„Offenbachiade à la Alfons“begeistert den vollen Sendesaal
SAARBRÜCKEN Das 3. Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) am Freitag auf dem Halberg war eine „Offenbachiade à la Alfons“. Voll besetzt der Sendesaal des SR wie auch die Bühne, die DRP wartete mit großer Besetzung auf. Alfons alias Emmanuel Peterfalvi, ohne Standard-Puschel-, dafür mit SR2-Mikrofon, belustigte wie gewohnt deutsch-französelnd mit seinen Moderationen, in denen er sich als musikalischer Laie und schlechter Kenner Offenbachs outete. Trotzdem: Seine launige Skizzierung der Biografie des deutschfranzösischen Komponisten war erhellend. So erfuhr man, dass sich Offenbach sogar einen Schreibtisch in die Kutsche einbauen ließ, um seinen Arbeitseifer nicht unterbrechen zu müssen. Denn enorm fleißig beim Komponieren war der „Deutsche“in Paris, verglichen mit den „normalen“Franzosen.
Auch politisch war Alfons kein Gag zu schade, um die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Etwa wie Frankreichs Präsident Macron ins Amt kam: Weil er eine 24 Jahre Ältere geheiratet hat. Das gefiel den Franzosen, deshalb haben sie ihn gewählt. Oder: Gutenberg hat den Druck erfunden, Guttenberg (Karl Theodor) das Copyright. Und weiter: Weil Deutsche und Franzosen über Jahrzehnte aufeinander geschossen haben, wollte man etwas Neues, Beständiges versuchen und gründete die EU. Und man erfuhr, dass die Franzosen bis auf ein Kapitel nichts in der Bibel lesen. Nur das eine, in dem Christus Wasser in Rotwein verwandelt. Eh bien!
Natürlich kam Offenbachs Musik nicht zu kurz. Manuel Rosenthal hat ein Ballett „Gaité parisienne“auf Melodien von Offenbach geschrieben. Ein wenig grobschlächtig, von der DRP auch so gespielt, von der jungen Dirigentin Chloé Dufresne mit weiten Armschwüngen und lockeren Kniebeugen animiert. Besondere Akzente setzte Sheva Tehoval mit großem, leicht geschärftem Sopran, die in Kadenzen instrumental artistisch bis in höchste Stimmlagen kletterte. Arien und Romanzen aus „Opéra comique“, „fantastique“und „bouffe“sowie aus Märchenopern ließen sie temperamentvoll und virtuos gestaltend glänzen. Das Orchester legte sich bei Ballettmusiken und Ouvertüren klangvoll ins Zeug, die berühmte „Barcarolle“aus „Les contes d'Hoffmann“animierte zum Mitsingen, furios gelang der Galopp mit Windmaschine aus „Le voyage dans la lune“und beim „Höllengalopp“, bekannt als „Cancan“aus „Orphé aux envers“war Mitklatschen angesagt.
Offenbachs unerschöpflicher Melodienreichtum, seine überschäumende Phantasie wurden deutlich, sie haben ihn zum Hauptvertreter der Kunst-Gattung „primitiv et gai“gemacht. Und weils so schön war, gabs als Zugabe noch einmal die „Barcarolle“zum Mitsingen, das Erscheinen des französischen Generalkonsuls entfesselte Begeisterung. Alfons bedankte sich bei allen Mitwirkenden vor und hinter der Bühne, dem phantastischen Orchester, der formidablen
Dirigentin (Küsschen) und der großartigen Sängerin. Alles in allem ein Abend für alle, die in der Karnevalszeit gepflegte Unterhaltung gepaart mit ein wenig intellektuellem Anspruch mögen.