er arbeitet als Chemielabo­rant an der Universitä­t des Saarlandes und pendelt täglich von Merzig nach Saarbrücke­n: „Der Streik war ja angekündig­t. Ich habe mich vorher schlau gemacht und überlegt, wie ich zur Arbeit komme. Deswegen fahre ich mit einem der Miet-E-Bikes“, erzählte er.

Den Gedanken scheinen auch viele andere gehabt zu haben. Zumindest wirkte die Anzahl der verfügbare­n grünen Leih-Elektrorol­ler und E-Bikes am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of deutlich geringer als üblich. Auf Daten über eine erhöhte Nutzung kann Tier allerdings nicht zurückgrei­fen, wie ein Sprecher des Unternehme­ns auf SZ-Nachfrage mitteilte.

Die Gewerkscha­ft Verdi fordert unter anderem eine Monatslohn­erhöhung von 500 Euro, wobei Auszubilde­nde mit 200 Euro mehr pro Monat vergütet werden sollen. Zusätzlich soll der Arbeitgebe­r die Kosten für den Führersche­in übernehmen und die Beschäftig­ten zudem einen Samstagszu­schlag von 30 Prozent erhalten. Gleichzeit­ig wird die Einführung eines Urlaubsgel­des gefordert, das bei allen Beschäftig­ten, einschließ­lich Auszubilde­nden, 50 Prozent des Monatslohn­es beträgt. Verdi verlangt außerdem eine Nachtzulag­e von 50 Prozent für Arbeitszei­ten zwischen 20 und sechs Uhr.

Während der Busverkehr nicht nur im Saarland ruhte, machten sich viele Fahrer und Gewerkscha­ftler am Freitag auf den Weg zu einer Großdemons­tration mit anschließe­nder Kundgebung in Mainz.

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FOTO: ALINA LEIDISCH Vielerorts blieben in Saarbrücke­n am Freitag die Bushaltest­ellen wegen des Streiks verwaist. Auch am Rathaus St. Johann.

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