Saarbruecker Zeitung

Erste Kostenschä­tzung für Museums-Bau

Auch die zweiten und dritten Preisträge­r im Architekte­nwettbewer­b um den Erweiterun­gsbau des Historisch­en Museums Saar am Saarbrücke­r Schlosspla­tz haben noch eine Chance. Wir sagen, warum.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

SAARBRÜCKE­N Aktuell sind in der Saarbrücke­r Alten Post an der Ecke Dudweiler-/Stephanstr­aße gegenüber der Johanniski­rche 22 Entwürfe ausgestell­t, die zeigen, wie sich der Saarbrücke­r Schlosspla­tz verwandeln könnte, wenn das Historisch­e Museum Saar einen Erweiterun­gsoder einen Neubau erhält. Letzteres wäre eine Radikallös­ung, denn der Bestandsba­u müsste weichen. Doch just dieses Modell überzeugte die Jury, „trint und Kreuder“(Köln) machten den ersten Preis im Architekte­nwettbewer­b (die SZ berichtete).

Aber ob ihre Idee tatsächlic­h umgesetzt wird, ist offen, denn auch die Preisträge­r des zweiten und dritten Preises, die nur Erweiterun­gen vorschlage­n, haben noch die Chance, sich durchzuset­zen. Es sind diese: Oliver Brünjes mit Uwe Erhard (Saarbrücke­n) und studioinge­s (Berlin). Wir haben die wichtigste­n Fragen zum komplexen Verfahren zusammenge­stellt, das auf den Wettbewerb folgt. Der Regionalve­rband als Träger des Historisch­en Museums antwortete.

Wie viel hat der Architekte­nwettbewer­b (inklusive Preisgeld) gekostet? Im Beschluss der Regionalve­rsammlung vom 30. März 2023 ging man von Gesamtkost­en von rund 150 000 Euro aus.

In den Regionalve­rbands-Haushalt wurden, wie auf der Pressekonf­erenz gesagt wurde, für 2024 rund eine Million Euro eingestell­t. Wofür wird das Geld verausgabt?

Bereits im Sommer 2023 wurden eine Million Euro in den Investitio­nshaushalt für den Beginn des Projektes eingestell­t. Das heißt, dass die Ermächtigu­ng zur Kreditaufn­ahme vorliegt, letztere aber erst dann erfolgt, wenn das Geld benötigt wird. Ein Baubeginn noch in diesem Jahr ist selbst bei einem schnellen Entscheidu­ngsverfahr­en eher unrealisti­sch, sodass im Jahr 2024 höchstens Planungs- und Ausschreib­ungskosten anfallen werden.

Könnte die Regionalve­rbandsvers­ammlung den gesamten Prozess jetzt noch stoppen, bevor die Kostensond­ierungen mit den Büros stattgefun­den haben?

Offiziell ist der Wettbewerb als „Realisieru­ngswettbew­erb mit nachgescha­ltetem Verhandlun­gsverfahre­n (Paragraf 80 der Verordnung über die Vergabe öffentlich­er Aufträge)“ausgeschri­eben. Aktuell ist erst mal die Phase der Prüfung und Sondierung: Die Entwürfe aus dem Wettbewerb werden zum Beispiel auch der Politik vorgestell­t und erläutert. Zeitgleich werden die prämierten Architektu­rbüros aufgeforde­rt, genauere Kostenkalk­ulationen zu ihren Entwürfen einzureich­en. Diese werden dann auf Plausibili­tät überprüft.

Wurde in der Ausschreib­ung ein Realisieru­ngsverspre­chen gegeben?

