„An Olympia-Quali soll Haken dran“
Der deutsche Schwimm-Star hat ein klares Ziel vor Augen und startet hochmotiviert in die WM in Katar.
DOHA (sid) Am Freitag sind die Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha mit den ersten Wettkämpfen im Wasserspringen gestartet. Viele Stars verzichten auf den Start in der Wüste. Unbedeutend ist die WM jedoch nicht, in Katar kann sich das deutsche Team weitere Olympia-Tickets sichern. Der SID hat mit dem deutschen Star Florian Wellbrock (26) gesprochen – auch über das Debakel bei der letzten WM.
Herr Wellbrock, die Wettkämpfe in Doha stehen bevor. Bei der vergangenen WM in Fukuoka haben Sie mit zwei Mal Gold und zwei Mal Vorlauf-Aus Gegensätze erlebt, die größer nicht hätten sein können. Wie blicken Sie darauf zurück?
WELLBROCKDas war natürlich eine emotionale Achterbahn. Vor allem, weil man zu der Zeit so ein bisschen im Dunkeln getappt ist. Aber nichtsdestotrotz war ich im Endeffekt zufrieden, dass ich mit zwei Goldmedaillen nach Hause fahren konnte.
Spielen diese Erfahrungen vor dieser WM noch eine Rolle für Sie?
WELLBROCK Nein, das spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ich habe da einen Haken drangemacht. Ich bin auch rein emotional und psychisch gesehen sehr gut darin, Dinge in Schubladen zu stecken und diese Schubladen dann auch zuzulassen. Mein Fokus liegt voll auf dieser WM und auf den Olympischen Spielen.
Haben Sie danach etwas verändert im Training?
Nein, wir haben so weitergemacht wie bisher. Für uns gab es auch gar keinen Grund, irgendwas umzustellen. Wenn man die WM letztes Jahr rausnimmt und sich meine vorherigen Leistungen im Becken anschaut, war das eine Bomben-Saison für mich.
Was haben Sie aus der Zeit mitgenommen?
Ich habe mittlerweile schon sehr viele Wettkämpfe auf dem Niveau gemacht, und natürlich machen solche Niederlagen nicht sonderlich viel Spaß. Dafür macht das Gewinnen danach aber wieder umso mehr Spaß. Mehr, als wenn man von einer Erfolgswelle zur nächsten schwimmt.
Über die 1500 Meter haben Sie durch das Vorlauf-Aus in Fukuoka die Olympia-Qualifikation verpasst. Ist der Druck mit Blick auf Paris vor dieser WM deshalb gestiegen?
An die Olympia-Quali soll auf jeden Fall ein Haken dran, aber Druck verspüre ich da nicht. Ich sehe die Ergebnisse im Training, und damit kann ich wirklich beruhigt in so eine Weltmeisterschaft starten. Und selbst wenn alle Stricke reißen und es, warum auch immer, nicht klappen sollte, habe ich noch regulär die Chance, mich im April zu qualifizieren. Deswegen möchte ich da von Druck im Vorfeld nicht sprechen.
Durch den Verzicht von Lukas Märtens auf einen 800-Meter-Start treten Sie relativ kurzfristig auch auf dieser Strecke an.
Ich freue mich, dass ich auch über die 800 Meter starten kann, um dort gegen Sven Schwarz um das Olympia-Ticket mitkämpfen zu können. Das macht die WM für mich noch einmal interessanter.
Verändert das etwas für Sie in der Herangehensweise?
WELLBROCK Bei dem Programm, das ich vor der Brust habe, sind die 800 Meter fast die schwächste Strecke. Das ist für mich eigentlich ein Sprint. Der Fokus liegt klar auf den zehn und fünf Kilometern sowie den 1500 Metern. Die 800 Meter sind ein schönes Extra, und wenn ich da für mich und die Mannschaft noch mal ein Olympia-Ticket rausziehen könnte, dann wäre das echt super.
Im Freiwasser hätte es bei der vergangenen WM hingegen nicht besser laufen können. Wie groß ist das Selbstbewusstsein mit diesen Erfolgen im Rücken?
WELLBROCK Ich blicke optimistisch auf die Freiwasser-Wettkämpfe voraus. Ich bin natürlich sehr motiviert, meine Titel zu verteidigen.
Was ist bei dieser WM für Sie drin?
Das ist schwierig zu beurteilen, weil wir das auf die Art und Weise noch nie hatten. Normalerweise verbringt man im Januar und Februar sehr viel Zeit mit harten Trainingseinheiten, und jetzt steht da auf einmal eine WM an. Ich kann nur für mich sprechen, mein aktueller Leistungsstand ist gut. Mit Sicherheit nicht auf dem absoluten Top-Level, aber das soll er jetzt auch noch nicht sein, das kommt in Paris. Ich bin ich selbst gespannt, was im Februar einfach möglich ist.