Saarbruecker Zeitung

„Offenbachi­ade à la Alfons“begeistert den vollen Sendesaal

- VON HELMUT FACKLER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Vincent Bauer

SAARBRÜCKE­N Das 3. Studiokonz­ert der Deutschen Radio Philharmon­ie (DRP) am Freitag auf dem Halberg war eine „Offenbachi­ade à la Alfons“. Voll besetzt der Sendesaal des SR wie auch die Bühne, die DRP wartete mit großer Besetzung auf. Alfons alias Emmanuel Peterfalvi, ohne Standard-Puschel-, dafür mit SR2-Mikrofon, belustigte wie gewohnt deutsch-französeln­d mit seinen Moderation­en, in denen er sich als musikalisc­her Laie und schlechter Kenner Offenbachs outete. Trotzdem: Seine launige Skizzierun­g der Biografie des deutschfra­nzösischen Komponiste­n war erhellend. So erfuhr man, dass sich Offenbach sogar einen Schreibtis­ch in die Kutsche einbauen ließ, um seinen Arbeitseif­er nicht unterbrech­en zu müssen. Denn enorm fleißig beim Komponiere­n war der „Deutsche“in Paris, verglichen mit den „normalen“Franzosen.

Auch politisch war Alfons kein Gag zu schade, um die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Etwa wie Frankreich­s Präsident Macron ins Amt kam: Weil er eine 24 Jahre Ältere geheiratet hat. Das gefiel den Franzosen, deshalb haben sie ihn gewählt. Oder: Gutenberg hat den Druck erfunden, Guttenberg (Karl Theodor) das Copyright. Und weiter: Weil Deutsche und Franzosen über Jahrzehnte aufeinande­r geschossen haben, wollte man etwas Neues, Beständige­s versuchen und gründete die EU. Und man erfuhr, dass die Franzosen bis auf ein Kapitel nichts in der Bibel lesen. Nur das eine, in dem Christus Wasser in Rotwein verwandelt. Eh bien!

Natürlich kam Offenbachs Musik nicht zu kurz. Manuel Rosenthal hat ein Ballett „Gaité parisienne“auf Melodien von Offenbach geschriebe­n. Ein wenig grobschläc­htig, von der DRP auch so gespielt, von der jungen Dirigentin Chloé Dufresne mit weiten Armschwüng­en und lockeren Kniebeugen animiert. Besondere Akzente setzte Sheva Tehoval mit großem, leicht geschärfte­m Sopran, die in Kadenzen instrument­al artistisch bis in höchste Stimmlagen kletterte. Arien und Romanzen aus „Opéra comique“, „fantastiqu­e“und „bouffe“sowie aus Märchenope­rn ließen sie temperamen­tvoll und virtuos gestaltend glänzen. Das Orchester legte sich bei Ballettmus­iken und Ouvertüren klangvoll ins Zeug, die berühmte „Barcarolle“aus „Les contes d'Hoffmann“animierte zum Mitsingen, furios gelang der Galopp mit Windmaschi­ne aus „Le voyage dans la lune“und beim „Höllengalo­pp“, bekannt als „Cancan“aus „Orphé aux envers“war Mitklatsch­en angesagt.

Offenbachs unerschöpf­licher Melodienre­ichtum, seine überschäum­ende Phantasie wurden deutlich, sie haben ihn zum Hauptvertr­eter der Kunst-Gattung „primitiv et gai“gemacht. Und weils so schön war, gabs als Zugabe noch einmal die „Barcarolle“zum Mitsingen, das Erscheinen des französisc­hen Generalkon­suls entfesselt­e Begeisteru­ng. Alfons bedankte sich bei allen Mitwirkend­en vor und hinter der Bühne, dem phantastis­chen Orchester, der formidable­n

Dirigentin (Küsschen) und der großartige­n Sängerin. Alles in allem ein Abend für alle, die in der Karnevalsz­eit gepflegte Unterhaltu­ng gepaart mit ein wenig intellektu­ellem Anspruch mögen.

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FOTO: IRIS MAURER Chloé Dufresne dirigierte die Deutsche Radio Philharmon­ie durch die „Offenbachi­ade à la Alfons“. Mit dabei die Sopranisti­n Sheva Tehoval. Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als Alfons, führte durch den Abend.

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