IG Metall droht Ford mit unbefristetem Arbeitskampf
VÖLKLINGEN Die Gewerkschaft IG Metall will sich von dem USAutobauer Ford nicht mehr länger hinhalten lassen. Das machte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle, Lars Desgranges, auf der Delegiertenversammlung seiner Organisation am Samstag in Völklingen deutlich. „Entweder wir einigen uns in den nächsten Tagen auf eine Lösung in Form eines Sozialtarifvertrags oder wir gehen in eine harte Auseinandersetzung“. Dies bedeute Urabstimmung und – je nach Ausgang – „ein unbefristeter Arbeitskampf, und zwar einen, den das Saarland noch nie gesehen hat“. Es müsse eine gute Lösung her; diese sei nicht „die Übernahme des bestehenden Freiwilligenangebots von Ford“. Der Ford-Betriebsrat hat für Mittwoch zu einer Betriebsversammlung geladen. Im Sommer 2022 hatte Ford das Ende der Autoproduktion für 2025 in ihrer Fabrik auf dem Saarlouiser Röderberg angekündigt. Im Werk und im Industriepark, der Ford zuarbeitet, sind der IG Metall zufolge noch 5000 Frauen und Männer beschäftigt, davon 1000 bei den Zulieferbetrieben. „Auch diese Kollegen sind massiv um ihre Zukunft besorgt“, rief der 2. Bevollmächtigte der Völklinger Verwaltungsstelle, Ralf Cavelius, den Delegierten zu. Dennoch: In den meisten Betrieben würden Sozialtarif-Verhandlungen laufen – mit Elementen wie Übergangs-Brücken in die Rente, die Einrichtung von Transfergesellschaften in Verbindung mit Qualifizierungsmaßnahmen oder Abfindungs-Zahlungen beim Verlust des Arbeitsplatzes. Die einzige Firma, die sich Verhandlungen verweigere, sei der Logistiker
Rhenus LMS. „Daher werden die Beschäftigten dort immer wieder in den Arbeitskampf ziehen“, so Cavelius.
Die Verwaltungsstelle Völklingen, die das westliche Saarland bis hoch nach Weiskirchen umfasst, ist nach Auffassung von Desgranges „von allen IG Metall-Geschäftsstellen am stärksten von der Transformation der Industrie hin zu Klimaneutralität betroffen“. Neben der Automobilindustrie und ihren Zulieferern sei dies die Stahlindustrie. Hier seien zunächst die Weichen richtig gestellt, da feststehe, dass die Investitionen der Stahlholding Saar (SHS) in Höhe von 3,6 Milliarden Euro mit 2,6 Milliarden Euro gefördert werden. „Damit kann unsere Industrie in ein neues Zeitalter der grünen Stahlerzeugung einsteigen.“
Doch „wir haben immer noch keinen Industriestrompreis für energieintensive Branchen“, mahnte Desgranges an. „Wir benötigen ihn aber, damit energieintensive Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben“. Außerdem kritisierte er, „dass immer weniger Betriebe tarifgebunden sind“. Die Staatssekretärin im Saar-Arbeitsministerium, Bettina Altesleben (SPD), kündigte in ihrem Grußwort an, dass sich das Saarland „für eine Stärkung der Tarifbindung einsetzen wird“. Mithilfe einer Bundesratsinitiative soll erreicht werden, dass mehr
Tarifverträge allgemeinverbindlich erklärt werden. Der Saarländer Ralf Reinstädtler, seit Oktober geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, forderte in seiner Rede eine Transformations-Kommission, in der – auch mit Beteiligung der Bundesländer – herausgearbeitet werden soll, was der Weg in die klimaneutrale Produktion für die Industrie bedeutet, was es kostet und woher das Geld kommen soll – auch wenn für ihn „der ökologische Wandel notwendig und möglich ist“.
Die beiden Bevollmächtigten wurden von den Delegierten mit großer Mehrheit wiedergewählt. Lars Desgranges erhielt 96,3 Prozent der Stimmen, Ralf Cavelius 88,7 Prozent. In der Verwaltungsstelle Völklingen der IG Metall sind mehr als 25 300 Mitglieder organisiert. Im ganzen Saarland hat die Gewerkschaft noch 63 000 Mitglieder.