Der ewige Jonczyk nimmt seinen Hut
Die Torwartlegende der HG Saarlouis beendet am Saisonende seine Karriere. Samstag Saar-Derby in der 3. Handball-Liga gegen Homburg.
SAARLOUIS Es ist das erste echte Drittliga-Saarderby in Saarlouis, in seinem „Wohnzimmer“Stadtgartenhalle. Für Darius Jonczyk, die Torwart-Ikone der Handballer der HG Saarlouis, wird die brisante Partie an diesem Samstag gegen Aufsteiger TV Homburg (19.30 Uhr) zugleich auch das letzte Lokalduell vor Ort sein. „Darek“sagt am Saisonende „Servus“. Nach 23 Jahren in der ersten Mannschaft der HG hat sich der 39-jährige Familienvater entschlossen, „dass es an der Zeit ist, auf Wiedersehen zu sagen. Wer selbst jahrelang Sport betrieben hat, weiß, dass der Körper irgendwann Signale schickt“, erläutert Jonczyk.
Die Signale auf dem Feld zeigten zuletzt, dass er trotz gehobenen Alters nichts verlernt hat. Mit Daniel Schlingmann bildet er beim Ligavierten (23:11 Punkte) eines der besten Torhüter-Duos der Drittliga-Staffel, zu sehen im vergangenen Heimspiel gegen den unbesiegten TuS Ferndorf, als „Darek“mit neun Paraden mithalf, dass die HG lange am Sieg gegen den Primus schnupperte.
Sein Kopf habe ihm derweil schon länger zum Abschied geraten, sagt der 1,92 Meter große Jonczyk, „aber da schlägt ja immer noch das Sportlerherz, das es einem gar nicht so einfach macht“. Wenn der endgültige Abschied naht, werden sicher viele Tränen vergossen bei der HG. Seit 1990 ist Jonczyk im Verein, hat viele Höhen und Tiefen mit den Saarlouiser Handballern erlebt. Es sei „eine so lange Zeit, dass man all die Erlebnisse gar nicht alle zusammenfassen kann“, sagt Jonczyk.
Der Aufstieg 2009 in die damals zweigeteilte 2. Bundesliga. 2011 die Qualifikation für das neue eingleisige Unterhaus, wo mehrfach nach hochdramatischen Saisonfinals die
Rettung gelang – bis hin zum bittersten Moment, dem Abstieg nach neun Jahren Zweitklassigkeit im Jahr 2018. Kurzum: „Es war eine überragende Zeit“, betont Darek.
Ab 2014 rückte ihm im Kasten für lange Zeit ein Mann zur Seite, der am Samstag eigentlich beim Derbygegner das Tor hüten sollte. Patrick Schulz erarbeitete sich von 2014 bis 2022 bei der HG einen fast ähnlich hohen Status wie Jonczyk. Der 35-jährige Neu-Homburger, der seinen Vertrag just verlängert hat, wird beim Spiel kräftig mitfiebern. Aktiv mithelfen, vor den mindestens erwarteten 1200 Zuschauern einen Coup zu landen, kann Schulz aber nicht. Er hat sich den Finger gebrochen und wird den abstiegsbedrohten Honigdachsen, mit 8:26 Punkten als Schlusslicht zwei Zähler hinter dem rettenden Ufer, bis zu fünf Wochen fehlen.
Durch das wichtige 31:26 über den TV Hochdorf II nimmt Homburg „ein wenig Rückenwind“mit ins Derby, wie Trainer Steffen Ecker nach dem erst vierten Saisonsieg sagte. „Wir haben in den letzten Wochen viel gearbeitet, viel gesprochen und analysiert, was alles so schieflief – und jetzt ein gutes Gefühl für die Rückrunde“, ergänzte Ecker.
Diese Aussage war vor dem jüngsten Maulkorberlass beim TVH, der sich gegen aus Homburger Sicht ungenügende mediale Betreuung richtet. „Die Berichterstattung in der Saarbrücker Zeitung ist aus unserer Sicht eine Katastrophe. Es ist nicht akzeptabel, dass wir als Drittligist so wenig berücksichtigt werden. Wir werden daher für das Spiel gegen Saarlouis kein Statement rausgeben“, erklärte der langjährige TVHVorsitzende und jetzige Sportchef Jörg Ecker. „Auch danach werden die Spieler keine Auskunft geben“, kündigte er an. Stattdessen wollen die Gäste um Topwerfer Yves Kunkel, der im Sommer zur HG zurückkehrt, Taten sprechen lassen und besser auftreten als beim 25:37 im Hinspiel. HG-Trainer Philipp Kessler erwartet ein komplett anderes Spiel als in Homburg: „Anhand der Tabellensituation sind wir der Favorit, aber Homburg ist jetzt in einer anderen Verfassung als zu Saisonbeginn. Und die Tabelle spielt im Derby sowieso keine Rolle“, betont Kessler.
Trotz der starken Bilanz von sieben Siegen aus den letzten acht Partien sagt er über sein im Aufbau befindliches Team: „Wir sind noch nicht so weit, dass wir gegen jeden Gegner locker unseren Stiefel runterspielen.“Die weitere Entwicklung bei der HG, wo auf die Zweitliga-Rückkehr hingearbeitet wird, erfolgt dann ohne Langzeit-Leistungsträger Jonczyk. Er werde seinem Verein die Treue halten und „in anderer Funktion tatkräftig unterstützen“, betont er. Bis dahin gelte es, „die letzten Monate zu genießen“und die Abschiedssaison „möglichst erfolgreich“zu beenden – ein Derbysieg dürfte dazuzählen.
„Es war eine überragende Zeit.“HGS-Torhüter Darius Jonczyk über seine Karriere als Spieler der HG Saarlouis