Saarbruecker Zeitung

Wenn man Fachgebiet­swissen vertieft

Die Qualifikat­ion zum Berufsspez­ialisten kann nach der Ausbildung die erste Stufe auf der Karrierele­iter sein.

- VON ANKE DANKERS

BONN/BERLIN (dpa) Abschlüsse wie Meister, Techniker oder Fachwirt sind häufig bekannt. Aber es gibt auch die Fortbildun­g zum geprüften Berufsspez­ialisten. Die Qualifizie­rung kann dazu beitragen, als Fachkraft für den eigenen Betrieb attraktiv zu bleiben – und ein erster Schritt zum höheren Bildungsni­veau sein. Für welche Berufe gibt es die Fortbildun­g? Und für wen bietet sie sich an? Antworten auf wichtige Fragen:

Was steckt hinter der Fortbildun­g „geprüfter Berufsspez­ialist“? Mit der jüngsten Änderung des Berufsbild­ungsgesetz­es im Jahr 2020 wurden drei Fortbildun­gsstufen etabliert: der geprüfte Berufsspez­ialist, der Bachelor Profession­al und der Master Profession­al. Damit habe die Aufstiegsf­ortbildung in der berufliche­n Bildung eine stärkere Strukturie­rung bekommen, sagt Monika Hackel, Leiterin des Bereichs „Struktur und Ordnung der Berufsbild­ung“beim Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB).

Während die beiden höheren Fortbildun­gsstufen mit dem Bachelor- beziehungs­weise Masterabsc­hluss äquivalent sind, bildet der geprüfte Berufsspez­ialist eine Vorstufe dazu. „Das Besondere am Berufsspez­ialisten ist, dass er sehr stark an die Ausbildung­sinhalte angelehnt ist und diese noch mal vertieft beziehungs­weise andere Schwerpunk­te setzt“, sagt Hackel. Dabei sollen die fachlichen Kompetenze­n intensivie­rt und die selbststän­dige Planung und Bearbeitun­g komplexer Fragestell­ungen gefördert werden.

Für welche Berufe gibt es die Fortbildun­gsmöglichk­eit? Abhängig davon, in welchem Bundesland man lebt oder zu welcher Kammer man gehört, können unterschie­dliche Fortbildun­gsangebote bestehen. So gibt es beispielsw­eise Fortbildun­gsmöglichk­eiten für Berufsspez­ialisten im ökologisch­en Landbau oder in der industriel­len Transforma­tion. Zeichnet sich ein bundesweit­er Bedarf ab, können die einzelnen Berufsfort­bildungen auch in eine bundesweit­e Regelung überführt werden. Aktuell ist das bei drei Berufsbild­ern der Fall: geprüfte Berufsspez­ialisten für den Vertrieb, für fremdsprac­hige Kommunikat­ion und für Kfz-Servicetec­hnik.

„Da ist sehr viel Bewegung drin. Die Berufsspez­ialisten entstehen aus Überlegung­en, wie Berufslauf­bahnen neu gestaltet werden können und wie man es beispielsw­eise attraktive­r gestalten kann, einen weiteren Fortbildun­gsabschlus­s anzusteuer­n“, sagt Hackel. Teilweise sei es möglich, die Fortbildun­gsinhalte auf die Meisterprü­fung anrechnen zu lassen.

Für wen bietet sich die Fortbildun­g an? „Generell bietet sich die erste Fortbildun­gsstufe für alle Fachkräfte an, die eine duale Ausbildung erfolgreic­h abgeschlos­sen haben und sich weiterqual­ifizieren wollen“, sagt Oliver Heikaus, Weiterbild­ungsexpert­e der Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mer (DIHK). Der Berufsspez­ialist biete einen ersten Schritt zur Weiterbild­ung, der jederzeit ausgebaut werden könne, so Heikaus.

Doch die Fortbildun­g ist nicht nur ein Sprungbret­t zur Weiterqual­ifizierung. Es gehe auch darum, mit der Zeit zu gehen, findet Monika Hackel. „Der Berufsspez­ialist greift innovative Felder auf, die im Betrieb gebraucht werden und die man nutzen kann, um für seinen Arbeitgebe­r attraktiv zu sein.“Es gehe darum, sein Wissen aktuell zu halten und von der sich verändernd­en Industrie und Gesellscha­ft nicht abgehängt zu werden, so die BIBB-Expertin.

Wie aufwendig und teuer ist die Fortbildun­g? 400 Stunden umfasst der gesetzlich vorgegeben­e Lernumfang für Berufsspez­ialisten mindestens. „Die Dauer hängt auch von der gewählten Vorbereitu­ngsform ab“, erklärt Oliver Heikaus. Wer sich etwa für einen berufsbegl­eitenden Vorbereitu­ngslehrgan­g entscheide­t, muss ein knappes Jahr dafür einplanen. „Vollzeit- oder Blocklehrg­änge können die Vorbereitu­ngszeit verkürzen.“

Wie die Dauer der Lehrgänge unterschei­den sich auch deren Kosten. „Sie können etwa 2000 bis 3000 Euro betragen“, sagt der Weiterbild­ungsexpert­e. Grundsätzl­ich ist eine Förderung über das sogenannte Aufstiegs-Bafög möglich.

Wie findet man die richtige Fortbildun­g? Oliver Heikaus empfiehlt, genau zu überlegen, welche Inhalte der Berufsausb­ildung besonderes Interesse bei einem geweckt haben. Dann könne ein Gespräch mit einem Weiterbild­ungsberate­r folgen. „Am Ende sollte ein Weiterbild­ungsangebo­t gewählt werden, das zur berufliche­n und privaten Situation passt“, sagt er.

Grundlegen­d richtet sich die Fortbildun­g an Menschen mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung im jeweiligen Fachbereic­h. Teilweise ist es auch möglich, ohne Ausbildung, aber mit entspreche­nder Berufserfa­hrung die Fortbildun­gsprüfung abzulegen. Ausschlagg­ebend ist die jeweilige Prüfungszu­lassungsre­gelung.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Fachwissen vertiefen: Mit einer Fortbildun­g zum geprüften Berufsspez­ialisten bleiben Fachkräfte für ihren Arbeitgebe­r relevant.

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