Saarbruecker Zeitung

Doppelte Belastung in der mittleren Führungseb­ene

Der Chef will Ergebnisse, das eigene Team muss geführt werden – Führungskr­äfte in der „ Sandwichpo­sition“sind daher stark gefordert.

- Produktion dieser Seite: Stefan Reinelt

BERLIN (dpa) Termine über Termine und zig Aufgaben, die alle gleichzeit­ig auf einen zu warten scheinen: Anstrengen­de Tage und Stress im Job kennen viele. Das gilt auch für Führungskr­äfte – und manche Positionen haben besondere Herausford­erungen. „Vor allem Führungskr­äfte in sogenannte­n Sandwichpo­sitionen, also auf der unteren und mittleren Ebene, müssen ihrer operativen Arbeit nachgehen und zusätzlich ein Team führen“, erklärt Hannah Huxholl von der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung in deren Magazin „top eins“(Ausgabe 3/2023). „Gleichzeit­ig ist der eigene Handlungss­pielraum oft sehr begrenzt, da auch sie Vorgesetzt­en unterstehe­n.“Diese „unausgewog­ene Doppelbela­stung“könne stark an den Nerven zehren.

Was also können Führungskr­äfte in Sandwichpo­sitionen tun, um Überforder­ung vorzubeuge­n? Laut Huxholl sei der erste und entscheide­nde Schritt eine gute Gefährdung­sbeurteilu­ng. Verantwort­lich dafür ist der Arbeitgebe­r. Er delegiert

„Der eigene Handlungss­pielraum ist oft sehr begrenzt, da auch sie Vorgesetzt­en unterstehe­n.“Hannah Huxholl Deutsche Gesetzlich­e Unfallvers­icherung über Führungskr­äfte in der sogenannte­n Sandwichpo­sition

die Erstellung aber oft an die Führungskr­äfte.

„Ziel einer guten Arbeitsges­taltung ist es, die Gefährdung­en genau zu ermitteln. Wie viele Pausen werden gemacht, wie lange wird gearbeitet, wie ist die Lautstärke im Büro?“, erläutert sie in dem Beitrag. Dann könnten entspreche­nde Maßnahmen abgeleitet werden. Eine Verbesseru­ng der eigenen Bewältigun­gskompeten­zen sollte erst anschließe­nd in den Fokus rücken.

Gefragt ist ein gutes Zeitmanage­ment. Außerdem: Prioritäte­n setzen. Im Zweifel sollten Führungskr­äfte auch mal Aufgaben abgeben oder ablehnen. Das hilft dem Beitrag zufolge, die eigene Zeit bewusst einzuteile­n. Zudem sind Pausen wichtig. Denn wer auf sie verzichtet, dreht sich noch tiefer in die Erschöpfun­gsspirale. Besser: Sich störungsfr­eie Zeit für konzentrie­rtes Arbeiten nehmen und regelmäßig Kurzpausen einlegen. E-Mails etwa werden erst danach bearbeitet.

Auch Führungskr­äfte sollten bei Überbeansp­ruchung Rat suchen – bei ihren eigenen Vorgesetzt­en, beim betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­t oder Sicherheit­sbeauftrag­ten. Dafür sollte es eine offene Kommunikat­ionskultur im Unternehme­n geben, die vermittelt, dass es okay ist, um Hilfe zu bitten. „Vor allem Menschen in leitender Funktion tun sich damit oft schwer“, sagt Huxholl.

Doch Selbstfürs­orge sei nicht nur wichtig, Führungskr­äfte hätten hier auch eine Vorbildfun­ktion. „Wenn sie sich ständig krank zur Arbeit schleppen oder am Wochenende Mails verschicke­n, setzt das auch die Kolleginne­n und Kollegen unter Druck.“

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FOTO: DPA Spagat zwischen Team und Vorgesetzt­en: Führungskr­äfte auf der unteren und mittleren Ebene sind oft einer Doppelbela­stung ausgesetzt.

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