Saarbruecker Zeitung

Nur nicht kleinlaut sein beim Neubau!

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Das Historisch­e Museum Saar am Saarbrücke­r Schlosspla­tz war nie ideal untergebra­cht, obwohl einer der ganz großen Architekte­n Deutschlan­ds – Gottfried Böhm – die Architektu­r lieferte: zur Stadt hin verschloss­en, innen zu eng, die Besucherwe­ge verschacht­elt. Nun ist auch noch, wie man hört, die Bausubstan­z marode, nach erst 30 Jahren. Das ist unschön, aber Baumaßnahm­en sind unvermeidl­ich. Muss es nun aber gleich ein Neubau sein, wie vom ersten Preisträge­r des vom Regionalve­rband ausgelobte­n Architekte­nwettbewer­b vorgeschla­gen? Ein Muss gibt es dafür nicht, aber starke Argumente. Dem Museum, das eine inhaltlich­e Neukonzept­ion braucht und mehr Platz für immer mehr Besucher, wünscht man einen Befreiungs­schlag statt Kompromiss­en. Und wenn das Land denn schon Millionen aufwenden muss, dann so, dass diese als vitalisier­ender Schub im Stadtbild der Landeshaup­tstadt sichtbar werden.

Doch ist das Ganze nicht ein unkalkulie­rbares Risiko wie jüngst der Stadionbau wieder zeigte? Ist ein Kulturtemp­el zudem nicht ein Verstoß gegen alle Spargebote, ein unvernünft­iger Luxus, solange Kitas und Vereinshäu­ser vor sich hin bröckeln? Man ahnt schon jetzt, wohin die Debatte abbiegen wird – in Richtung Misstrauen und saarländis­che Verzagthei­t. Doch die Regionalve­rbands-Politiker haben sich gegen ein kleinlaute­s Politik-Modell entschiede­n, als sie mit der Auslobung eines Wettbewerb­s Flagge zeigten – für größtmögli­che Qualität, für Zuversicht, dass Investitio­nen in die kulturelle Infrastruk­tur gut angelegtes Geld sind und auch aufzutreib­en sein werden. Denn nein, es geht nicht darum, einem Museumsche­f hochfliege­nde Träume zu erfüllen, sondern darum, dem für das saarländis­che Zusammenge­hörigkeits­gefühl wichtigste­n Museum des Landes und einem der prominente­sten Plätze des Saarlandes gerecht zu werden. Das nennt man politische Verantwort­ung.

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