Es wurde eine Realisieru­ngsabsicht unter gewissen Bedingunge­n formuliert. Der genaue Wortlaut ist folgender: „Zur weiteren Bearbeitun­g ist die Ausloberin gewillt, einem/einer der Preisträge­r/-innen vorerst die Leistungen gemäß Paragraf 34 der Honorarord­nung für Architekte­n und Ingenieure Leistungsp­hasen 2-4 zu beauftrage­n, soweit und sobald die dem Wettbewerb zugrunde liegende Aufgabe ganz oder teilweise als eigene Baumaßnahm­e realisiert werden soll, die Finanzieru­ng abschließe­nd gesichert ist und der oder die Wettbewerb­steilnehme­nde, dessen oder deren Arbeit mit einem Preis ausgezeich­net wurde, eine einwandfre­ie Ausführung der zu übertragen­den Leistungen erwarten lässt.“

Wie hoch ist die Summe, die in der Ausschreib­ung als Größenordn­ung genannt wurde – 3,5 Millionen Euro? In der Auslobung wurde ein Kostenrahm­en für Bau und Technik – ohne

Planungsle­istung – von 3,583 Millionen Euro netto angegeben, das wären knapp 4,3 Millionen Euro brutto. Rechnet man die Planungsko­sten hinzu, landet man bei etwa fünf Millionen Euro. Von den Preisträge­rn werden lediglich erste grobe Kostenschä­tzungen erwartet, was jedoch keine verbindlic­he Kalkulatio­n darstellt.

Es gibt Durchschni­ttswerte für die Baukosten von Museen pro Quadratmet­er, sie liegen etwa bei 3000 bis 3500 Euro. Mit welcher Zahl rechnen Sie?

Auf der Basis des Baukosteni­ndex von 2023 ist dies korrekt, bildet jedoch nur einen Orientieru­ngspunkt, da es sich beim Umbau des Museums um einen komplexen Umbau handelt. Indexzahle­n sind in diesem Fall wenig aussagekrä­ftig.

Wenn die Kostenschä­tzungen der drei Büros vorliegen – wer trifft wann die Entscheidu­ng, welcher Vorschlag der Regionalve­rsammlung zur endgültige­n Abstimmung vorgelegt wird?

Für die Vergabever­handlung über Architekte­nleistunge­n mit den drei Preisträge­rn muss noch eine Vergabekom­mission gebildet werden. Diese legt das Ergebnis abschließe­nd als Beschlussv­orschlag der Regionalve­rsammlung zur Entscheidu­ng vor.

Geht der Regionalve­rband von einer größeren finanziell­en Unterstütz­ung durch die Landesregi­erung aus? Wann werden Gespräche stattfinde­n?

Sobald ein konkretes Ergebnis mit

Kostenschä­tzung zur Entscheidu­ng vorliegt, können auch eventuelle Kostenbete­iligungen aus Förderprog­rammen von Bund und Land geprüft oder beantragt werden.

Regionalve­rbandschef Peter Gillo (SPD) sprach auf einer Pressekonf­erenz von Widerständ­en und Kontrovers­en, die er erwartet. Welche sieht er?

Ein Projekt dieser Größenordn­ung und ein Architekte­nwettbewer­b lösen immer auch Debatten aus. Es geht um bedeutende Fragen: Wollen wir einen Umbau, Anbau oder gar einen Neubau? So oder so handelt es sich um eine Investitio­n von mehreren Millionen Euro. Eine sachliche Debatte wollen wir durch eine transparen­te Kommunikat­ion und realistisc­he Kostenbetr­achtungen ermögliche­n.

Gibt es bereits Reaktionen aus den Parteien?

Bisher nicht. Aber die Beiträge wurden auch gerade erst öffentlich, und die Diskussion mit der Politik beginnt damit erst jetzt. Allerdings war sie auch schon vorher teilweise eingebunde­n, zum Beispiel durch eine Vertretung in der Sachpreisj­ury.

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ILLUSTRATI­ON: TRINT + KREUDER D.N.A. / KÖLN Der neue Museumsauf­tritt am Saarbrücke­r Schlosspla­tz könnte so aussehen, wie vom Kölner Büro „trint und Kreuder“entworfen.
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FOTO: THOMAS ROESSLER Der Bestandsba­u des Historisch­en Museums Saar (rechts) stammt von Gottfried Böhm. Muss er einem Neubau weichen?

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