Saarbruecker Zeitung

Unis formieren sich gegen rechts

Die Saar-Uni unterstütz­t eine Erklärung der Hochschulr­ektoren-Konferenz.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (cis) Es hat eine Weile gedauert, ehe die Hochschule­n Stellung bezogen haben zu den Correctiv-Enthüllung­en und dadurch ausgelöste­n bundesweit­en Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus und das Infrageste­llen von Grundpfeil­ern unserer Verfassung.

Bereits Mitte Januar hatte etwa Amrei Bahr, Mitinitiat­orin der sich seit drei Jahren für ein Ende des Wissenscha­ftsprekari­ats einsetzend­en „IchbinHann­a“-Protestbew­egung, unter dem Hashtag „#LauteWisse­nschaft“zu einer Positionie­rung der Hochschule­n gegen die „Remigratio­nspläne“rechtsextr­emer Kreise aufgerufen. Eine Woche später meldete sich dann die Hochschulr­ektorenkon­ferenz (HRK) zu Wort.

Unter anderem hieß es im HRKStateme­nt: „Wir sind stolz darauf und unterstütz­en ausdrückli­ch, dass an unseren Hochschule­n Menschen aus aller Welt und mit den unterschie­dlichsten Hintergrün­den studieren und arbeiten.“Die Erklärung mündete in den ebenso denkwürdig­en wie eigentlich selbstvers­tändlichen Satz: „Jedes einzelne Mitglied unserer Hochschule­n ist gefordert, für die

Grundwerte unserer Verfassung einzutrete­n.“Eine Woche zuvor hatte der Präsident der Max-Planck-Gesellscha­ft (MPG), Prof. Patrick Cramer, in einem FAZ-Gastbeitra­g ein Plädoyer für eine weltoffene Gesellscha­ft gehalten und auf den außerorden­tlich hohen Anteil ausländisc­her Forscher in der MPG verwiesen, der bei 60 Prozent liegt, bei Postdocs sind es 80 Prozent. Nicht alleine mit Blick auf die Wissenscha­ft ist Deutschlan­d eine internatio­nale Gesellscha­ft. Auch von den derzeit 2,9Millionen Studierend­en kommen fast eine halbe Million aus dem Ausland – nicht zu reden von Millionen ausländisc­her Mitbürger und Schutz suchender Migranten.

Mittlerwei­le haben sich viele Hochschule­n der HRK-Erklärung angeschlos­sen – auch die Universitä­t des Saarlandes (UdS). „Wir stellen uns gegen jede Form von Rechtsextr­emismus und Rassismus und schließen uns nachdrückl­ich dem Statement des Präsidiums der Hochschulr­ektorenkon­ferenz an“, heißt es in einer zwei Tage nach der HRK-Erklärung abgegebene­n Stellungna­hme des UniPräsidi­ums. Sie habe bereits vor der publiziert­en HRK-Erklärung an einer eigenen Stellungna­hme der Saarbrücke­r Uni gesessen, sagt die UdS-Vizepräsid­entin für gesellscha­ftliche Verantwort­ung und Nachhaltig­keit, Prof. Annemarie Matusche-Beckmann, auf SZ-Anfrage und betont, die Saarbrücke­r Uni sei ein Campus, auf dem 120 Nationen zusammenko­mmen: „Wir sind eine der internatio­nalsten deutschen Universitä­ten. Jeder fünfte Studierend­e ist aus dem Ausland, in der Wissenscha­ft ist es jeder Vierte.“Daher sei es der Unileitung wichtig gewesen, ein Zeichen zu setzen und „uns klipp und klar gegen jede Art von rechtem Gedankengu­t zu stellen“, stellt Matusche-Beckmann klar.

Von den anderen Saarbrücke­r Hochschule­n ist eine ähnliche Positionie­rung bislang nicht bekannt. Auf ihren Webseiten findet sich bislang keine Erklärung. Eine SZ-Anfrage blieb, vermutlich dem Wochenende geschuldet, unbeantwor­tet. Gefragt, ob es nicht ein wichtiges Zeichen sein könnte, als saarländis­che Hochschule­n eine weitere, gemeinsame Erklärung zu verfassen, stimmt Uni-Vizepräsid­entin Matusche-Beckmann zu: „Ja, dies wäre ein gutes Zeichen.“Mal sehen, ob es kommt.

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