Schülerinnen fordern Tampon-Automaten
Um Hygieneautomaten mit kostenlosen Tampons und Binden in den Schülerinnentoiletten des Regionalverbands ist eine Debatte entbrannt. Worum geht es dabei?
SAARBRÜCKEN Es ist vielfach noch ein Tabuthema. Und doch wird derzeit an den Schulen des Regionalverbands darüber intensiv gesprochen. Über Hygieneautomaten, aus denen Schülerinnen auf den Schultoiletten kostenlos Tampons und Binden entnehmen können. Der CDU-Fraktionschef in der Regionalversammlung, Norbert Moy, der auch Leiter des Berufsbildungszentrums Völklingen Marie-Curie-Schule ist, hatte gegenüber der SZ gesagt, dass der Antrag der Grünen-Fraktion, Automaten mit kostenlosen Tampons in den Schülerinnen-Toiletten aufzuhängen, jenseits der Realität sei, die er an Schulen des Regionalverbands kenne. Diese Tampon-Automaten sind nach Ansicht Moys roher Gewalt ausgesetzt. „Wir machen es am BBZ Marie-Curie-Schule anders. Wir haben etwa 750 Schülerinnen. Die können sich im Bedarfsfall kostenlose Tampons im Sekretariat abholen. Das kostet uns im Jahr einen zweistelligen Euro-Betrag“, sagte Moy.
Eine Sichtweise, die offenbar viele Schülerinnen an den weiterführenden Schulen des Regionalverbands nicht teilen. So berichtete jetzt Jasmin Kräuter, 20, Auszubildende zur Verkäuferin und Schülerin am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum Friedrich-List-Schule an der Stengelstraße in Alt-Saarbrücken, dass sie als Klassensprecherin zusammen mit Mitschülerinnen die Forderung nach Hygieneautomaten mit kostenlosen Tampons und Binden in den Toiletten am Anfang des Schuljahrs 2022/23 aufgestellt habe. „Ab März 2023 hatten wir den ersten Automaten in der Toilette im zweiten Stock hängen, inzwischen ist auch einer im dritten Stock. Wir warten noch auf den Automaten für die Toilette in der vierten Etage“, sagte Kräuter. Die Schulleiterin des KBBZ Friedrich-List-Schule, Andrea Alt-Bohr, sagte: „Das muss unterstützt werden. Es ist ein tolles Engagement der Schülerinnen.“In den 14 Jahren, in denen sie Schulleiterin in Alt-Saarbrücken sei, habe es keine Fälle von Vandalismus gegeben. „Schauen sie sich um“, sagte Alt-Bohr. Und verwies auf die sauberen und freundlichen Flure, Treppenhäuser, Klassenräume und Schulhöfe. Mit einer Kollegin knibbelte sie noch einen Aufkleber der FCS-Ultras von einem stählernen Abfallbehälter ab, der nicht in das Bild passte.
Verbindungslehrer Markus Greulich betonte, dass die Schule ein Wohlfühl- und Zufluchtsort sein müsse. „Da gehören die Automaten mit kostenlosen Tampons und Binden dazu“, sagte Greulich. Im vergangenen Jahr habe die Schule rund 200 Euro über das Schulbudget für 1600 Tampons und 980 Binden ausgegeben, erklärte Alt-Bohr. Greulich sagte, der dritte Automat für die Schule komme allerdings von einer Gemeinschaftsschule im Regionalverbands, wo es Vandalismus gegeben habe. Unbekannte hätten die Tampons aus dem Automaten entnommen und an die Wände geklebt.
„Bei uns werden die Automaten regelmäßig gewartet und vom Hausmeister befüllt“, sagte Schülerin Kräuter. Sie wolle in der Konferenz der Schülervertretungen des Regionalverbands dafür werben, dass sich noch mehr Schülerinnen für die Hygieneautomaten einsetzen. Kräuter räumte jedoch ein, dass die Thematik der Monatsblutungen auch unter Schülerinnen vielfach noch ein Tabuthema sei. „Man kann nicht einfach in die Klasse rufen: Wer hat denn mal ein Tampon für mich?“, sagte Kräuter. Zudem gebe es auch eine „Perioden-Armut“unter den Schülerinnen. „Die Preise für Binden und Tampons steigen“, beklagte Kräuter. deshalb sei das Angebot mit kostenlosen Hygieneartikeln an den Schulen so wichtig.
Wie der Sprecher des Regionalverbands, Lars Weber, mitteilte, ist der Regionalverband Träger von 70 Schulen an 50 Standorten. Im einzelnen seien dies neun Gymnasien, 16 Gemeinschaftsschulen, 33 Berufliche Schulen (zusammengefasst in acht Berufsbildungszentren) sowie acht Förderschulen. Hinzu kämen noch die Europäische Schule in Saarbrücken-Malstatt sowie einige Oberstufengymnasien und Abendschulen. „Die Gesamtzahl aller Toilettenräume in Schulgebäuden des Regionalverbandes liegt bei erstaunlichen 513“, sagte Weber. Die Zahl der WC-Räume für Schülerinnen liege bei etwa 200. „Ein Automat für Menstruationsartikel kostet in der Anschaffung etwa 200 Euro“, erklärte Weber. Die Binden und Tampons je Automat schlügen mit etwa 100 Euro pro Jahr zu Buche. Das heißt: Der Regionalverband müsste 40 000 Euro für die Ausstattung aller Schülerinnen-WCs mit Hygieneautomaten aufwenden. Und 20 000 Euro pro Jahr für die Befüllung der Automaten mit Tampons und Binden.