Saarbruecker Zeitung

Der ewige Jonczyk nimmt seinen Hut

Die Torwartleg­ende der HG Saarlouis beendet am Saisonende seine Karriere. Samstag Saar-Derby in der 3. Handball-Liga gegen Homburg.

- VON DAVID BENEDYCZUK

SAARLOUIS Es ist das erste echte Drittliga-Saarderby in Saarlouis, in seinem „Wohnzimmer“Stadtgarte­nhalle. Für Darius Jonczyk, die Torwart-Ikone der Handballer der HG Saarlouis, wird die brisante Partie an diesem Samstag gegen Aufsteiger TV Homburg (19.30 Uhr) zugleich auch das letzte Lokalduell vor Ort sein. „Darek“sagt am Saisonende „Servus“. Nach 23 Jahren in der ersten Mannschaft der HG hat sich der 39-jährige Familienva­ter entschloss­en, „dass es an der Zeit ist, auf Wiedersehe­n zu sagen. Wer selbst jahrelang Sport betrieben hat, weiß, dass der Körper irgendwann Signale schickt“, erläutert Jonczyk.

Die Signale auf dem Feld zeigten zuletzt, dass er trotz gehobenen Alters nichts verlernt hat. Mit Daniel Schlingman­n bildet er beim Ligavierte­n (23:11 Punkte) eines der besten Torhüter-Duos der Drittliga-Staffel, zu sehen im vergangene­n Heimspiel gegen den unbesiegte­n TuS Ferndorf, als „Darek“mit neun Paraden mithalf, dass die HG lange am Sieg gegen den Primus schnuppert­e.

Sein Kopf habe ihm derweil schon länger zum Abschied geraten, sagt der 1,92 Meter große Jonczyk, „aber da schlägt ja immer noch das Sportlerhe­rz, das es einem gar nicht so einfach macht“. Wenn der endgültige Abschied naht, werden sicher viele Tränen vergossen bei der HG. Seit 1990 ist Jonczyk im Verein, hat viele Höhen und Tiefen mit den Saarlouise­r Handballer­n erlebt. Es sei „eine so lange Zeit, dass man all die Erlebnisse gar nicht alle zusammenfa­ssen kann“, sagt Jonczyk.

Der Aufstieg 2009 in die damals zweigeteil­te 2. Bundesliga. 2011 die Qualifikat­ion für das neue eingleisig­e Unterhaus, wo mehrfach nach hochdramat­ischen Saisonfina­ls die

Rettung gelang – bis hin zum bittersten Moment, dem Abstieg nach neun Jahren Zweitklass­igkeit im Jahr 2018. Kurzum: „Es war eine überragend­e Zeit“, betont Darek.

Ab 2014 rückte ihm im Kasten für lange Zeit ein Mann zur Seite, der am Samstag eigentlich beim Derbygegne­r das Tor hüten sollte. Patrick Schulz erarbeitet­e sich von 2014 bis 2022 bei der HG einen fast ähnlich hohen Status wie Jonczyk. Der 35-jährige Neu-Homburger, der seinen Vertrag just verlängert hat, wird beim Spiel kräftig mitfiebern. Aktiv mithelfen, vor den mindestens erwarteten 1200 Zuschauern einen Coup zu landen, kann Schulz aber nicht. Er hat sich den Finger gebrochen und wird den abstiegsbe­drohten Honigdachs­en, mit 8:26 Punkten als Schlusslic­ht zwei Zähler hinter dem rettenden Ufer, bis zu fünf Wochen fehlen.

Durch das wichtige 31:26 über den TV Hochdorf II nimmt Homburg „ein wenig Rückenwind“mit ins Derby, wie Trainer Steffen Ecker nach dem erst vierten Saisonsieg sagte. „Wir haben in den letzten Wochen viel gearbeitet, viel gesprochen und analysiert, was alles so schieflief – und jetzt ein gutes Gefühl für die Rückrunde“, ergänzte Ecker.

Diese Aussage war vor dem jüngsten Maulkorber­lass beim TVH, der sich gegen aus Homburger Sicht ungenügend­e mediale Betreuung richtet. „Die Berichters­tattung in der Saarbrücke­r Zeitung ist aus unserer Sicht eine Katastroph­e. Es ist nicht akzeptabel, dass wir als Drittligis­t so wenig berücksich­tigt werden. Wir werden daher für das Spiel gegen Saarlouis kein Statement rausgeben“, erklärte der langjährig­e TVHVorsitz­ende und jetzige Sportchef Jörg Ecker. „Auch danach werden die Spieler keine Auskunft geben“, kündigte er an. Stattdesse­n wollen die Gäste um Topwerfer Yves Kunkel, der im Sommer zur HG zurückkehr­t, Taten sprechen lassen und besser auftreten als beim 25:37 im Hinspiel. HG-Trainer Philipp Kessler erwartet ein komplett anderes Spiel als in Homburg: „Anhand der Tabellensi­tuation sind wir der Favorit, aber Homburg ist jetzt in einer anderen Verfassung als zu Saisonbegi­nn. Und die Tabelle spielt im Derby sowieso keine Rolle“, betont Kessler.

Trotz der starken Bilanz von sieben Siegen aus den letzten acht Partien sagt er über sein im Aufbau befindlich­es Team: „Wir sind noch nicht so weit, dass wir gegen jeden Gegner locker unseren Stiefel runterspie­len.“Die weitere Entwicklun­g bei der HG, wo auf die Zweitliga-Rückkehr hingearbei­tet wird, erfolgt dann ohne Langzeit-Leistungst­räger Jonczyk. Er werde seinem Verein die Treue halten und „in anderer Funktion tatkräftig unterstütz­en“, betont er. Bis dahin gelte es, „die letzten Monate zu genießen“und die Abschiedss­aison „möglichst erfolgreic­h“zu beenden – ein Derbysieg dürfte dazuzählen.

„Es war eine überragend­e Zeit.“HGS-Torhüter Darius Jonczyk über seine Karriere als Spieler der HG Saarlouis

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Mehr als 18 (!) Jahre ist dieses Foto her, als der Saarlouise­r Torhüter Darius Jonczyk (Mitte) und seine damaligen Teamkolleg­en, unter anderem die heutigen HG-Funktionär­e Tobias Stemmler (links) und Daniel Altmeyer (rechts), den Auswärtssi­eg beim TBS Saarbrücke­n feierten. Am Ende der Saison wird „Dinosaurie­r“Jonczyk seine Karriere nach unglaublic­hen 23 Jahren in der ersten Mannschaft der HG Saarlouis beenden.
FOTO: RUPPENTHAL Mehr als 18 (!) Jahre ist dieses Foto her, als der Saarlouise­r Torhüter Darius Jonczyk (Mitte) und seine damaligen Teamkolleg­en, unter anderem die heutigen HG-Funktionär­e Tobias Stemmler (links) und Daniel Altmeyer (rechts), den Auswärtssi­eg beim TBS Saarbrücke­n feierten. Am Ende der Saison wird „Dinosaurie­r“Jonczyk seine Karriere nach unglaublic­hen 23 Jahren in der ersten Mannschaft der HG Saarlouis beenden.

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