Erste Kostenschätzung für Museums-Bau
Auch die zweiten und dritten Preisträger im Architektenwettbewerb um den Erweiterungsbau des Historischen Museums Saar am Saarbrücker Schlossplatz haben noch eine Chance. Wir sagen, warum.
SAARBRÜCKEN Aktuell sind in der Saarbrücker Alten Post an der Ecke Dudweiler-/Stephanstraße gegenüber der Johanniskirche 22 Entwürfe ausgestellt, die zeigen, wie sich der Saarbrücker Schlossplatz verwandeln könnte, wenn das Historische Museum Saar einen Erweiterungsoder einen Neubau erhält. Letzteres wäre eine Radikallösung, denn der Bestandsbau müsste weichen. Doch just dieses Modell überzeugte die Jury, „trint und Kreuder“(Köln) machten den ersten Preis im Architektenwettbewerb (die SZ berichtete).
Aber ob ihre Idee tatsächlich umgesetzt wird, ist offen, denn auch die Preisträger des zweiten und dritten Preises, die nur Erweiterungen vorschlagen, haben noch die Chance, sich durchzusetzen. Es sind diese: Oliver Brünjes mit Uwe Erhard (Saarbrücken) und studioinges (Berlin). Wir haben die wichtigsten Fragen zum komplexen Verfahren zusammengestellt, das auf den Wettbewerb folgt. Der Regionalverband als Träger des Historischen Museums antwortete.
Wie viel hat der Architektenwettbewerb (inklusive Preisgeld) gekostet? Im Beschluss der Regionalversammlung vom 30. März 2023 ging man von Gesamtkosten von rund 150 000 Euro aus.
In den Regionalverbands-Haushalt wurden, wie auf der Pressekonferenz gesagt wurde, für 2024 rund eine Million Euro eingestellt. Wofür wird das Geld verausgabt?
Bereits im Sommer 2023 wurden eine Million Euro in den Investitionshaushalt für den Beginn des Projektes eingestellt. Das heißt, dass die Ermächtigung zur Kreditaufnahme vorliegt, letztere aber erst dann erfolgt, wenn das Geld benötigt wird. Ein Baubeginn noch in diesem Jahr ist selbst bei einem schnellen Entscheidungsverfahren eher unrealistisch, sodass im Jahr 2024 höchstens Planungs- und Ausschreibungskosten anfallen werden.
Könnte die Regionalverbandsversammlung den gesamten Prozess jetzt noch stoppen, bevor die Kostensondierungen mit den Büros stattgefunden haben?
Offiziell ist der Wettbewerb als „Realisierungswettbewerb mit nachgeschaltetem Verhandlungsverfahren (Paragraf 80 der Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge)“ausgeschrieben. Aktuell ist erst mal die Phase der Prüfung und Sondierung: Die Entwürfe aus dem Wettbewerb werden zum Beispiel auch der Politik vorgestellt und erläutert. Zeitgleich werden die prämierten Architekturbüros aufgefordert, genauere Kostenkalkulationen zu ihren Entwürfen einzureichen. Diese werden dann auf Plausibilität überprüft.
Wurde in der Ausschreibung ein Realisierungsversprechen gegeben?
Es wurde eine Realisierungsabsicht unter gewissen Bedingungen formuliert. Der genaue Wortlaut ist folgender: „Zur weiteren Bearbeitung ist die Ausloberin gewillt, einem/einer der Preisträger/-innen vorerst die Leistungen gemäß Paragraf 34 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure Leistungsphasen 2-4 zu beauftragen, soweit und sobald die dem Wettbewerb zugrunde liegende Aufgabe ganz oder teilweise als eigene Baumaßnahme realisiert werden soll, die Finanzierung abschließend gesichert ist und der oder die Wettbewerbsteilnehmende, dessen oder deren Arbeit mit einem Preis ausgezeichnet wurde, eine einwandfreie Ausführung der zu übertragenden Leistungen erwarten lässt.“
Wie hoch ist die Summe, die in der Ausschreibung als Größenordnung genannt wurde – 3,5 Millionen Euro? In der Auslobung wurde ein Kostenrahmen für Bau und Technik – ohne
Planungsleistung – von 3,583 Millionen Euro netto angegeben, das wären knapp 4,3 Millionen Euro brutto. Rechnet man die Planungskosten hinzu, landet man bei etwa fünf Millionen Euro. Von den Preisträgern werden lediglich erste grobe Kostenschätzungen erwartet, was jedoch keine verbindliche Kalkulation darstellt.
Es gibt Durchschnittswerte für die Baukosten von Museen pro Quadratmeter, sie liegen etwa bei 3000 bis 3500 Euro. Mit welcher Zahl rechnen Sie?
Auf der Basis des Baukostenindex von 2023 ist dies korrekt, bildet jedoch nur einen Orientierungspunkt, da es sich beim Umbau des Museums um einen komplexen Umbau handelt. Indexzahlen sind in diesem Fall wenig aussagekräftig.
Wenn die Kostenschätzungen der drei Büros vorliegen – wer trifft wann die Entscheidung, welcher Vorschlag der Regionalversammlung zur endgültigen Abstimmung vorgelegt wird?
Für die Vergabeverhandlung über Architektenleistungen mit den drei Preisträgern muss noch eine Vergabekommission gebildet werden. Diese legt das Ergebnis abschließend als Beschlussvorschlag der Regionalversammlung zur Entscheidung vor.
Geht der Regionalverband von einer größeren finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung aus? Wann werden Gespräche stattfinden?
Sobald ein konkretes Ergebnis mit
Kostenschätzung zur Entscheidung vorliegt, können auch eventuelle Kostenbeteiligungen aus Förderprogrammen von Bund und Land geprüft oder beantragt werden.
Regionalverbandschef Peter Gillo (SPD) sprach auf einer Pressekonferenz von Widerständen und Kontroversen, die er erwartet. Welche sieht er?
Ein Projekt dieser Größenordnung und ein Architektenwettbewerb lösen immer auch Debatten aus. Es geht um bedeutende Fragen: Wollen wir einen Umbau, Anbau oder gar einen Neubau? So oder so handelt es sich um eine Investition von mehreren Millionen Euro. Eine sachliche Debatte wollen wir durch eine transparente Kommunikation und realistische Kostenbetrachtungen ermöglichen.
Gibt es bereits Reaktionen aus den Parteien?
Bisher nicht. Aber die Beiträge wurden auch gerade erst öffentlich, und die Diskussion mit der Politik beginnt damit erst jetzt. Allerdings war sie auch schon vorher teilweise eingebunden, zum Beispiel durch eine Vertretung in der Sachpreisjury.